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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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sie beide Hände um seine Hand
und drückt sie fest, als wolle sie durch Telepathie erreichen, dass sie sich gemeinsam
erinnern.
    «An eine Sache, die er gesagt hat,
erinnere ich mich noch im Wortlaut. Es war das letzte Mal, dass ich ihm Fragen gestellt
habe, und ich erinnere mich deswegen so gut daran, weil er mich so fest an den Schultern
gepackt hat, dass es wehtat; er, der sonst niemals Hand an mich gelegt hat. Gudrun,
hat er gesagt, gewisse Dinge im Zusammenhang mit dieser Frau werden nie an die Öffentlichkeit
gelangen. Dürfen nie an die Öffentlichkeit gelangen!»
    Sie lässt Konrads Hand los und starrt
ihn kraftlos an.
    «War das alles?»
    «Das war alles. Aber wenn Sie damals
seine Augen gesehen hätten, würden Sie verstehen, warum ich mich niemals mehr getraut
habe, ihn nach Agnes Stankiewic zu fragen.»
    Sie sitzen noch lange schweigend da.
Die Uhr an der Wand tickt schicksalsträchtig, und es scheint, als ob alles gesagt
sei. Gudan wirkt plötzlich müde und sehr alt. Doch Konrad zweifelt keinen Augenblick
daran, dass sie sich richtig erinnert hat. Dann spürt er, dass er raus an die frische
Luft muss. Also lässt er sie mit der Fotografie eines Mannes zurück, den sie nie
bekommen hat.
     
    KAPITEL 26
     
    A m nächsten
Morgen bekommt Konrad unerwartet Besuch. Es klopft vorsichtig an seiner Tür, und
als er öffnet, steht der schlaksige, charmante Schlagersänger aus dem Hotel vor
ihm, starrt ihn mit seinen Glupschaugen an und streckt ihm die Hand entgegen.
    «Leif Bogren, darf ich reinkommen?»
Es dauert einige Sekunden, bis Konrad ihn wiedererkennt. Der Sänger von ... was
hatte Gertrud noch gesagt, wie sie hießen?
    «Wir sind uns im Frühstücksraum des
Hotels begegnet, wenn Sie sich erinnern. Allerdings nur flüchtig. Hätten Sie kurz
Zeit? Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Es ist ziemlich wichtig.»
    Konrad blickt sich verwirrt im Zimmer
um. Das Bett ist ungemacht. Und es ist gerade mal eine Viertelstunde her, dass er
nach einer stickigen Nacht die Augen aufgeschlagen hat. Jetzt steht er in ausgewaschenen
Boxershorts da.
    «Um was geht es denn?»
    «Um Klas. Er ist ja immerhin Ihr Bruder.»
    «Adoptivbruder. Er ist nur mein Adoptivbruder.»
    Leif Bogren sieht ihn mit ausdrucksloser
Miene an. Konrad lässt die Tür aufgleiten.
    «Kommen Sie rein. Hier ist es leider
etwas unaufgeräumt ... Aber vielleicht können wir uns draußen in den Garten setzen?»
    «Natürlich! Ich hab auch ein paar Zimtschnecken
mitgebracht.»
    Bogren hält Konrad die Tüte hin. Er
sieht mit seiner merkwürdigen Frisur lustig aus. Es ist schwer einzuschätzen, ob
er froh oder traurig ist. Das geblümte Hemd hat er jedenfalls in die Wäsche geworfen.
Jetzt trägt er ein diskret grünes.
    Konrad zieht sich rasch ein Paar Hosen
und einen Pulli an, gießt Kaffee in eine Thermoskanne und greift sich die beiden
einzigen Becher, die im Mietpreis inbegriffen sind. Die Steinstufen unter seinen
Füßen fühlen sich kalt an.
    «Ich mach mir ein wenig Sorgen um Klas»,
beginnt Bogren, als sie sich im Schatten unter dem Pflaumenbaum in die Gartenmöbel
gesetzt haben. Er hat einen weiteren Knopf seines Hemdes aufgeknöpft, von seinem
Hals baumelt ein kleines Goldherz an einer Kette. «Oder, ehrlich gesagt, ich mache
mir sogar ziemliche Sorgen.»
    «Sie kennen ihn also?»
    «Ja, ansonsten würde ich mir ja keine
Sorgen machen. Wir sind ... eine Art Kumpels, muss man wohl sagen. Gewesen jedenfalls.»
    Konrad betrachtet seinen unangemeldeten
Gast. Bekommt das Ganze im Kopf nicht richtig zusammen. Leif Bogren wirkt so treuherzig,
nahezu wie ein Kind, auch wenn die Falten in seinem Gesicht daraufhindeuten, dass
er schon über fünfzig sein muss. Vielleicht sind es die Augen, die einen irreführen.
Es wirkt so, als besäße er überhaupt keine Augenlider, wie ein Fisch. Seine Hände
erscheinen außerdem im Vergleich zum restlichen Körper viel zu klein.
    «Sie hatten eine Band, hat Gertrud
erzählt?»
    «Ja», antwortet Leif Bogren, während
sein Gesicht zu strahlen beginnt. «Das Leif Jörgenz Quintett. Ende der Siebziger
kamen wir ganz groß raus. Haben das Tingvalla und auch das Gislövs stjärna immer
vollgekriegt. Außerdem hatten wir 'nen Superhit in den schwedischen Top Ten, vielleicht
erinnern Sie sich? hieß er. Ein richtiger Ohrwurm.»
    Er schlürft seinen Kaffee, schnalzt
mit der Zunge und beginnt dann ein paar Takte zu singen, während er mit dem Zeigefinger
den Takt in die Luft schlägt: «Mein Herz in

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