Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
Vom Netzwerk:
folgen. Als er am Tresen des Cafés vorbeikam, raunzte ihm der Besitzer zu: »Wie wär’s, wenn du deinen Schweinkram ausmachen würdest? Immer das Gleiche mit euch Kanaken.«
    Kluftinger wurde wieder rot, allerdings war es diesmal Zornesröte, die ihm ins Gesicht stieg. Sein pechschwarzer Bart und sein von den vielen Freilichtspielproben gebräuntes Gesicht verliehen ihm ein südländisches Aussehen, das hatte auch Erika ihm gegenüber schon erwähnt. Allerdings abends zu Hause und mit einem verheißungsvollen, heiseren Gurren in der Stimme. Ihm machte das auch nichts aus … aber Diffamierungen aufgrund des Aussehens waren neu für ihn. Am liebsten hätte er den Mann für seine Aussage ins Gebet genommen, doch er hatte Wichtigeres zu tun. Er lief auf die Straße, orientierte sich kurz und sah das Objekt seiner Beschattung gerade noch um eine Ecke verschwinden.
    Er spurtete hinterher und verlangsamte an der Ecke sein Tempo wieder. Er hatte ein wenig aufgeholt und konnte ihm nun bequem weiter folgen. Nach etwa zehn Minuten erreichten sie den »Wohnpark Salina«, eine große Anlage, bestehend aus Läden und zahlreichen verwinkelt angelegten Wohnungen. Man hatte ihn anstelle alter Gebäude mitten in der Stadt hochgezogen; nun stand er seit zehn Jahren gut zur Hälfte leer. Der Mann kramte in seinen Taschen, fischte einen Schlüssel heraus, ging erst zum Briefkasten und verschwand dann im Hauseingang.
    Kluftinger wartete ein wenig, ging dann ebenfalls zum Eingang, schrieb sich den Namen »Latif Morodov« von dem Briefkasten ab, den der Mann eben geöffnet hatte, und notierte sich die Adresse dazu. Dann griff er zu seinem Handy und rief Bydlinski an, den er bat, ihn nach seiner Ablösung in wenigen Minuten hier zu treffen. Den genauen Hergang seiner Beschattung behielt er dabei für sich.
    Kluftinger hatte ein seltsames Gefühl. Yildrim hatte sie unerwartet früh heimgeschickt. Erst morgen sollten sie wiederkommen, wenn sie die spärlichen Spuren des heutigen Tages sortiert und ausgewertet hätten. Die beiden Freigelassenen wurden weiter rund um die Uhr beschattet, hatten sich bislang aber völlig unauffällig verhalten. Von den Männern, mit denen sie sich getroffen hatten, hatte man die Personalien: allesamt bislang mit völlig untadeligem Leumund. Es gebe effektiv nichts zu tun, hatte er gesagt, und er sei bestürzt darüber. Zwar gingen sie im Moment jeder kleinen Spur nach, aber letztendlich waren sie zur Untätigkeit verdammt. Und das alles vor dem Hintergrund einer immer lauter tickenden Uhr. Yildrim hatte den ganzen Vormittag lang seltsam abwesend und bedrückt gewirkt, als wisse er etwas, was er ihnen bislang verschwiegen hatte. Vielleicht war es aber auch nur so ein Gefühl, redete sich Kluftinger ein.
    So war der Kommissar also nach Hause gefahren und stand nun mit seinem Vater im Garten. Heute war der Vorabend des Geburtstages von Kluftinger senior, und da aßen sie traditionell zusammen. Auch Yumiko, Markus’ Freundin, die aus Japan stammte und wie er in Erlangen studierte, hatte auf der Fahrt zu einem Seminar für einen Abend in Altusried Zwischenstation gemacht.
    Heute stand die Eröffnung der Grillsaison auf dem Programm. Kluftinger liebte es, am Feuer zu stehen, hier war er der Küchenchef, während sich seine Kochkünste im Haus auf Leberkäs mit Spiegelei und Tiefkühlpizza beschränkten. Einmal hatte er sich auch an Kässpatzen versucht. Ohne nennenswerten Erfolg.
    Aber für seine Steaks war er geradezu berühmt und eine Einladung zu Kluftingers Grillabenden war im Bekanntenkreis sehr begehrt. Letztes Jahr aber war im September von seinem Dreibein-Holzkohle-Rundgrill ein Bein durch Rost so instabil geworden, dass das Gerät samt Grillgut in sich zusammengefallen war, was zur Folge hatte, dass man sich Pizza hatte holen müssen.
    Auf dieses Malheur hatten Kluftinger und sein Vater auf völlig unterschiedliche Weisen reagiert: Während sich der Kommissar am nächsten Tag von einem Musikkollegen, der einen Sanitär- und Spenglerbetrieb hatte, den Fuß hatte wieder anschweißen lassen, hatte Kluftinger senior beim Shoppingsender seines Vertrauens in einem Restpostenverkauf gleich zwei Lavasteingrills mit Turbo-Gasbrenner für weit über zweihundert Euro geordert. Zwei zum Preis für einen, betonte er jedoch bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit stolzgeschwellter Brust. Einen hatte er seinem Sohn zu Weihnachten geschenkt und sich damit gleichzeitig eine Generaleinladung zu allen Grillpartys

Weitere Kostenlose Bücher