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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Fingerabdrücke. Die Munition. Kurz, alles. Feriz und Sali haben
das Ehepaar Jönsson ermordet, und jetzt sind sie selber tot, sodass es keinen mehr
gibt, der angeklagt werden könnte.»
    «Und die Staatsanwältin tendiert zu
der Ansicht, dass Tore Torstensson die Jungs in Onslunda in Notwehr erschossen hat.
Wir werden sehen, ob sie Anklage erhebt», sagt Björn Bernhardsson. «An diesem Punkt
stehen wir jetzt also ...»
    Er lässt seinen Blick auf Fatima ruhen,
als erwarte er, dass ihre Reaktion in irgendeiner Hinsicht Aufschluss gibt. Aber
sie ist gerade dabei, ein Päckchen Blend aus ihrer Stofftasche zu kramen. Das Feuerzeug
klickt viermal, bis es ihr gelingt, die Zigarette anzuzünden.
    «Sie haben die Mitteilung erhalten,
die Orjan Palander im Briefkasten seiner Redaktion gefunden hat, oder?», fragt Konrad
zum Kommissar gewandt.
    Bernhardsson schnaubt und schaut demonstrativ
auf seine goldglänzende Rolexkopie.
    «Sie ist völlig bedeutungslos. Kann
von jedem x-beliebigen Gör geschrieben worden sein.»
    «Haben Sie denn untersucht, ob sich
irgendwelche Spuren auf dem Zettel befinden? Ich meine, Fingerabdrücke oder so
...»
    Bernhardsson kneift die Augen zusammen.
    «Jetzt hören Sie mal gut zu, Herr Journalist.
Sie sind ja vielleicht in der großen weiten Welt herumgekommen. Aber glauben Sie
ja nicht, Sie könnten herkommen und uns erklären, wie wir unseren Job zu machen
haben.»
    «Ich hab nur ...»
    Konrad beißt sich auf die Lippe und
bereut sofort, dass er eine derart provozierende Frage gestellt hat. Er hätte wissen
müssen, dass er den Sachverstand des Kommissars nicht anzweifeln darf.
    «Der Zettel war astrein», klärt ihn
Bernhardsson mit finsterer Miene auf. «Und außerdem beweist das rein gar nichts!»
    Es wird still. Dann wirft Fatima genervt
ihre Zigarettenkippe auf den Schotter.
    «Interessiert es eigentlich irgendjemanden,
was ich zu sagen habe? Oder soll ich gleich wieder gehen?»
    Eva Ström wirkt ein wenig beschämt.
    «Ich finde, dass wir jetzt Fatima zuhören
sollten, Björn. Deswegen sind wir ja schließlich hergekommen, oder?»
    Der Kommissar erwidert nichts, tritt
jedoch mit einer missmutigen Grimasse die Zigarettenkippe aus. Verschränkt dann
die Arme vor der Brust und lehnt sich vorsichtig gegen seinen Wagen. Es ist ein
diskreter dunkelblauer Volvo. Eva Ström hält ihren Notizblock bereit. Und Konrad
nickt Fatima aufmunternd zu, wie zur Erinnerung an den Rat, den er ihr auf dem
Weg hierher gegeben hat: «Pfeif drauf, wenn die Polizei den Eindruck erweckt, als
glaube sie dir nicht. Die sehen immer so aus. Bleib ganz cool. Und erzähl einfach
genau das, was du weißt.»
    Fatima unterdrückt alle widerstreitenden
Gefühle, die in ihr hochkommen. Sie will auf keinen Fall hysterisch erscheinen,
diese Freude wird sie ihnen nicht machen. Sie holt tief Luft und berichtet dann
ein weiteres Mal von dem Tag, an dem sie dösend im Schatten hinter den Fliederbüschen
zu Hause auf der Decke gelegen und zufällig mitbekommen hat, wie Feriz in sein Handy
rief, er habe vor, am Möllevängstorg in Malmö eine Luger zu kaufen.
    Die beiden Polizisten unterbrechen
sie nicht ein einziges Mal. Eva Ström, die sich auf die Kante der Motorhaube gesetzt
hat, macht sich Notizen in ihrem Block. Sie hat die Stirn in tiefe Falten gelegt
und wirkt hoch konzentriert. Ab und an stößt sie ein vages «Hmm» aus. Bernhardsson
steht absolut unbeweglich da. Sein Gesicht ist ausdruckslos. Konrad hat den Eindruck,
als starre er Fatima an wie eine Fliege auf einem Blatt im Dschungel. Und würde
jeden Moment seine klebrige Zunge ausfahren, um sie zu verschlucken.
    Fatima kommt sich jedoch keinesfalls
wie ein hilfloses Insekt vor. Sie findet, dass der aufgetakelte Schnösel von Kommissar
einfach nur lächerlich aussieht. Am liebsten hätte sie ihm gesteckt, dass Feriz
ihn, diesen popeligen, scheißwichtigen Typen, locker mit seinem kleinen Finger
hätte zerquetschen können. Aber Fatima ist smart. Sie begreift, dass sie Bernhardsson
überzeugen muss. Dass sie diese mickrige Eidechse dazu bringen muss zu kapieren,
dass ihr Bruder unschuldig war.
    Na ja, nicht gerade unschuldig. Aber,
verdammt nochmal, kein Mörder.
    «Verstehen Sie? Er hat diese Pistole
überhaupt erst zwei Tage nach den Morden an ... den Alten bekommen.»
    Sie schielt zu Konrad rüber und wirkt
einen Augenblick lang unsicher. Fatima kann schließlich nicht wissen, was er für
die Toten empfindet. Merkwürdig, denkt sie, dass er nicht besonders traurig

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