Lagrosiea - Der Schattenkreis (German Edition)
es sich nicht lohnte, seine Mission abzubrechen, um die Bluthändler nach ihrer Erlaubnis für den Bluthandel zu fragen. Also ignorierte er sie und ging weiter . Eine weitere Stunde später erreichte Lagon die erste Halle, in de r eine Reihe von Feuern brannte , die den Raum in geisterhafte Schatten tauchte. In der Halle waren, wie in den Gängen, kleinere Gruppen verteilt, die sich auch hier leise unterhielten. Lagon versuchte den Gesprächen zu lauschen. Doch er stellte fest, dass es auch hier um relativ unwichtige Dinge ging. Er erlauschte nur noch einzelne Wortfetzen, bis er eine Stimme hörte, die ihm bekannt vorkam. Und ein Duft von Waldblumen und Bergwind drang in seine Nase.
„Ich verstehe deinen Standpunkt, aber wenn wir hier etwas erreichen wollen, müssen wir entscheidungsfreudig er sein! Und dass geht nur, wenn wir wissen, wem wir vertrauen können.“
„Natürlich, eure Hoheit. Aber trotzdem ist es unklug solche Methoden anzuwenden! Wenn der König davon erfährt!“
„Um den König werde ich mich selber kümmern . U nd bei gegebener Situation auch die Verantwortung übernehmen!“ , u nterbrach die erste Stimme voller Autor ität. Lagon wusste plötzlich , wem die Stimme gehörte. Auch wenn er nicht wusste, was sie hier zu suchen hatte.
„Wir sollten diese Diskussion zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort fortsetzen.“
„Natürlich Prinzessin, ganz wie ihr wünscht“, erklärte die zweite Gestalt unterwürfig und die beid en trennten sich. Die kleinere G estalt blieb kurz stehen und schien über etwas nachzudenken, dann drehte sie sich um und wollte gerade gehen, als ihr Lagon hinterher rief: „Dies ist jetzt schon das zweite Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden, dass ich dich an einem Ort treffe, an dem ich dich nie erwartet hätte. Wo sehen wir uns als Nächstes? Auf dem Friedhof?“
Die G estalt fuhr zusammen und drehte sich um, sodass Lagon Liendras Gesicht sehen konnte. Als sie ihn erkannte , entfuhr ihr ein spitzer Schrei, der durch die Halle schallte. Plötzlich wurde es Mucksmäuschen still. Lagon wusste, dass es für ein menschliches Mädchen nichts Gefährlicheres gab, als in einer unterirdischen Halle der Katakomben von Korroniea, ganz alleine und umgeben von Blut saugenden und wahrscheinlich hungrigen Kreaturen, zu schreien. Denn dies war für besagte Ungetüme so, als würde jemand die Essenglocke läuten.
Lagon war sich nicht sicher , ob dieser Schrei reichte, die anwesenden Vampire alle Vorsicht vergessen zu lassen . Ob sie vor Zeugen, die bei einer möglichen Strafverfolgung sicher von diesem Vorfall berichten würden, um ihren eigenen Kopf aus der Schlinge zu zi ehen, eine Vampirattacke durch ziehen würden . Aber er war sich fast sicher, dass es immer ein paar Draufgänger gab, die sich für zu einflussreich und zu furchterregend hielten und niemals die Möglichkeit in Betracht zogen, dass sich jemand trauen würde , sie zu verraten .
Da waren schon drei düstere Gestalten, allesamt riesige, breit grinsende Vampire, die sich Liendra mit gierigen Blicken näherten. Die Prinzessin er hob die Arme in e ine Art Abwehrhaltung, als woll e sie ihre Angreifer aus der Entfernung von sich weg stoßen .
Da ging Lagon zwischen die Vampire und ihre Beute: „Verschwindet, ihr Blut saugenden Kojoten. Sie gehört zu mir!“
„Tatsächlich!?“ , fragte einer der Vampire spöttisch. „U nd wer bist du, dass du dich uns in den Weg stellst?“
„Das tut nichts zur Sache“, erwiderte Lagon. „W ichtig ist nur, dass ich euch aufhalten kann, wenn ihr noch einen Schritt weiter geht.“
„Probieren wir es doch aus“, drohte ein anderer Vampir und ging einen Schritt auf Lagon zu. Reflexartig hob Lagon einen Finger und konzentrierte sich. Sofort strömte blendendes, reines Licht aus der Fingerspitze. Und die Vampire wichen zurück. „Ich hoffe das genügt!“ , knurrte Lagon. „U nd jetzt versc hwindet!“
D ie drei fauchten ihn ganz nach Vampirmanier an, dann schien ihnen klar zu werden, dass es den Aufwand nicht Wert war und sie zogen sich in eine düstere Ecke zurück.
„Vielen Dank…“ , sagte Liendra zaghaft . „A ber ich wäre auch alleine mit den Kerlen fertig geworden“, setzte sie etwas schnippisch er hinzu.
„Wärst du das?“ , fragte Lagon zweifelnd.
„Ja, wäre ich!“ , erwiderte Liendra trotzig . „S chließlich hatte ich eine Eins in Kampfgeisterbeschwörung!“
Lagon ging nicht weiter darauf ein, sondern fragte: „Was tust du
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