Laennaeus, Olle
furchtbar einsam gewesen ist.»
Bogren verstummt und nippt an seinem
Kaffee. Konrad räuspert sich. Es fällt ihm nicht leicht, im Hinblick auf Klas zu
differenzieren.
«Und was hat es Ihnen selbst gebracht,
sich mit ihm zu treffen?»
«Mit der Band ging es immer mal auf
und ab. Meist eigentlich eher bergab. Und dann hatten die anderen Jungs ihre Familien.»
«Aber Sie nicht?»
Leif Bogren schüttelt den Kopf, während
sein schwer zu deutender Blick etwas Sorgenvolles annimmt. Außerdem wirkt er etwas
beschämt.
«Eine Sache haben wir gemeinsam, Klas
und ich. Wir haben es nie so richtig hingekriegt mit den Frauen. Na ja, denken Sie
nun um alles in der Welt nicht, wir wären alte Jungfern, so schlimm ist es nun auch
wieder nicht. Aber das mit Familie und Kindern, das hat nie richtig geklappt. Wir
haben beide ein bisschen daran zu knabbern.»
«Haben Sie sich darüber mit Klas unterhalten?»
«Na ja, unterhalten nicht gerade. So
offen ist er dann doch nicht. Aber offen genug, dass man etwas von ihm erfährt.»
«Und das wäre?»
«Dass Klas ziemlich an seiner Mutter
gehangen hat. Er hat oft von Signe gesprochen. Und fast nie von Herman. Was ihn
betrifft, so glaube ich eher, dass Klas so etwas wie Verachtung empfunden hat. Oder
Enttäuschung. Er war ja ziemlich diffus, wenn man das so sagen kann. Aber Signe,
sie hat Klas viel bedeutet.»
In Konrads Kopf taucht ein Fragment
von einem Erlebnis aus der Vergangenheit auf. Eine Glasscherbe, die das Licht in
einem neuen Winkel reflektiert. Aber sie verschwindet zu schnell wieder; er schafft
es nicht, das Bild einzufangen.
«Erzählen Sie mehr davon, was Klas
über Signe gesagt hat.»
«Sie hat ihm leidgetan. Sie hat geschuftet
und sich geschunden und unglaublich viel auf sich genommen, ohne dass irgendwer
es ihr dankte. Sie trägt alle Last der Welt auf ihren schmalen Schultern, hat er
oft gesagt.»
«Hat er auch ... etwas über mich erzählt?»
Bogren streckt seinen langen Rücken,
sodass der Gartenstuhl knarrt. Zögert ein wenig, bevor er weiterredet.
«Nicht direkt. Ich glaube, er hat es
vermieden, Ihren Namen zu nennen. Aber soweit ich es verstanden habe, war es schwer
für ihn zu akzeptieren, dass ihm ein Kuckucksei ins Nest gelegt worden ist. Er fühlte
sich herausgedrängt.»
Dann hören sie, wie die Tür zur Straße
zufällt. Eine Frau mit einer Lebensmitteltüte in jeder Hand kommt den Kiesweg entlang.
Sie wirft ihnen einen misstrauischen Blick zu, bevor sie im Treppenhaus verschwindet.
«Und was hat Sie nun so beunruhigt?»,
fragt Konrad.
Leif Bogren beugt sich vor.
«Klas ist ja schon lange nicht mehr
so gut beieinander. Hat keinen Job und so weiter. Er hat oft in Signes Küche gesessen
und Kaffee getrunken. Als es passierte - also, dass sie ermordet wurden -, war es
für ihn ein unglaublich harter Schlag. Ich hab natürlich versucht, Kontakt zu ihm
aufzunehmen, aber er ist in gewisser Weise völlig unnahbar. Letztens bin ich ihm
begegnet, als ich von einem Gig kam. Er ist durch die Straßen gestreift und hat
irgendwas Unverständliches vor sich hin gemurmelt. Wirkte völlig weggetreten.
Und als ich ihn gefragt hab, ob es ihm nicht gutginge, spuckte er nur auf den Boden
und verschwand um die Ecke.»
Bogren schüttelt bekümmert den Kopf.
«Völlig weggetreten. Das ist doch irgendwie nicht mehr normal.»
Konrad zögert. Drückt sich davor, die
entscheidende Frage zu stellen. Doch er weiß, dass er sie stellen muss.
«Glauben Sie, dass Klas sie möglicherweise
erschossen hat...?»
Leif Bogren zuckt zusammen. Er wirkt
aufrichtig erstaunt, als wäre ihm der Gedanke überhaupt noch nicht gekommen.
«Auf keinen Fall!»
Dann legt er den Kopf schräg, denkt
noch einmal genauer nach.
«Nee, nee, das ist nicht möglich. Nicht
der Klas, den ich kenne. Er hat Signe doch geliebt. Dennoch glaube ich, dass es
gut wäre, wenn Sie versuchen würden, mit ihm zu sprechen. Sie sind ja trotz allem
... Adoptivbrüder.»
Konrad reagiert nicht weiter auf den
Seitenhieb. Verspricht aber, Klas aufzusuchen. Er muss es ja sowieso irgendwann
tun. Sie wechseln noch ein paar Worte über frühere Zeiten, eher aus Höflichkeit.
Als sie sich verabschiedet haben und
Leif Bogren bereits in der Tür steht, kommt Konrad ein völlig anderer Gedanke.
«Übrigens, wer ist eigentlich Jörgen?
Die Band hieß doch Leif Jörgenz, oder?»
Sein Gegenüber sieht ihn ausdruckslos
an.
«Das bin ich. Leif Jörgen Bogren. Obwohl
es sich am Ende mit Z schreibt. Macht sich besser auf
Weitere Kostenlose Bücher