Ladys Zirkel: Die Fotografin (German Edition)
Fleck auf ihrem rosa Shirt bestätigte das. Dann war sie schon wieder auf dem Weg zu den anderen Mädels, weil sie noch weiter spielen wollte.
Auch ihr Magen knurrte, bemerkte Linda und der leckere Geruch der aus dem Haupthaus kam, lockte sie zusammen mit Lexa und Nils in die Diele an den großen Holztisch. Angie, ihre Mutter, Ursel und drei weitere Damen in Reitkleidung saßen bereits dort und hießen sie an der Tafel willkommen. Angies Mutter, Gabriele, teilte Suppenteller aus und füllte diese mit einem kräftigen Gemüseeintopf. Vorsorglich holte sich Lexa ein Badehandtuch aus ihrer provisorischen Umkleide und bedeckte ihre Vorderseite damit, um beim Essen nicht das Kleid zu bekleckern. Der Eintopf weckte die Lebensgeister, Linda bemerkte erst auf der Holzbank sitzend, wie erledigt sie war. Die kreative Arbeit und die Anspannung hatten schon mehr ihrer Energie geraubt, als sie vermutet hätte. Wenigstens Lexa wirkte noch genauso frisch wie morgens.
Nils hatte sich neben Linda gesetzt und plauderte munter drauf los. Es amüsierte sie, dass er sich mit ihr unterhielt, obwohl er bestimmt lieber mit Lexa geflirtet hätte. Aber sie fand ihn sehr nett und fühlte sich gerade so wunderbar behaglich, dass sie ihm gerne zuhörte. Sie fand es irgendwie sympathisch, dass er anscheinend zu schüchtern war, um Lexa anzusprechen. So wirke er bis jetzt überhaupt nicht, sondern eher lässig und durch nichts zu erschüttern. Ihre eigene Schüchternheit ihm gegenüber war verschwunden, weil sie davon ausging, dass er einfach freundlich sein wollte.
Er erzählte von sich, dass er in Hamburg geboren sei, vier Jahre in München und e in Jahr in London studiert hatte. Sie erfuhr auf ihre Nachfrage, dass er Jura studiert hatte und mittlerweile in einer kleinen Kanzlei als Spezialist für Arbeitsrecht arbeitete.
„ Oh nein“, urteilte Linda in Gedanken, „ein Anwalt“. Sie wollte ihn nicht abstempeln, aber dank Marvin, ihrem Nochehemann, hatte sie eine Phobie gegen diesen Berufsstand entwickelt. Ungern wollte sie etwas über ihre Vergangenheit preisgeben, schon gar nicht gegenüber einem Mann, der auch Anwalt war, auch wenn es nicht wirklich fair war. So erzählte sie auf seine Fragen nach ihrer Herkunft und wie sie Fotografin wurde, nur, dass sie vom Lande komme, noch nicht lange in der Stadt sei und versuche, hier beruflich Fuß zu fassen. Dieser Auftrag wäre ihr erster und sie wäre unsicher, wie sie weiter machen solle. Sie erzählte ihm sogar von dem kleinen Ladenlokal in der Königstraße, in den sie schon mal durch ein Schaufenster gelinst hatte und wie toll er als Fotogeschäft wäre. Allerdings erst nach einer grundlegenden Renovierung vermutete sie ihm gegenüber. Warum auch immer bot Nils ihr seine Hilfe an, falls es zu einem Umbau kommen sollte. Er hätte vor zwei Jahren eine alte Lagerhalle mit Hilfe einiger Kumpels als Wohnhaus nutzbar gemacht und viel handwerkliche Erfahrung gesammelt. Er würde zu gerne mal wieder den Hammer schwingen.
Linda konnte sic h ein scheues Lächeln wegen der Zweideutigkeit seines Satzes nicht verkneifen, worauf er verschmitzt eine Augenbraue hob. Abrupt stand Linda auf und ließ verlauten, dass sie weiter machen müssten. Ihr wurde es plötzlich zu vertraut und war erschrocken, dass sie mit ihm flirtete. „Lass das“, ermahnte sie sich selbst, „das hast du gerade alles hinter dir. Er ist Anwalt, ist es gewohnt jeden von sich zu überzeugen“, dachte sie. Und noch mal wollte so etwas wie mit Marvin nicht durchmachen. Nils schien wegen ihres rüden Auftritts irritiert zu sein, folgte ihr dann aber etwas verblüfft.
Lexa hatte sich in der Zwischenzeit umgezogen und kam gerade aus ihrer Garderobe, die Perücke in der Hand tragend. Das weiße, sehr mädchenhafte Kleid war weit geschnitten und umspielte ihren Körper bei jedem Schritt. Es war am Saum und an den handgelenkbreiten Trägern mit einem Lochmuster verziert, was dem Kleid ein leicht altmodisches Aussehen gab. Ihre schwarzen Haare, die mittlerweile etwas wild in alle Richtungen standen, ließen sie wie ein modernes Schneewittchen aussehen. Die pinke Lippenfarbe hatte sie wieder durch farblosen Lipgloss ersetzt. Sie zog die Perücke wieder auf den Kopf und machte einen gezierten Knicks, um sich zu präsentieren.
Der dritte Fotoschauplatz befand sich in Sichtweite des Vorplatzes, der mittlerweile mit Menschen gut gefüllt war. Linda kroch die Nervosität wieder in die Knochen. Das dünne Hemdchen unter ihrer lila
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