Längst vergangen: Thriller (German Edition)
müssen.« Briggs zeigt auf meine Hand.»Die werden Sie holen kommen. Egal, wohin Sie ab heute Abend hingehen wollen, ich rate Ihnen, einen Ort zu suchen, der weit weg ist.«
– 34 –
Als sie weg sind, schließe ich die Tür ab, setze mich auf die Bettkante und starre Dianes Foto an. Ich will, dass es wahr ist, ich will, dass sie lebt, aber ich glaube es nicht.
Ich gestatte mir nicht, es zu glauben.
Ich lasse das Foto aufs Bett fallen und mich in die Kissen sinken. Meine Brust schmerzt, wo Briggs mich geschlagen hat, und eine Weile reicht der Schmerz, um mich von allem abzulenken, was er mir erzählt hat. Doch bald klingt der Schmerz ab, und eine wahre Gedankenflucht setzt ein.
Ich spüre, wie mir die Tränen kommen, und schließe die Augen.
Als ich sie wieder öffne, dämmert es vor meinem Fenster. Ich setze mich auf und blicke auf die Uhr auf dem Nachttisch. Ich habe noch etwas Zeit, bis ich Lisa treffe, aber im Zimmer hocken und warten will ich auf gar keinen Fall.
Ich muss hier raus.
Ich hieve mich vom Bett hoch und hole mir saubere Kleidung aus dem Koffer. Nachdem ich mich angezogen habe, nehme ich meine Autoschlüssel und eines von den Handys vom Schreibtisch, öffne die Tür und gehe in die Dunkelheit hinaus.
– – –
Den ersten Wegweiser zur Felsenkirche finde ich etwa anderthalb Kilometer von meinem Hotel entfernt. Ein Pfeil weist den Weg,und ich folge ihm in die Berge, bis ich ein anderes Schild sehe. Ab da ist sie leicht zu finden.
Es stehen keine anderen Fahrzeuge auf dem Parkplatz, darum fahre ich hinten herum und parke auf der anderen Seite, wo ich den Eingang im Auge behalten kann. Ich sitze eine Weile und warte, und schon bald beginnen meine Finger zu trommeln, und das Summen in meinem Kopf wird zu laut, als dass ich noch denken könnte.
Ich schalte den Motor ab und steige aus dem Wagen.
Ein Backsteinweg führt am Rand des Parkplatzes entlang. Ich folge ihm um die Kirche herum zu einem Kreis von Bänken und einer Plattform mit Aussicht auf die Stadt.
Es ist dunkel, und die Brise, die von unten hochweht, ist warm und sanft. Im Mondschein kann ich die tiefen Schatten des Tals sehen, das sich bis zum Horizont erstreckt. Überall stehen vereinzelte rote Felsen, die sich vor dem Nachthimmel abzeichnen.
Ich stehe am Rand der Plattform und blicke lange hinunter. Ich bemühe mich sehr, ruhig zu bleiben. Wenn ich anfange, daran zu glauben, dass Diane lebt, kann ich nicht mehr klar denken, und dann werde ich Fehler machen.
Fehler kann ich mir nicht leisten.
Mein Magen rebelliert. Ich versuche, mich abzulenken, indem ich auf dem Backsteinweg hin und her gehe und mich auf das konzentriere, was ich Lisa sagen will.
Ein paar Minuten später höre ich einen Motor und sehe Scheinwerfer auf den Parkplatz zukommen. Ich gehe den Weg zurück, und als ich um die Kirche herumkomme, entdecke ich einen verrosteten weißen Pickup, der vor meinem Wagen parkt.
Im Näherkommen erkenne ich auf dem Fahrersitz Lisa. Sie ist allein, und obwohl ich mir gar keine Hoffnungen hatte machen wollen, spüre ich jetzt, wie sie in mir erlöschen.
Lisa sieht mich kommen und kurbelt ihr Fenster herunter. »Was machen Sie da draußen?«
»Auf Sie warten. Es gibt einen Weg ...« Lisa beugt sich vor und schließt die Beifahrertür auf.
»Steigen Sie ein, fahren wir.«
»Wohin?«
»Wir fahren herum, damit wir reden können. Das wollen Sie doch, oder?«
Ich gehe um den Truck herum zur Beifahrerseite und öffne die Tür. Im hinteren Teil bemerke ich ein paar Koffer und mehrere Kartons.
»Sie fahren weg?«
»Das ist meine Angelegenheit«, sagt sie. »Steigen Sie nun ein oder nicht?«
Ich sehe wieder die Kartons an, dann klettere ich in den Truck und schließe die Tür. Lisa verlässt den Parkplatz. Schweigend fahren wir bergab.
– – –
»Wohin fahren wir?«
»Ins Blaue.« Lisa hält inne. »Nur so kann ich sicher sein, dass die nicht mithören.«
Ich will sie nach Briggs fragen, bremse mich aber. Wenn ich ihr erzähle, was in meinem Hotel geschehen ist, entscheidet sie vielleicht, dass es zu gefährlich ist, sich mit mir zu unterhalten, und das kann ich nicht riskieren. Im Augenblick ist sie alles, was ich habe.
»Wer sind die?«
»Keine Ahnung«, sagt sie. »Ich weiß nur, dass mein Telefon abgehört wird, und es sind Leute vor meinem Haus, die wegfahren, wenn ich rauskomme.«
»Was wollen die?«
»Sie haben es mir nicht gesagt.«
»Wenn Sie raten müssten, warum glauben Sie, sind die da draußen? Warum
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