Laennaeus, Olle
Not... Lass unsere Liebe nicht sterben
...»
Dann hält er inne und blickt Konrad
erwartungsvoll an.
«Klingt irgendwie bekannt...»
«Damals waren wir richtig gefragt»,
sagt Bogren und beißt ein Stück von seiner Zimtschnecke ab. «Die Bräute haben nach
den Gigs traubenweise an uns gehangen. Na ja, traubenweise vielleicht nicht gerade.
Aber es gab weiß Gott genügend Möglichkeiten, sich zu vergnügen.»
«Und das haben Sie getan?»
«Ja ...»
Konrad nickt abwartend.
«Na ja, vergnügen, ich weiß nicht so
recht. Man hätte es sicherlich etwas offensiver angehen können. Ich war eher der
romantische Typ, der auf die Richtige gewartet hat. Wohl etwas zu lange ...»
Bogrens Blick verschwindet für eine
Weile, als würden sich die Erinnerungen an früher irgendwo dort oben unter dem knallblauen
Himmel zwischen den Zweigen des Pflaumenbaums verstecken. Er kaut langsam, schüttelt
dann den Kopf und schluckt den letzten Bissen seiner Zimtschnecke herunter.
«Sie wollten über Klas reden», sagt
Konrad.
«Genau. Deswegen bin ich ja hergekommen.
Ich hab Bedenken, dass es mit ihm den Bach runtergeht.»
«Ist das nicht schon längst passiert?»
Konrad bereut seinen Zynismus sofort.
Als er Leif Bogrens Gesichtsausdruck sieht, kommt er sich kaltherzig vor. Er wirft
die Arme in einer entschuldigenden Geste zur Seite.
«Na ja, ich meine es nicht böse, aber
er sieht ziemlich heruntergekommen aus.»
«Es ist natürlich leicht, auf jemanden
einzutreten, der bereits am Boden liegt.»
Umständlich stellt Bogren seinen Kaffeebecher
ab und wischt sich einen Krümel aus dem Mundwinkel. Verschränkt dann die Arme vor
der Brust, die unter dem offenstehenden Hemd weißlich hervorlugt.
«Ich weiß, dass viele der Meinung sind,
Klas sei ein Stinkstiefel», sagt er. «Aber ich weiß auch, dass er sich quält.»
«Sich quält?»
Bogren scheint so zu tun, als höre
er den Zweifel in seiner Stimme nicht.
«Ich hab Klas Ende der Achtzigerjahre
kennengelernt. Mit der Band lief es nicht so gut, ich war öfter arbeitslos, und
Klas ging ebenfalls stempeln, als der Schlachthof dichtgemacht hat. Seine Kumpels
von früher waren weg, und die Fußballkarriere, wenn man sie denn so nennen konnte,
war lange vorbei. Keiner von uns beiden stand also besonders gut da. Wie auch immer,
wir stießen bei einem Bereitschaftsdienst aufeinander, wo wir Müll einsammeln und
im Park Unkraut jäten sollten. Ich war ziemlich skeptisch gegenüber Klas. Hatte
ja von seinem Ruf als Raubein gehört. Sie wissen ja, wie es ist, hier im Ort kennt
jeder jeden. Einmal hatte ich ihn sogar nach einem Gig im Tingvalla in Aktion erlebt.
Wir waren gerade dabei, die Instrumente zusammenzupacken, als ich sah, wie er einen
seiner Holzclogs in die Hand nahm und ihn einem Typen, der zufällig vorbeiging,
geradewegs in die Fresse rammte.»
«Das sieht ganz nach Klas aus.»
«Ja, er hat 'ne Menge Aggressionen
in sich. Aber ich hab auch eine andere Seite von ihm kennengelernt. Am Anfang war
er mürrisch und ablehnend. Aber nach einer Weile bekam ich das Gefühl, dass er
es gut fand, mal mit jemandem ein paar Worte zu wechseln, der nicht immer so tough
war. Er hat sich ein wenig geöffnet. Sie müssen wissen, dass Klas kein Dummkopf
ist. Ziemlich ungehobelt, ja, aber auf keinen Fall dumm.»
In Leif Bogrens merkwürdigem Gesicht
zeigt sich ein Lächeln.
«Sie werden es vielleicht nicht glauben,
aber eines Tages hat er mich gebeten, ihm beizubringen, wie man Ziehharmonika spielt.»
Erneut wirbelt er mit dem Zeigefinger
in der Luft und fängt an zu singen.
«Carmencita meine Liebe ... Nimm dich
in Acht vor reichen Männern ...»
Konrad betrachtet ihn misstrauisch.
«Er hat Evert Taube im Radio gehört
und fand, dass es entzückend klang. Er hat es wortwörtlich so gesagt, erinnere ich
mich. Entzückend. Wir haben eine Weile geübt, aber den richtigen Dreh hat er nie
rausbekommen. Irgendwie hat er den Takt nicht halten können. Wie auch immer, wir
behielten über die Jahre Kontakt zueinander. Er hatte immer seine Phasen, in denen
er sich mit neuen Saufkumpanen anfreundete und aus meinem Umfeld verschwand. Und
manchmal, wenn wir auf Tournee unterwegs waren, trafen wir uns längere Zeit überhaupt
nicht. Aber irgendwann ist er immer wieder aufgetaucht. Einmal, als ich Geburtstag
hatte, brachte er eine Flasche Schnaps und eine CD mit Taubes besten Liedern mit.
Es war offensichtlich die erste, die er jemals gekauft hat. Ich glaube, dass Klas
innerlich schon immer
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