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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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widmet sich den Buchtiteln und hofft, dass sich die aufsteigende Röte in
seinem Gesicht legt: Pamuk, Dostojewskij, Naomi Klein und eine ganze Menge juristischer
Fachliteratur.
    Zu seiner Erleichterung erklärt Maria,
dass sie die Einrichtung nicht selber ausgesucht hat. «Ich hab die Wohnung mitsamt
Möbeln von diesem Typen aus Gambia gemietet, von dem ich dir erzählt hab. Total
billig. Er ist Musiker. Es sieht vielleicht etwas vulgär aus, aber was soll's; ich
verbringe ja nicht so viel Zeit hier. Wenn ich nicht an der Uni bin, jobbe ich in
der Kneipe am Odenplan. Und außerdem übernachte ich ziemlich oft bei Niklas.»
    Niklas?
    Sie wischt Konrads Neugier beiseite,
als hätte sie nur eine belanglose Nebensächlichkeit erwähnt.
    «Mein Freund. Ja, oder wie man es nennen
soll. Und ich bin nicht wirklich verliebt, falls du das meinst.»
    Sie lächelt breit, und Konrad spürt,
dass ihre Energie ihn matt werden lässt. Woher hat sie nur diese Kraft, bei zwei
so unfähigen Eltern?
    Während Maria eine Matratze aus der
Kleiderkammer hervorzieht und ihm unterhalb des Zebrafells ein Bett auf dem Boden
herrichtet, geht Konrad duschen. Im Glas auf dem Regal über dem Waschbecken stehen
zwei Zahnbürsten, stellt er fest. Er lässt das eiskalte Wasser eine Weile lang
auf seine Haut prasseln. Danach trocknet er sich mit einem Frottehandtuch ab, das
den Geruch seiner Tochter trägt. Er wirft einen Blick in den Spiegel und ist nicht
besonders begeistert von dem, was er sieht. Sie hat recht. Ich muss gesünder leben,
denkt er.
    Als er aus dem Bad kommt, ist Maria
schon fertig. Sie hat ihr Haar mit einem grünen Band im Nacken zusammengebunden
und Kajal um die Augen herum aufgelegt. Trägt eine weiße Leinenbluse über verschlissenen
Jeans. «Ich hab einen Tisch in einem Tapas-Lokal in der Fleminggata reserviert»,
sagt sie, als sie sich die Stiefel anzieht.
    Eine Weile später sitzen sie sich in
dem kleinen Außenbereich des Restaurants gegenüber. Langsam beginnt es zu dämmern,
und ein gelbliches Licht strömt aus den Fenstern. Ein gedämpfter Geräuschpegel umgibt
sie; alle Tische sind besetzt, sowohl draußen als auch drinnen. Maria hat vorab
einen Krug mit Sangria bestellt, der bereits fast leer ist.
    «Versuch, ihn noch einmal zu erreichen!»,
sagt sie enthusiastisch und beißt in eine Orangenspalte.
    Seit sie die Wohnungstür hinter sich
geschlossen haben, hat sie ihn im Hinblick auf Details zu den Morden an Herman und
Signe und seine Nachforschungen über Agnes regelrecht gelöchert. Für Maria scheint
es hauptsächlich eine spannende Krimiintrige zu sein. Und sie wirkt fest entschlossen,
ihm dabei zu helfen, sie zu lösen.
    «Ein letztes Mal», sagt Konrad und
nimmt das Handy zur Hand.
    «Nimm lieber meins.»
    Er schaut sie fragend an.
    «Sonst sieht er doch deine Nummer auf
dem Display, du Dämlack!»
    «Hm ...»
    Zum fünften Mal nach seinem missglückten
Besuch am Nachmittag draußen in Sundbyberg nimmt Konrad den Zettel aus der Brieftasche
und tippt Gunnar Nilhems Handynummer ein. Beim ersten Mal hat er noch auf der Straße
vor seinem Haus gestanden, völlig verdutzt und frustriert. Da wurde das Gespräch
weggeklickt, sobald er nur seinen Namen nannte. Danach sind die Freizeichen ständig
ins Leere gegangen. Aber irgendwann muss Gunnar doch mal allein sein.
    In der Leitung ist ein schwaches, schabendes
Geräusch und kurz darauf eine schleppende Stimme zu hören.
    «Gunnar Nilhem ...»
    Konrad wirft Maria einen raschen Blick
zu. Sie sitzt vollkommen still da und lauscht in der Hoffnung, etwas aufschnappen
zu können.
    «Sind Sie allein, Gunnar?»
    Rauschen. Stille. Tiefes Luftholen.
Abwarten. Dann bricht die Gruppe am Nachbartisch in Gelächter aus, und Konrad ist
einen Augenblick lang nicht sicher, ob der andere noch am Apparat ist.
    «Ja ...»
    «Wir müssen uns treffen, Gunnar. Ich
möchte mit Ihnen über etwas Wichtiges sprechen.»
    «Und was soll das sein?»
    Seine Stimme klingt abweisend, aber
er legt zumindest nicht auf. Konrad sucht verzweifelt nach den richtigen Worten.
    «Es ist etwas schwierig, das am Telefon
zu erklären. Können wir uns nicht auf eine Tasse Kaffee treffen?»
    «Nein, ich habe keine Zeit.»
    Kommt morgen etwa schon wieder Trabrennen
im Fernsehen?, fragt sich Konrad. Doch er spürt ein leichtes Zögern des anderen.
    «Es geht um früher. Etwas, das damals
vor langer Zeit in Tomelilla geschehen ist. Ich nehme an, Sie wissen, wer ich bin.
Konrad Jönsson. Sie können sich bestimmt erinnern

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