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Ladylike

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Titel: Ladylike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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Italienreise.
    Anneliese wird ungehalten. »Sag uns lieber, warum du wochenlang dein Handy abgestellt hast!«
    Er habe es nicht ausgeschaltet, es sei ihm leider gestohlen worden, behauptet Ewald. Ob wir seine Karte nicht erhalten hätten?
    Auch mir wird das Geplänkel allmählich zu bunt.
    »Ewald«, sage ich streng. »Woran ist deine Frau denn letzten Endes gestorben?«
    Offensichtlich versetzt ihn meine Frage in leichte Panik. Er wirft Anneliese einen hilfesuchenden Blick zu und sieht sich mißtrauisch nach allen Seiten um, denn wir sitzen nicht allein im Hotelgarten.
    »Lore ist selbstverständlich über alles informiert«, sagt Anneliese, »aber wir sollten vielleicht ein paar Schritte in die Dünen hinausgehen.«
    Wir finden eine sonnige Bank, an der nur hin und wieder ein Spaziergänger vorbeikommt.
    »Seit 1965 war ich nie wieder auf der Insel«, setzt Ewald erneut an, »mit Buhne 16 verbinde ich angenehme Erinnerungen. Damals war noch richtig was los hier!«
    Doch ich will jetzt endlich Tacheles reden. »Was hat die Obduktion ergeben?« frage ich und erfahre, daß der Befund erst nächste Woche zu erwarten ist. Man geht offenbar davon aus, daß kein Fremdverschulden vorliegt, und betrachtet andere Fälle als vordringlicher.
    »Und wie waren die Flitterwochen in Italien?« fahre ich mit meiner Inquisition fort.
    Offensichtlich habe ich Ewald überrumpelt. »Wie kommst du denn darauf?« fragt er irritiert.
    »Wir wissen über Yola Bescheid«, sagt Anneliese.
    Eine Weile ist es ganz still, nur die Möwen und der Wind sind zu hören.
    »Wollt ihr sie mal sehen?« fragt Ewald schließlich, aber wir schütteln beide empört den Kopf. Er läßt sich dadurch nicht beirren, greift in die Brieftasche und zieht stolz ein Foto heraus, Anneliese und ich synchron unsere Brillen.
    Neugierig betrachten wir das Bild der Heidelberger Oberärztin, die in dieser Position kein blutjunges Mädchen sein kann. Die aparte, etwa vierzigjährige Frau hat einen auffallend dunklen Teint, aber leuchtend helle Augen; sie trägt ein rotes Kleid im Carmenlook mit schulterumspielenden Rüschen. Quer über das Foto steht mit Silberstift geschrieben:
     
    Für meinen lieben Sugar-Daddy
     
    Mir bleibt einen Moment lang die Spucke weg, so geschmacklos finde ich diese Widmung.
    Anneliese hält sich aber nicht zurück. »Schämst du dich denn gar nicht!« entrüstet sie sich. »Die könnte doch glatt deine Tochter sein!«
    Ewald grinst geschmeichelt: »Da hast du direkt recht.«
    Allerdings ist seine richtige Tochter ein armseliges Aschenputtel gegen diese Klassefrau, denke ich.
    Bei Anneliese überwiegt die Neugier, und sie will mehr erfahren. »Ist sie Deutsche?«
    »Ja, natürlich«, sagt Ewald leichthin, »aber ihre Mutter stammt aus Brasilien. Yola ist in Deutschland geboren, hat hier Schule und Universität besucht und später einen Lehrer geheiratet, von dem sie vor ein paar Jahren geschieden wurde.«
    »Also konnte sie jetzt zum zweiten Mal heiraten!« sagt Anneliese spitz.
    Ewald nickt. »Es war eine einmalig schöne Hochzeit«, sagt er, »in Italien versteht man es noch, richtig zu feiern.«
    Allmählich halte ich ihn für krank. Ganz behutsam und freundlich mit ihm sprechen, nehme ich mir vor, auf keinen Fall Aggressionen wecken. Wahnsinnige sollen unberechenbar sein.
    »Verlangen die italienischen Standesbeamten keine Papiere?« frage ich mit scheinbar harmlosem Interesse.
    »Wieso denn nicht?« fragt er zurück. »San Remo liegt schließlich an der ligurischen Blumenriviera und nicht in Nevada!«
    Fast gleichzeitig schielen Anneliese und ich auf seine Hände, aber da ist weder ein alter noch ein neuer Ring zu sehen.
    Nun zeigt sich doch, daß Anneliese die Mutigere von uns beiden ist, denn sie schreit ihn an: »Bernadette war noch gar nicht tot, als du klammheimlich in Ligurien geheiratet hast! So etwas nennt man Bigamie, und ich würde gern mal wissen, mit welchen Summen du die Italiener bestochen hast.«
    Mit offenem Mund starrt uns Ewald an. »Vorhin habt ihr noch behauptet, ihr wüßtet über Yola Bescheid!« sagt er schließlich. »Aber da bringt ihr irgend etwas durcheinander! Über so eine schmutzige Phantasie können nur zwei alte Weiber verfügen! Nicht ich habe geheiratet, sondern Yola! Und ich war Trauzeuge, weil ich ihr Vater bin.«
    Nach und nach klärt sich alles auf. Als junger Ehemann hatte Ewald eine Affäre mit einer ebenfalls verheirateten Brasilianerin. Als sie ihn nach einigen Monaten über ihre Schwangerschaft

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