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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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wirkt.
Als würde es ihn nicht kümmern, dass seine Mutter und sein Vater erschossen worden
sind. Obwohl sie natürlich schon ziemlich alt waren und er erzählt hat, dass er
sie jahrelang nicht gesehen hat.
    Sie pustet einige Haarsträhnen ihres
schwarzen Ponys aus der Stirn und zündet sich eine weitere Zigarette an.
    «Und warum sollen wir Ihre Geschichte
glauben?», fragt Bernhardsson ungerührt.
    «Weil sie wahr ist!»
    Sie starrt ihm trotzig geradewegs in
die Augen. Der Kommissar wischt umständlich ein paar unsichtbare Staubkörner von
seinem Jackenärmel, bevor er ihrem feindlichen Blick begegnet.
    «Sie wissen, dass Feriz schon zuvor
eine Menge Dreck am Stecken hatte, oder? Misshandlungen, Einbrüche und Autodiebstähle.
Ihr Bruder war ein richtiger Gangster. Viele hier in der Gegend finden, dass er
genau das bekommen hat, was er verdient hat. Nicht einmal Berelius ist es gelungen,
ihn zu verteidigen.»
    «Berelius?»
    Der Name lässt Konrad aufhorchen.
    «Warum sollte Berelius Feriz verteidigen?
Er ist doch der Verteidiger von Tore Torstensson.»
    Eva Ström wirft Bernhardsson einen
fragenden Blick zu. Er zuckt mit den Achseln und schaut teilnahmslos in Richtung
der Kühe auf der Weide.
    «Daran ist nichts Außergewöhnliches»,
sagt Ström. «Als wir mit Torstensson in der Vernehmung saßen, hat Berelius erwähnt,
dass er Feriz von früheren Begegnungen kennt. Er ist sein Anwalt gewesen. Im Hinblick
auf irgendwelche Misshandlungen und kleineren Diebstähle.»
    «Mein Gott! Gibt es denn keinen anderen
Rechtsanwalt hier draußen? Berelius hat also erst Feriz verteidigt, dann Torstensson
und ist außerdem noch Verwalter des Nachlasses von Herman und Signe ...»
    «Ich kann daran nichts Merkwürdiges
finden», sagt Bernhardsson.
    «Gerät er denn da nicht in einen gewissen
Interessenkonflikt?»
    «Wohl kaum. Es ist ja immerhin eine
Weile her, dass er Feriz vertreten hat, und außerdem lebt der junge Mann ja nun
nicht mehr.»
    Fatima beobachtet die drei schweigend
und intensiv, als versuche sie auszumachen, was ihr Wortwechsel zu bedeuten hat.
Für eine Sekunde bedenkt der Kommissar sie wieder mit seinem unfreundlichen Blick.
    «Waren Sie es, die die Mitteilung an
Palander verfasst hat?», fragt er plötzlich.
    Sie schüttelt den Kopf.
    Bernhardsson nickt und macht zum ersten
Mal den Eindruck, als gäbe es eine winzige Chance, dass er ihr glaubt. Er wendet
sich an Konrad.
    «Sie wissen, was es bedeutet, wenn
wir beweisen können, dass sie die Wahrheit sagt?»
    «Dass ich wieder an erster Stelle Ihrer
Verdächtigenliste stehe. Ganz klar! Aber ich rechne eiskalt damit, dass Sie inzwischen
begriffen haben, dass ich Herman und Signe nicht erschossen habe.»
    «Seien Sie sich da nicht so sicher
...»
    Konrad läuft ein Schauer über den Rücken,
als er sieht, wie das sarkastische Lächeln Bernhardssons kleines Gesicht gewissermaßen
zu einer Rosine zusammenschrumpfen lässt. Aber vielleicht versucht der Kommissar
auch nur, freundlich zu sein.
    «Wir müssen das Handy des Jungen kontrollieren»,
sagt er.
    Eva Ström legt Fatima eine Hand auf
die Schulter, gewichtig, aber offensichtlich in freundlicher Absicht. Das Mädchen
lässt sie gewähren.
    «Wir können die Telefonate im Nachhinein
kontrollieren, verstehen Sie? Der Betreiber speichert im Auftrag der Polizei alle
Gespräche. Auf diese Art können wir also herausfinden, mit wem Feriz an besagtem
Nachmittag telefoniert hat.»
    «Kann man auch seine Stimme hören?»,
fragt Fatima.
    «Nein, man kann nur sehen, welche Nummern
er selber angerufen hat und von welchen Nummern aus er angerufen wurde.»
    «Das bedeutet...», beginnt Konrad.
    «Das bedeutet, dass Sie verdammt schlecht
dastehen, wenn wir Ihre Telefonnummer auf der Liste finden», unterbricht ihn Eva
Ström.
    Sie klingt barsch. Aber etwas in ihrem
Blick sagt ihm, dass sie nicht glaubt, dass Konrad so dumm sein würde, der Polizei
auf die rechte Spur zu helfen, wenn er selbst schuldig wäre. Sie steckt ihren Notizblock
in die Gesäßtasche. Was Bernhardsson hingegen denkt, ist bedeutend schwieriger auszumachen.
Aber offenbar hat er nicht das Bedürfnis, länger als notwendig hier draußen in
der Wildnis zu bleiben.
    «Tja, das war dann wohl alles», sagt
der Kommissar und öffnet die Wagentür.
    Konrad schaut Fatima fragend an. Sie
lässt die Zigarette zu Boden fallen und wirft den beiden Polizisten einen letzten
mürrischen Blick zu, bevor sie ihnen den Rücken zukehrt.
    «Nicht ganz», entgegnet

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