Längst vergangen: Thriller (German Edition)
meinem Fall.«
»Warum überrascht mich das nicht?«
Sonst sage ich nichts mehr.
Wir hatten uns ja geeinigt – keine Geheimnisse mehr! aber ich kann mich nicht überwinden, ihr zu erzählen, dass die Polizei Thomas Wentworths Leiche gefunden hat. Ich habe keine Ahnung, wie sie das aufnimmt, und ich will nicht riskieren, sie wieder zu beunruhigen.
Jetzt gerade ist sie zu Hause, und wir sind glücklich. Ich setze alles daran, dass es so bleibt.
– 9 –
Im Lauf der nächsten Wochen normalisiert sich das Leben allmählich wieder. Der Arzt nimmt den Verband von meiner Hand ab und entblößt eine dünne, halbmondförmige Narbe und eine weiche Hautschicht, wo mal mein Finger gewesen ist. Er fragt wegen einer Fingerprothese, aber ich sage ihm, dass ich nicht interessiert bin.
Narben haben mich nie gestört.
Fakultätssitzungen, Unterricht und Studentenversammlungen nehmen fast meine ganze Zeit in Anspruch. Ich bekomme Diane nicht so oft zu sehen, wie ich möchte, und das zehrt an uns beiden. Sie sagt, es mache ihr nichts aus, sie verstehe es, aber das stimmt nicht.
Es macht ihr doch etwas aus. Uns beiden.
An einem Dienstag rufe ich nach dem Unterricht zu Hause an. Ich lasse das Telefon mehrmals klingeln und will gerade auflegen, als Diane antwortet. Sie ist außer Atem, aber ihre Stimme klingt herzlich, und ich schmelze dahin, als ich sie sprechen höre.
»Was hast du denn gerade gemacht?«
Sie erzählt mir, dass sie draußen im Garten gearbeitet hat.
»Ich wollte ihn fertig haben, bevor der Schnee kommt«, sagt sie. »Ich habe das Telefonklingeln kaum gehört. Ich dachte schon, ich schaffe es nicht.«
»Ich freue mich, dass du’s geschafft hast.«
»Es war knapp.« Sie nimmt das Telefon weg, hustet, dann ist sie wieder zurück. »Ich hätte mich fast auf der Treppe zu Tode gestürzt.«
Ich lache, aber sie findet das nicht komisch.
Wir unterhalten uns eine Weile. Ich erzähle ihr von meinen Kursen, und sie erklärt mir ihren Gartenplan für das nächste Jahr. Ich kann die Aufregung in ihrer Stimme hören, und es lässt mich schmunzeln.
»Möchtest du dabei helfen? Wir können das zusammen machen. Als Gemeinschaftsprojekt.«
»Du solltest mich gar nicht so nah an deinen Garten ranlassen«, sage ich. »Ich habe einen schwarzen Daumen. Alles, was ich anfasse, stirbt.«
»Du willst dich nur vor der Arbeit drücken.«
»Ich helfe dir, wenn du möchtest, aber du wirst es bereuen.« Ich wende mich zum Fenster und lasse den Blick über den Campus und die Studenten schweifen, die unten wie an einem langen Faden vorüberziehen. »Sag aber bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
»Betrachte mich als gewarnt«, sagt sie. »Aber man braucht nur ein bisschen Geduld. Du schaffst das schon.«
»Mal sehen. Geduld ist nicht meine starke ...«
Eine Pause tritt ein, dann sagt Diane: »Bist du noch dran?«
Ich antworte ihr nicht.
Ich höre sie kaum.
Ich lehne mich an die Fensterbank und konzentriere mich auf die beiden Männer, die auf der Bank vor meinem Büro sitzen. Der Schrank, der sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen zurücklehnt, und neben ihm der Kleine, der in einen khakifarbenen Armeemantel gehüllt ist. Es ist das erste Mal, dass ich sie seit der Nacht auf dem Parkplatz wiedersehe, aber ich habe keinen Zweifel, dass sie es sind.
Diane fragt mich wieder, ob ich noch dran bin.
Diesmal finde ich meine Stimme.
»Ich muss weg.«
»Was?«
Ich gehe vom Fenster weg und sage: »Ich muss dich später anrufen.«
»Warum? Was ist denn los?«
Ich zögere, bevor ich antworte, und das verrät mich. Diane merkt, wenn ich etwas verheimliche, und sie fragt wieder.
Diesmal sage ich ihr die Wahrheit.
»Bist du sicher, dass die das sind?«
»Sie sind es«, sage ich. »Ich geh jetzt mal runter.«
Das macht alles nur noch schlimmer, und als Diane wieder spricht, höre ich die Panik in ihrer Stimme.
»Nein, Jake!«
»Das ist okay. Ich will nur reden.«
»Was?«
»Die sind direkt draußen vor meinem Büro. Was soll ich denn machen, so tun, als ob sie nicht da wären?«
»Ruf die Polizei an. Lass die das machen.«
»So wie sie das bisher gemacht hat?«
»Bitte.« Die Panik in Dianes Stimme weicht tiefer, müder Traurig keit. »Geh da nicht runter, Jake. Versprich es mir.«
Ich gehe ans Fenster zurück und sehe hinaus.
Sie sind immer noch da draußen.
»Verdammt noch mal, Diane.«
»Jake, versprich es mir.«
Ich starre auf die zwei Männer hinunter und bemühe mich, Ruhe zu
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