Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
wirklich!“
Erst jetzt wurde Lagon bewusst, dass nicht nur die alltägliche Bevölkerung Korronieas hier vertreten war. Es gab auch Einhörner, Zentauren und riesige Drachen. Außerdem einige kunterbunte Bären!
„Es gibt sie wirklich. Und du wolltest mir nicht glauben, Mundra.“
„Tja, du hattest Recht, Silp“, lenkte Mundra überraschend schnell ein, „ und ich hatte Unrecht. Dass sollte man einsehen, wenn man den Beweis bekommt.“
„Hallo Mundra“, rief plötzlich einer der Fopbären, „hätte nicht gedacht, dass wir uns nach dem Treffen im Goldbuchenwald so schnell wieder sehen. Und Silp ist auch hier! Aber wahrscheinlich habt ihr euch schon erzählt, dass wir uns damals begegnet sind.“
Silp sah Mundra mit einem Blick an, der jedes lebende Wesen in Stein verwandelt hätte. W ährend er selbst dabei immer größer zu werden schien…und Mundra immer kleiner. „Kaum zu glauben, der muss mich mit jemandem verwechseln, oder…“, stammelte sie , „ich habe doch ein Allerweltsgesicht…“
„Mundra, du kleine, durchtrieben, hinterhältige, alte , bucklige Brotspinne! Du hast die ganze Zeit gewusst, dass die F opbären existieren! Und hast mi ch ständig wegen ihnen verarscht!“
Mundra wurde noch eine Weile von Silp auf diese Weise zusammen geschrieen, doch das bekam Lagon nicht mehr mit. Denn in diesem Moment trat eine weitere Gestalt aus der Menge hervor. Sie trat mit weit geöffneten Augen und zuckenden Lippen auf Lagon zu, bis sie direkt vor ihm stand und sah ihm ungläubig ins Gesicht. Dann begann sie ihn zu ohrfeigen.
„Du Blödmann, du unmöglicher Mistkerl!“, schimpfte Liendra. „I ch dachte du wärst tot! Ich dachte Dorrok hätte dich umgebracht! Und jetzt tauchst du einfach wieder auf. Ich sollte dir alle Geister der Welt auf den Hals hetzen!“
„Eigentlich war ich auch tot“, meinte Lagon hilflos , „ denn weißt du, das war so…“ Weiter kam er nicht. Denn nun warf Liendra ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich.
„Dann ist wohl am Ende alles gut“, meinte Sabbal zufrieden und lehnte sich entspannt zurück, „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage…“
„Nicht so schnell, Bruder“, warnte Luhan , „vergiss nicht, für unseren Stamm bist du immer noch ein Verräter. Mal ganz abgesehen von den ganzen anderen Leuten, die aus irgendeinem Grund etwas gegen dich haben.“
„Ach weißt du“, meinte Sabbal, „vorher gab es auch schon genug Leute, die mich nicht mochten. Mit meinem Anteil an diesem Abenteuer, habe ich zwar nichts gewonnen, aber auch nichts verloren.“
„Das sind ja ganz neue Töne von Dir. Ich dachte, du tust nichts, wenn nicht auch ein Profit für dich dabei heraus springt.“
„Tja, ich bin nu n mal reifer geworden und habe andere Prioritäten.“
„Und welche sind das?“, fragte Luhan.
„Na ja, schließlich habe ich einen gastronomischen Betrieb. Ich sollte mich bald wieder darum kümmern. Man hat ja schließlich Verantwortung.“
Ein neuer Anfang
Die kleine Stadt am mächtigen Vondafluss lag friedlich unter der aufgehenden Morgensonne. Der gerad e vergangene Krieg war an Orten wie diesem wahrscheinlich fast spurlos vorbeigegangen. Und würde die Stadt nicht an einer Handelslinie liegen, wären Einzelheiten über die aktuellen Ereignisse in Lagrosiea gar nicht bis hierher gelangt. Das waren Sabbals Gedanken, als er zusammen mit Qualdon als Reisegefährten, beziehungsweise Reittier, nach all den Jahren die Stadt Kalheim wieder betrat. Nur weniges hatte sich hier verändert. Und tatsächlich fiel ein Warlinger im Inneren der Stadtmauern unangenehm auf. W as die teilweise wütenden , teilweise überraschten Blicke der Kleinstädter bewiesen. Doch Sabbal und Qualdon kümmerte das nicht. Und das Gemüt der Bewohner von Kalheim war viel zu friedlich, um mit Panik oder offenem Protest auf das ungleiche Duo zu reagieren. Sabbal und Qualdon hatten sowieso keine Zeit, sich darum zu kümmern, denn sie mussten jemanden besuchen. Und dieser B esuch war außerordentlich wichtig und für die Zukunft Lagrosieas entscheidend .
Zumindest die Adresse war leicht zu finden. Der Turm, den Lagon und Lagie vor all den Jahren bewohnt hatten und der von Dorroks Handlangern zerstört word en war, war nur wenig verändert. W enn man mal vom Unkraut absah, das hier überall wuchs und gedieh. Doch zumindest wurde daran gearbeitet, was der einzelne Magier erledigte, der mit geschickten Zaubern versuchte, die gröbsten
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