Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
Übermacht überwältigt. Sie versuchten sich noch mit Magie abzuschirmen. Die große Anzahl der Bestien ließ das sinnlos werden. Sie wurden einfach überschwemmt, dann wurde ihnen schwarz vor Augen.
*
Zur selben Zeit hockten Bundun und Luhan am Rand der Siedlung und beobachteten in absoluter Hilflosigkeit die grausamen Bilder. Sie waren selbst nur knapp den Kreaturen entkommen. Es war Bunduns Idee gewesen, die Zeit, während Lagon und Silp den Keller durchsuchten, nicht nur damit zu verbringen, den beiden den Rücken zu decken und den Vorplatz zu beobachten. Stattdessen wollte er selbst ein wenig auf Entdeckungsreise gehen. Luhan schien ihn nicht davon abhalten zu wollen, im Gegenteil. Er hatte offenbar nur darauf gewartet, sich von seinem Posten zu entfernen, auf dem er sich langweilte , aber s ie wollten sich auch nicht allzu weit von Lagon und Silp entfernen.
Bundun sah sich einige umliegende Straßen noch einmal genauer an , und Luhan die Gebäude in der Umgebung. Er glaubte nicht daran, dass er etwas finden würde, was sie Tüfdulusa näher bringen würde.
Er irrte sich!
Schon das erste Haus war von außen genauso unauffällig, wie die anderen. Auch in de m Keller war offensichtlich randaliert worden . I n den nächsten Häusern zeigte sich dasselbe Bild. Luhan rief Bundun zu sich und erzählte ihm von seinen Entdeckungen. Besorgt schlug er vor, zu Lagon und Silp zu gehen und diese zu warnen. Es kam nicht mehr dazu.
Sie wussten nicht woher die Kreaturen gekommen waren, aber da die grünlich weißen Kokons nun verschwunden waren, gehörte nicht viel Fantasie dazu , es sich auszumalen. Luhan und Bundun versuchten , noch vor den Bestien das Hauptgebäude zu erreichen, doch als es endlich in Sichtweite kam, bot sich ihnen ein dramatisches Bild. Luhan fluchte.
„Die Kreaturen müssen überall in der Kolonie geschlüpft sein“, verkündete er, die Hand auf seinem Schwert , „dann sind sie uns wahrscheinlich hundert mal überlegen. Ein Kampf ist zwecklos.“
„Aber wir müssen doch irgendetwas tun!“ , beharrte Bundun , „wir können Lagon und Silp doch nicht ihrem Schicksal überlassen!“
„Das habe ich auch nicht vor!“ , fauchte Luhan , „aber genauso wenig gedenke ich , ihr Schicksal zu teilen, indem ich einen sinnlosen Rettungsversuch unternehme! “
Die beiden beobachteten, wie die Kreaturen Lagon und Silp, die offenbar bewusstlos waren, davontrugen.
„Wir sollten erst mal herausfinden, was sie mit den beiden vorhaben, bevor wir etwas unternehmen.“
„Was sie vorhaben!?“ , krächzte Bundun entsetzt , „sie werden beide umbringen!“
„Wenn sie das vorgehabt hätten, dann wäre es schon längst geschehen. Aber so können wir davon ausgehen, dass sie etwas anderes planen.“
„Es sind halbe Insekten“, erinnerte ihn Bundun , „vielleicht bringen sie sie zu ihrer Königin, die sie dann frisst.“
„Das wäre möglich“, gab Luhan zu , „aber sie wird es bestimmt nicht sofort tun. Das gibt uns ungezählte Möglichkeiten die beiden zu retten. Aber bis dahin sollten wir Ruhe bewahren und außerdem…“, Luhan stockte mitten im Satz und starrte auf etwas , in einer Gasse zwischen zwei Häusern. Nun sah es auch Bundun. Zwischen einer Regentonne und einem Wasserrohr saß, an eine Wand gelehnt, eine kleine Gestalt. Zuerst könnte man meinen, sie sei tot. Doch dann bemerkten die beiden, dass das Wesen zitterte, als hätte man es in Eiswasser getaucht. L uhan und Bundun g ingen hin und sprachen es an.
„Wer bist du?“ , wollte Luhan wissen , „was machst du hier?“
Der Fremde gab keine Antwort. Mit den muskelbepackten Armen und den militärisch kurz geschnittenen Haaren, sah er aus, wie ein Krieger. Umso seltsamer war sein verängstigter Blick, der an ein Kaninchen erinnerte. Der Blick war stur auf die gegenüberliegende Hauswand gerichtet.
„Hallo!“ , krächzte Bundun , „jemand zuhause?“
„Das bring auch nichts“, meinte Luhan , „er hat einen Schock. Ich glaube, dass er uns gar nicht bemerkt.“
„Und wie sollen wir ihn dann fragen, was hier vor sich geht?“ , fragte Bundun gereizt.
„Keine Sorge, für solche Fälle habe ich immer etwas dabei.“ Luhan zog ein Bündel Kräuter aus seiner Manteltasche und hielt es dem Fremden unter die Nase. „Die Kräuter haben einen extrem beißenden Geruch. Für gewöhnlich benutzt man sie, um jemanden aus der Bewusstlosigkeit zu wecken. Aber ich denke , in diesem Fall wird es genauso nützlich sein.“
Zuerst
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