Längst vergangen: Thriller (German Edition)
engagierten wir sie für die Sicherheitsüberwachung unserer Exporte aus Liberia. Jahrelang waren sie hochgeschätzte Mitarbeiter.«
»Und jetzt sind sie Bäcker.«
Briggs sieht mich an. »Woher wissen Sie das?«
»Sagen Sie bloß nicht, das ist wahr!«
Er starrt mich stumm an.
»Ich habe mit ihnen gesprochen. Der Größere hat mir erzählt, dass sie vor einem Mob fliehen mussten und sie Geld gebraucht hätten, um eine Bäckerei zu eröffnen.«
»Fliehen? Von wo?«
»Irgendwo in Russland.«
Briggs runzelt die Stirn. »Was haben die Ihnen sonst noch erzählt?«
»Lauter Lügen«, sage ich. »Die haben uns das gesagt, was wir hören wollten.«
»Wir?« Briggs beugt sich vor. »Ich glaube, Sie sollten von vorn anfangen. Was heißt ›
wir
‹?«
Zuerst sage ich nichts, aber dann verändert sich Briggs’ Blick, und mir wird klar, dass Schweigen in diesem Fall nicht Gold ist.
Ich erzähle ihm von Gabby.
Als ich fertig bin, sieht Briggs nicht weg.
»Sie lügen.«
»Nein.«
»Ich soll Ihnen abkaufen, dass dieser Freund von Ihnen es geschafft hat, diese Männer ohne Probleme zu entführen?«
»Gabby hat seine Mittel und Wege«, sage ich. »Und problemlos war es nicht. Bevor ich da wegging, war einer der Männer, der die beiden zum Krankenhaus gefahren hat, verschollen.«
»Tot.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich bin absolut sicher. Falls das, was Sie mir erzählt haben, stimmt, sind alle Beteiligten in Gefahr. Auch Sie und Ihr Freund, fürchte ich.«
»Gabby kann auf sich selbst aufpassen.«
Briggs fixiert mich weiterhin, und ich sehe das Lächeln in seinem Blick. »Hat Alek Ihnen gesagt, woher sein Bruder diese Narben hat?«
Ich schüttele den Kopf.
»Vermutlich ist das weniger wichtig als das, was er später getan hat«, sagt Briggs. »Mathew wurde von einer Miliz entführt, die unser Unternehmen und unsere Tätigkeit nicht gutheißt. Die haben ihn sich geschnappt und gefoltert. Haben ihm die Zunge rausgeschnitten, ihn drei Tage draußen hängen und von der Sonne verbrennen lassen.«
»Warum haben sie ihn nicht einfach getötet?«
»Sie wollten ein Exempel statuieren. Ich weiß nicht warum, vielleicht sind sie Tiere. Jedenfalls haben sie ihn nach Hause geschickt, als Warnung dafür, was uns blüht, wenn wir mit ihren Regeln nicht einverstanden wären.« Briggs sieht zu Boden und lächelt. »Es hat sich als ein ziemlich ernster Fehler ihrerseits erwiesen.«
»Was ist passiert?«
»Nachdem Mathew sich erholt hatte, spürte er mit Alek und ein paar anderen jeden einzelnen Milizionär mitsamt den Familien auf. Sie haben sie ausgelöscht, einen nach dem anderen.«
»Ausgelöscht?«
»Anders kann man das nicht nennen, was sie getan haben«, sagt Briggs. »Sie waren nicht zu bremsen, nicht einmal nach Kriegsende, als der legale Handel anfing. Seitdem stellten sie für die Firma eine Belastung dar, und es blieb uns nichts anderes übrig, als sie zu versetzen.«
»Darum haben Sie die beiden hierhergeholt?«
Briggs nickt. »Wir haben ihnen einen Neuanfang in der Stadt ermöglicht, ihnen ein Gehalt gezahlt und sie sogar bei der Eröffnung einer Bäckerei unterstützt. Sie sind beide sehr schlau und unter normalen Umständen eigentlich ganz zivilisiert.«
Ich beuge mich vor und rappele mich auf. Es hämmert in meiner Brust, und ich kann immer noch nicht richtig durchatmen, aber wenigstens stehe ich.
Briggs sieht auf seine Uhr, dann greift er in die Jackentasche und zückt einen goldenen Füllfederhalter. Er nimmt eines der Fotos von Diane in die Hand, dreht es um und beginnt, etwas auf die Rückseite zu schreiben. »Sobald Sie die Information haben, die wir brauchen, rufen Sie diese Nummer an.« Er schiebt das Foto vom Tisch und hält es mir hin. »Ich erwarte, heute Abend von Ihnen zu hören.«
Ich sehe die Nummer an, drehe das Foto um und starre auf das Bild von Diane. Einen Augenblick lang gestatte ich mir zu glauben, dass sie noch lebt.
Dann halte ich inne.
»Stimmt was nicht?«
»Ich glaube immer noch, dass Sie nur Scheiße labern.«
Briggs nickt und sagt nichts.
»Also das ist alles? Ich nenne Ihnen seinen Aufenthaltsort, und das alles hier ist vorbei?«
»Wir werden Ihre Angaben natürlich überprüfen, aber ja, sagen Sie uns, wo wir ihn finden können, und Ihre Frau und wir sind quitt. Sie können dann
beide
ihrer Wege gehen.«
Die Wut schwelt immer noch in mir, aber ich verdränge sie und vergrabe sie tief.
»Aber denken Sie daran, dass wir nicht diejenigen sind, vor denen Sie Angst haben
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