Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
Vom Netzwerk:
Also schweigt er und hofft, dass sie ihn auch ohne Worte versteht.
    Die Schatten sind lang. Von der Straße
sind Autos zu hören. Aber auf dem Friedhof sind sie vollkommen allein.
     
    KAPITEL 30
     
    D er Staub hat
sich wie ein grauer Schleier auf Björn Bernhardssons so akkurat geputzte Schuhe
gelegt. Er betrachtet sie angeekelt. Warum zum Teufel hat er sich nur überreden
lassen, das Mädchen hier draußen zu treffen, mitten in der Pampa?
    Der Kommissar ist leicht verärgert.
Nicht nur über den Schmutz am Hosenbein seines Anzugs, sondern über die gesamte
Situation. Ström hätte die Sache besser allein durchziehen sollen. Stures Weibsbild.
Er wirft der schwarz-weiß gefleckten Kuh, die auf der anderen Seite des Stacheldrahts
auf der Wiese in ihrer eigenen Scheiße herumtrampelt, einen bösen Blick zu, als
könne sie etwas dafür, dass er sich darauf eingelassen hat, sein wohlgeordnetes
Arbeitszimmer im Polizeipräsidium zu verlassen.
    Dann reißt er sich zusammen und räuspert
sich vorsichtig.
    «Wir sind eigentlich der Meinung, dass
dieser Fall hier weitestgehend geklärt ist», sagt er und befeuchtet mit der Zunge
die Lippen.
    Konrad nickt und wirft Fatima einen
Blick zu, der bedeutet: Bleib ruhig, auch wenn sich das Ganze ein wenig hinziehen
sollte.
    «Ich hoffe also, dass Sie uns etwas
wirklich Interessantes zu sagen haben. Etwas, das diesen Ausflug in ... die Natur
in irgendeiner Weise rechtfertigt.»
    Das Wort «Natur» spricht Bernhardsson
mit so offensichtlicher Abneigung aus, dass er genauso gut «Misthaufen» hätte
sagen können.
    Die Raubvögel, die über der Hügelkette
auf der anderen Seite des langgezogenen Tals kreisen, scheint er nicht bemerkt
zu haben. Hoch über den Baumkronen schreien einige Bussarde, und etwas näher gleitet
ein einsamer Roter Milan auf der Jagd nach Beute über den Fluss. Eine Maus. Eine
Kröte. Oder eine kleine Eidechse, die eine Sekunde lang unaufmerksam ist und nicht
auf die dunklen Schatten am Himmel achtgibt.
    «Schön ist es hier», sagt Eva Ström
und sieht sich um. «Vor Urzeiten war diese Landschaft mal ein Delta. Ich hab gelesen,
dass die Archäologen erstaunliche Funde in Eriksdal gemacht haben. Vor hundertfünfzig
Millionen Jahren ist im Meer ein Meteorit eingeschlagen, sodass sich eine riesige
Flutwelle ausgebreitet hat. Als sie Ausgrabungen machten, haben sie uralte Haizähne
gefunden. Ich würde gerne mal ...»
    Sie wird brüsk von ihrem Chef unterbrochen.
«Lassen Sie uns, um Himmels willen, endlich zur Sache kommen.»
    Er hebt die Hand zum Hals, als wolle
er seine Krawatte lockern und den obersten Knopf seines Hemdes aufknöpfen, hält
sich dann aber zurück.
    Konrad schielt unruhig zu Fatima rüber.
Sie kaut frenetisch auf ihrem Kaugummi herum. Er kann ihr die Ungeduld an den Augen
ablesen. Bernhardsson betrachtet sie kühl.
    Konrad hat lange gebraucht, um Eva
Ström am Telefon davon zu überzeugen, dass Bernhardsson Fatima auf neutralem Boden
treffen muss. «Ich werde einen Versuch unternehmen», hat sie schließlich versprochen.
Offenbar ist es ihr gelungen. Die beiden Polizeibeamten mussten eingesehen haben,
dass Fatima nicht im Traum daran gedacht hätte, je wieder einen Fuß ins Polizeigebäude
zu setzen. Und dass sie auf keinen Fall reden würde, wenn sie noch einmal in die
Wohnung ihrer Familie in Tomelilla hereingetrampelt kämen. «Du bist wohl nicht ganz
dicht, die Bullen haben meine Mutter und meinen Vater schon beim letzten Mal zu
Tode erschreckt», platzte es aus Fatima heraus, als Konrad sie darauf ansprach.
    Jetzt stehen zwei Autos und vier völlig
unterschiedliche Personen auf der öde daliegenden Schotterstraße, die zwischen
dem Buchenwald und den Wiesen verläuft: ein eidechsenähnlicher Mafioso in dunklem
Anzug, eine Amazone mit asiatischen Gesichtszügen und ein schmächtiges Mädchen,
zweifelsohne mit ausländischem Hintergrund, das aussieht, als wäre es aus einer
Anstalt geflohen. Und schließlich Konrad selbst, etwas mitgenommen und unschlüssig
dreinblickend. Sie stehen im Schatten der Bäume, es muss aussehen, als ob wir hier
einen Drogendeal abwickeln, denkt er.
    «Okay», sagt Eva Ström. «Wie Sie wissen,
Konrad, haben wir Sie ja von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Sie ist inzwischen
ziemlich kurz. Wir sind nämlich überzeugt davon, dass die beiden Albanerjungen Herman
und Signe Jönsson erschossen haben.»
    Sie wirft Fatima einen Blick zu, bevor
sie weiterredet.
    «Alles deutet darauf hin. Die Pistole
im Brunnen. Die

Weitere Kostenlose Bücher