Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
schie n es so, als würde es nicht funktionieren. Doch dann hielt Luhan die Kräuter noch einmal ganz dicht an das Gesicht des Fremden, woraufhin dieser, von einem keuchenden Hustenanfall geschüttelt, a n der Wand herunter rutschte und sich, auf dem Boden kauernd, den Bauch hielt. Luhan half ihm sich wieder hinzusetzen und als sich der Husten gelegt hatte, begann er ihn zu befragen.
„Verstehst du mich?“ , begann er.
Der Mann nickte.
Luhan lächelte zufrieden. „Wie heißt du?“
Zuerst keuchte der Fremde nur, doch dann presste er hervor „Ich heiße Tanek.“
„Gut Tanek, kannst du mir sagen, was hier passiert ist? Woher kommen diese Kreaturen?“
Bei dieser Frage fuhr Tanek erschrocken zusammen. Panik breitete sich auf seinem Gesicht aus, sodass Luhan und Bundun befürchteten, er würde wieder im Schockzustand versinken. Doch dann begann Tanek zu sprechen, erst leise und zögernd, dann immer fester und sicherer.
„Sie tauchten irgendwann im Wald auf“ , sagte er und meinte damit wahrscheinlich die Kreaturen , „zuerst waren es nur ein paar und sie haben uns nicht mehr Ärger gemacht, als die anderen verdammten Viecher in diesem Wald. Aber dann wurden sie immer mehr. Und sie fingen an, uns anzugreifen . Zuerst nur außerhalb der Siedlung , dann, als sie zu einer noch größeren Gruppe heran gewachsen waren, griffen sie uns auch hier an. Mit knapper Not schafften wir es , sie wieder und wieder abzuwehren. Jedoch nach einer gewaltigen Schlacht , war nur noch ein Viertel von uns kampffähig. Die anderen waren tot oder verletzt. Die meisten waren von den Bestien verschleppt worden. Wir wussten nicht, was aus ihnen geworden ist. Was uns allerdings noch mehr beunruhigte, waren unsere Verwundeten. Diejenigen, die nicht sofort gestorben waren, erholten sich überraschend schnell, egal wie schwer sie verletzt waren. Dann brach bei ihnen ein starkes Fieber aus, für das es keine Erklärung gab. Ihr Schweiß wurde zu weißgrünlichem Schleim, der sie bald komplett bedeckte und sie einschloss wie ein Kokon. Wir brachten die Betroffenen in die Keller unserer Häuser und wollten einen mächtigen Magier hierher holen, der sie vielleicht von ihren Beschwerden heilen konnte. Doch dazu sollte es nie kommen. In der letzten Nacht brachen die Kokons auf und unsere Leute hatten sich verändert. Sie hatten sich in diese Kreaturen verwandelt!
Wir versuchten sie in die Keller einzusperren, doch das hat sie nur kurz aufgehalten. Sie brachen aus und griffen uns an. Kämpfen war sinnlos , und die die es versuchten, hielten nicht lange durch. Wir anderen sind nur noch um unser Leben gelaufen. Ich weiß nicht, wohin die anderen ge flohen sind. Ich bin nur geradeaus, immer nur gerade aus…und dann…“, Tanek begann zu schluchzen un d brachte kein Wort mehr hervor. D och Luhan und Bundun hatten genug gehört.
„Du hast dich geirrt“, sagte Luhan zu Bundun , „die Kreaturen wollen Lagon und Silp nicht fressen. Sie wollen sie zu Ihresgleichen machen.“
*
Lagon schmeckte sein eigenes Blut. Das war es, was er wahrnahm, nachdem er wieder zu sich kam. Er versuchte die Augen zu öffnen. Doch dann merkte er, dass man ihm eine Augenbinde umgelegt hatte. Er versuchte sie sich abzureißen, doch auch seine Hände waren mit Stricken zusammen gebunden. Lagon kämpfte mühsam die Panik in sich nieder und versuchte sich auf d as Wesentliche zu konzentrieren.
S o wie Heggal es ihm beigebracht hatte.
Die Kreaturen hatten ihn und Silp überwältigt, aber sie hatten sie nicht getötet. Sonst wären sie jetzt nicht hier. Stattdessen hatte man sie irgendwo hin gebracht. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Er war sich allerdings sicher, dass sie außerhalb der Siedlung waren. Die Luft war zu stickig, als dass sie noch im Wald sein konnten. Aber wo war er dann? Lagon konzentrierte sich auf die Geräusche um ihn herum. Es war völlig still. Offenbar war niemand in seiner Nähe . War er wohlmöglich in einer Zelle gefang en? Er schabt e mit seinem Fuß über den Boden. D as verursachte ein schallendes Geräusch, wie es in einer großen Halle zu hören sein musste. Also befand er sich in einem großen Raum. Und wenn er nicht lange bewusstlos gewesen war, konnten die Kreaturen ihn auch nicht weit weg geschleppt haben. Im Wald hatte er keine größeren Gebäude gesehen. Also musste dieser Raum, in dem er sich befand, unterirdisch sein.
Plötzlich vernahm Lagon ein Geräusch neben sich. Ein schwaches Kratzen, Schleifen und Stöhnen, als
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