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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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Nolans Karte mit in mein Arbeitszimmer zurück. Ich lasse sie auf den Schreibtisch fallen, dann fahre ich mit der Hand oben auf dem Bücherregal entlang, bis meine Finger eine Reihe von Schlüsseln an einem kleinen silbernen Ring ertasten. Ich suche den richtigen heraus und schließe die unterste Schublade meines Schreibtischs auf.
    Da liegt meine .38er.
    Ich spüre die alten Gewissensbisse, weil ich die Waffe behalten habe, obwohl Diane sie nicht im Haus haben wollte. Ich hatte mich immer beruhigt, indem ich mir einredete, dass ich sie nur für den Notfall behielte. Ich bin mir nicht sicher, ob dies ein Notfall ist, aber ich weiß, dass ich mit der Waffe eine bessere Chance habe, Nolan zum Beantworten meiner Fragen zu bringen als ohne.
    Ich nehme die Waffe und ein geladenes Magazin und trage beides in die Küche. Nachdem ich das Magazin in die Waffe geschoben und die Sicherung überprüft habe, lege ich sie auf die Arbeitsplatte und greife zum Telefon.
    Ich wähle Nolans Handynummer von der Karte und warte eine Sekunde, bevor ich die letzte Ziffer drücke. Ich denke an Gabbys Rat, zu warten und ihn sehen zu lassen, was er herausfinden kann, aber ich will nicht warten. Ich habe die ganze Zeit nur gewartet.
    Ich will Antworten, und zwar sofort.
    Ich wähle die letzte Ziffer, dann halte ich den Hörer ans Ohr und warte, dass es klingelt.
    Hinter mir bewegt sich etwas, dann höre ich eine Stimme.
    »Jake.«
    Als ich mich umdrehe, trifft mich ein Schlag ins Gesicht.
    Ich spüre, wie meine Nase hopsgeht und die Welt in Licht explodiert. Ich falle auf Hände und Knie. Auf den Fliesen unter mir bilden sich Blutlachen. Das Telefon knallt auf den Boden. Eine Sekunde lang denke ich, dass ich es klingeln höre, aber dann merke ich, dass der Ton von dem Mann kommt, der über mir steht.
    Von seinem Handy.
    Der Mann hebt mein Telefon auf und trennt die Verbindung. Sein Handy hört auf zu klingeln.
    »Nolan?«
    Meine Stimme ist brüchig. Als ich aufblicke, läuft mir Blut den Rachen hinunter, und ich fange an zu husten.
    Der Fußboden wankt unter mir.
    Nolan legt den Hörer zurück auf die Gabel, dann packt er mich an den Händen und zieht sie hinter meinen Rücken. Da ist das vertraute Klicken von Handschellen, und dann stehe ich wieder. Er führt mich durch die Küche und zur Hintertür hinaus. Wir gehen durch den Garten zum Holztor, das zu dem kleinen Sträßchen führt.
    Nolans Streifenwagen parkt hinter meinem Haus.
    »Was machen Sie denn?«
    Er antwortet nicht. Vielmehr drückt er den Deckel des Kofferraums hoch und schubst mich hinein.
    Ich liege auf dem Rücken und sehe zu ihm hoch.
    »Was zum Teufel ...«
    Nolan beugt sich vor und versetzt mir einen harten Stoß in den Magen, und die ganze Luft entweicht aus meiner Lunge.
    »Verdammt noch mal«, sagt er. »Halten Sie einfach die Klappe, kapiert?«
    Ich kann nicht atmen, also sage ich nichts.
    Das Blut aus meiner Nase läuft mir über die Wangen und den Hals hinunter. Ich fühle mich wie ein Ertrinkender, und ich muss mit aller Kraft gegen die Panik ankämpfen.
    Nolan schlägt den Kofferraum zu, und ich bin im Dunkeln.
    Ich lausche nach seinen Schritten, aber alles, was ich höre, ist mein eigener schneller, nasser Atem. Ein paar Sekunden späterschaukelt der Wagen, und die Tür auf der Fahrerseite knallt zu. Der Motor startet, und ich spüre, wie sich die Abgase in meiner Lunge festsetzen.
    Riechen kann ich sie nicht, aber ich weiß, dass sie da sind.
    Als wir losfahren, rolle ich mich auf die Seite und huste etwas Blut aus dem Rachen. Meine Nebenhöhlen fühlen sich an, als hätte jemand benzingetränkte Watte hineingestopft und diese angezündet. Durch die Nase atmen ist nicht möglich.
    Ich kann nur die Augen schließen, dem leisen Summen der Straße unter den Reifen lauschen und warten.
    Wenigstens habe ich Nolan gefunden.
    Und so oder so ist bald alles vorbei.

– 23 –
    Wir fahren lange.
    Zuerst versuche ich, die Abbiegungen nachzuvollziehen, damit ich weiß, wohin wir fahren, aber binnen Kurzem verliere ich den Durchblick. Als wir endlich anhalten, ist alles ruhig außer dem Wind und hin und wieder ein vorüberfahrender Wagen irgendwo in weiter Ferne.
    Ich höre, wie die Fahrertür aufgeht, dann Nolans Schritte auf dem losen Schotter. Zuerst sind sie in der Nähe, dann bewegen sie sich weg, und ich kann sie nicht mehr hören.
    Die Handschellen schneiden in meine Handgelenke, und meine Finger sind taub. Ich verlagere mein Gewicht, um meine Hände zu entlasten, aber

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