Ladys Zirkel: Die Fotografin (German Edition)
Veränderung eine mächtige Überwindung für sie bedeutete. Ihr klassisch strenges Aussehen, dass sie gerne mit Outfits, die genauso klare Linien hatten, kombinierte und die Maske, die sie mit ihrem starken Makeup auflegte, waren ihre Schutzschicht, um ihr zartes und anlehnungsbedürftiges Inneres zu verbergen. Yvette wusste um die alten Geschichten, die zu dem Aufbau dieser Mauer geführt hatten und bewunderte Lexa dafür, als sie resigniert die Perücke aus ihrer Hand nahm und sich optisch in die zarte und verträumte Person wandelte, die sie eigentlich war.
Mit dem gesamten Equipment machten sich die drei auf zum ersten Schauplatz für die Fotos, der wilden Wiese hinter dem Hof. Ein paar Schaulustige folgten ihnen. Das sorgte bei Lind a für einen weiteren Anstieg der eh schon hohen Pulsfrequenz. Doch sobald sie nach dem Zurechtlegen ihrer Ausrüstung ihre Kamera in den Händen hielt, war ihre Aufregung zumindest ertragbar. Sie dirigierte Lexa, die sich richtig gut auf Merkur machte, in verschiedene Positionen. Ab und zu platzierte sie Nils mit der Reflektorfolie an entsprechende Stellen, um das schwache Sonnenlicht zu bündeln. Das würde für einen besonderen Glanz auf den Bildern sorgen. Alles lief wie am Schnürchen und Linda entspannte sich merklich bei ihrer Arbeit. Bei manchen Motiven prüfte sie mit der Digitalkamera vorab deren Wirkung auf dem späteren Bild.
Dann gab es allerdings doch einen etwas brenzligen Moment. Linda wurde mutiger und überzeugte Lexa nach kurzem hin und her ohne Sattel und Zaumzeug auf Merkur zu steigen. Das schien Lexa nervöser zu machen als sie zugab und Merkur witterte scheinbar ihre Unsicherheit. Angespannt fing er an zu tänzeln und fiel dann in einen rüden Galopp. Anfangs hielt sich Lexa noch gut auf dem Rücken, doch als er bremste, seinen Kopf nach unten beugte und schnaubte, rutschte Lexa ohne Halt gen Boden. Die Katastrophe schlechthin, dachte Linda geschockt. Auch von Seiten der zuschauenden Reiter kamen erschreckte Rufe. Doch Lexa rappelte sich schnell wieder auf, überprüfte den Sitz des Kleides und rückte die Perücke zurecht. Sie tat die ganze Aktion mit einem Schulterzucken und einem „kann schon mal passieren“ ab und wollte wieder aufsteigen. Doch Linda bemerkte wohl das leicht gequälte Lächeln und beschloss diese Szenerie zu verlassen und zur nächsten, der Weide mit Waldsaum überzugehen. Unter den Bildern, die sie hier gemacht hatte, waren mit Sicherheit genug Brauchbare dabei. Ein Ortswechsel bedeutete für Lexa eine Pause, in der sie sich umziehen musste und wie Linda hoffe, sich ein bisschen erholen und beruhigen konnte. Und sie auch!
Außerdem wollte sie gerne nach Sophie schauen . Sie sah sie, wie sie am Rande des Übungsplatzes saß. In der einen Hand hielt sie den Rest eines Brötchens das Linda ihr morgens mit Käse belegt und in ihre Tasche gepackt hatte. In der anderen Hand hielt sie die Zügel vom neben ihr stehenden und schmatzend an einem Häufchen Gras kauenden Arthur. Auf ihrer anderen Seite hatte Lutz es sich bequem gemacht und döste vor sich hin. Linda war gerade bei Sophie angekommen, da stand Ursel schon bei ihr. Sie hörte Ursel, die ihrer Tochter vorschlug, einen kleinen Ausritt mit zwei anderen Mädchen rund um das Hofgelände zu machen. Hin und her gerissen zwischen ihrer Mutter und der Aussicht auf den Ausritt schaute sie zwischen beiden hin und her. Linda umarmte sie liebevoll, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schob sie in Richtung Ursel, die schon vorausgegangen war. „Viel Spaß und sei schön vorsichtig. Wir sehen uns zum Mittagessen, “ gab sie ihr mit auf den Weg. Stolz sah sie ihrer Tochter hinterher. Sie sah schon so groß aus, wie sie mit Arthur an der Hand und der schwarzen Reitkappe auf dem Kopf von dannen zog. Linda war unendlich erleichtert, dass es Sophie hier gefiel und so gut beschäftigt und betreut wurde von Ursel. Irgendwie musste sie sich ein kleines Dankeschön einfallen lassen für sie. Eine Bezahlung wollte sie nicht für die Reitstunden, darüber hatten sie schon gesprochen. Aber Linda war die Idee gekommen, von ihr ein Portraitfoto zu machen und es ihr zu schenken.
Sie drehte sich gerade Richtung Hofhaus, als Nils aus der permanent offen gehaltenen Eingangstür trat. Er hielt zwei Kaffeebecher in den Händen und hielt Dankbarerweise auf sie zu.
Nachdem die Becher geleert waren, machten sie sich daran, die Fotoausrüstung zum Waldsaum zu bringen. Und auch Merkur siedelte mit um. Die Blüten
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