Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
Auch Gredor, der sich gerade schwerfällig erhob, hatte die Gestalt bemerkt.
„Wer ist da?!“ , keifte der wahnsinnige Wissenschaftler , „wer wagt es, mein Labor zu schänden!“
Wer auch immer das Labor schändete, gab keine Antwort. Stattdessen ließ er eine Reihe vo n Lichtblitzen auf Gredor und Wussa prasseln. Den beiden blieb keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Mit den Händen über dem Kopf, flohen sie durch die Tür, durch die sie herein gekommen waren. Nun trat der Angr eifer aus Staub und Schatten. Lagon und Silp erkannten ihn. Es war Luhan! Doch er machte keine Anstalten die beiden Gefangenen zu befreien oder seine Attacken gegen den fliehenden Wissenschaftler und dessen Gehilfen einzustellen. Es war sinnlos Luhan durch das laute Getöse anzusprechen. So blieb Lagon und Silp nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie Luhan den Raum verließ.
„Na toll!“ , maulte Silp , „und wie sollen wir jetzt hier los kommen?“
„Das lasst mal meine Sorge sein“, rief eine krächzende Stimme. Bundun hüpfte durch das Sprengloch und flatterte auf die beiden Liewanen zu.
„Bundun!“ , rief Lagon überrascht , „wie kommst du denn hierher?“
„Na, ich rette euch!“ , krächzte Bundun ungeduldig und zerkackte mit seinem außergewöhnlich starken Schnabel eins der Kettenglieder , „dachte eigentlich, dass euch das freuen würde.“
„Das schon“, gab Lagon zu und rieb sich die Handgelenke.
„Wie wir hierher kommen, ist eine längere Geschichte“, Bundun machte sich daran auch die zweite Kette zu lösen , „die erzähle ich euch später.“
„Mach schnell!“ , drängte Silp, als Bundun nun auch ihn befreite.
„Ich gebe mir Mühe!“ , erwiderte der , „also nerv nicht!“
„Ich meine ja nur“, erwiderte Silp , „ich habe ein ganz schlechtes Gefühl!“
Als hätte man nur auf Silps B efürchtung gewartet, erstarben d ie Angriffsgeräusche von Luhan, die eben noch aus der Entfernung zu hören gewesen waren. Dafür hörten sie nun die unverkennbaren Schreie der Kreaturen des Doktor Gredor.
„Verdammt!“ , krächzte Bundun , „das ging schneller, als wir gedacht hatten. Wir müssen und beeilen!“
„Sag ich doch!“ , zischte Silp.
Schnell machten sich die d rei daran, den grausigen Raum zu verlassen. In dem Moment kam ihnen Luhan entgegen, der auf der Flucht vor den Ungeheuern in das Labor zurück gedrängt wurde.
„Es sind Tausende!“ , rief er Lagon und den anderen zu , „ich glaube , es sind mehr , als wir beim ersten Mal gesehen haben.“
„Dann müssen wir uns beeilen!“ , krächzte Bundun noch mal , „kommt, lasst uns verschwinden!“
Der dunkle Gang, hinter Luhans Sprengloch, war feucht und moderig. Selbst gemessen an den gewölbeartigen Räumen von Gredors Labor, war dies ein sehr alter Gang.
„Es ist ein alter Bewässerungstunnel“, erklärte Bundun, dessen magische Federn den Weg beleuchteten , „er führt zu einem unterirdischen Fluss, der den ganzen Riesenwald mit Wasser versorgt. Inzwischen ist der Gang an mehreren Stellen gebrochen.“
„Zum Glück“, meinte Luhan , „sonst würden wir jetzt einen Gratisschwimmkurs bekommen.“
„Aber wir kommen wir denn hier heraus?“ , fragte Silp.
„Es gibt einen kleinen Spalt“, erklärte Bundun , „den haben wahrscheinlich irgendwelche Riesenwaldmäuse gegraben. Der führt direkt nach oben.“
„Wie habt ihr das alles gefunden?“ , fragte Lagon beeindruckt , „das war doch bestimmt nicht ausgeschildert.“
„War es auch nicht“, gab Luhan zu , „wir hatten Hilfe.“
´Und wen? `, wollte Lagon fragen, doch nun erreichten sie den Spalt, von dem Bundun gesprochen hatte. Es war wirklich nur ein enges, schmales Loch, durch das Licht fiel und durch welches man sich nur mit knapper Not hindurch zwängen konnte. Wenn man aber bedachte, aus welcher Gefahr Lagon und Silp gerade befreit wurden, gab es wohl keinen Grund wählerisch zu sein.
Ein Seil hing durch das Loch in den Gang hinein, an dem zuerst Silp nach oben stieg, ihm folgte Luhan, der trotzdem er kletterte, sein Schwert kampfbereit in der rechten Hand hielt. Dann war Lagon an der Reihe. Es fiel ihm schwerer, als er gedacht hatte, denn seine Arme schmerzten noch von den Ketten. Den Schluss machte Bundun, der wegen seiner geringen Größe, am leichtesten durch das Loch kam.
Oben angelangt, blickte sich Lagon um. Er befand sich nicht, wie er geglaubt hatte, in der Siedlung, sondern in einer alten Ruinenstadt.
„Wo sind wir?“ ,
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