Ladys Zirkel: Die Fotografin (German Edition)
sie sich bei ihrer Chefin nach ihr erkundigte. Diese Frau war Kim McWilliam und nachdem sie von ihrer Chefin hörte, dass Kim eine erfolgreiche Eventmanagementagentur betrieb und auch diese exklusive Feier geplant hatte, entstand in Yvette der Wunsch, diese Frau mit der besonderen Ausstrahlung kennen zu lernen und vielleicht von ihrer Erfahrung zu profitieren.
Wie Kim ihr später einmal erzählte, war sie damals gar nicht so angetan von dieser jungen Frau, die reichlich selbstüberzeugt von ihren Plänen erzählte. Aber die Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit von Yvette zahlten sich doch irgendwann für sie aus und Kim stellte sich als Ansprechpartnerin zur Verf ügung. Schnell wurde sie von Kim auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und musste viele ihrer hochtrabenden Ideen und Ansprüche herunterschrauben. Auch dafür war Yvette Kim noch immer sehr dankbar. Sonst hätte sie wohl jetzt kein elegantes, gut laufendes Kosmetikstudio, das auf soliden Füßen stand, sondern eine Menge Schulden. Denn damals hatte sie der ambitionierte Ehrgeiz gepackt, ein regelrechtes Kosmetikinstitut mit Ausbildungslehrgängen aus dem Boden zu stampfen. Kims Einwände, sie habe ja gar keine selbstständige Berufserfahrung und solle zunächst mal klein anfangen, stießen bei ihr auf erhebliche Gegenwehr. Die langhaarige Kosmetikerin war so völlig überzeugt von sich und damals hätte ihre Starrsinnigkeit fast zu einem Ende der Zusammenarbeit geführt. Wenn sie heute bedachte, wie eisern sie arbeiten musste, um allein schon ihren kleinen Salon zu etablieren, war sie heilfroh, auf Kim gehört zu haben und erst mal nur einen kleinen Salon eröffnet zu haben.
Dann stieß eines schönen Tages Katharina dazu. Auch ihr half Kim beim Aufbau ihres Cafés. Aus der Zusammenarbeit dieses „Dreierclans“ entstand dann der Ladys Zirkel.
Al s Kim nun vor einem Monat in einer der regelmäßigen Sitzungen des Zirkels - zu dem mittlerweile auch Brigitte und Alexandra gehörten- von Linda erzählte und sie, Yvette, als ihre Vertraute vorschlug, rutschte ihr erst einmal das Herz in die Hose.
Sie hatte Bedenken, sich i n die Lage einer anderen Frau versetzen zu können, die auch noch, laut Kims Erzählungen, scheinbar ganz andere Charakterzüge besaß als sie selbst. Schon vor zweieinhalb Jahren, in der Gründungsphase des Zirkels, war Yvette überrascht darüber, dass eine Frau wie Katharina, die sehr chaotisch und unorganisiert an ihre Existenzgründung gegangen war, doch genauso viel Erfolg damit hatte. Nachdem Kim ihr ein paar grundlegende Dinge zur Geschäftsgründung eingebläut hatte, lief ihr Café „KK“ gut an. Daran erinnerte sich Yvette bei ihrer Ernennung zu Lindas Vertrauten und das nahm ihr den Unmut, sich mit Lindas Eigenschaften wie mangelndem Selbstvertrauen und Motivation gepaart mit Ängstlichkeit, auseinander zu setzen. Letztendlich hatte Yvette gelernt, dass man als Einzelkämpferin schlechte Chancen in der Geschäftswelt hatte und dass man auf unterschiedlichen Wegen zum Erfolg kommen konnte.
Ihr Mittel , sich auf das Wesen von Linda einzustellen, war nun eine möglichst umfangreiche und unauffällige Observation. Leider war es tags zuvor zu einer unerfreulichen Situation gekommen. Nachdem Yvette beobachtet hatte, wie Linda ihre Tochter Sophie bei der Schule ablieferte, stieg Yvette in denselben Bus wie sie. Bekleidet, oder in Yvettes Fall eher verkleidet, mit Jeans, weitem Sweatshirt, Turnschuhen und Basecap fühlte Yvette sich unerkenntlich genug. Doch immer wieder wanderte Lindas Blick in ihre Richtung und Yvette schien ein ungläubiges Widererkennen in ihren Augen zu sehen.
Als Konsequenz hatte Yvette sich über eine bessere und flexiblere Tarnung Gedanken gemacht und ihr Rennrad aus der Tiefgarage geholt. Eine sportlich fitte Yvette würde, falls Linda sie noch mal erkennen sollte, besser zu ihrem üblichen Businessoutfit, in dem Linda sie ja schon mal im KK-Café gesehen hatte, passen. Außerdem war Yvette mit dem Rad auch viel beweglicher. „Und etwas Training könnte ja auch nicht schaden“, dachte sie sich.
Zunächst war auch alles perfekt gelaufen für Yvette. Sie hatte an der Schule gewartet bis Linda Sophie h ineingebracht hatte, zurückgekehrt und wieder in einen Bus gestiegen war. In ihrem schicken schwaren Rennsportdress, die dunklen Haare zu einem strengen Zopf gebunden und mit ihrer verspiegelten Sportsonnenbrille fühlte sie sich mächtig athletisch und gewappnet für eine Undercoveraktion der
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