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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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ausgestellt. Den Vorschlag des Vaters, das neue Gerät doch an Silvester einmal auszuprobieren, hatte man zum Glück durch Mehrheitsbeschluss des Familienrats mit einer Gegenstimme abwenden können.
    Nun standen zwei Generationen von Kluftinger-Männern im Gartem und versuchten, die Neuerwerbung zusammenzubauen. Die Frauen waren in der Küche noch mit dem Putzen des Grünzeugs aus dem eigenen Garten und der Herstellung von Erikas legendärem Nudelsalat beschäftigt. Eigentlich hatte Erika wegen der zweifelhaften Witterung vorgeschlagen, vorsichtshalber auf dem Balkon zu grillen, schließlich hatte man doch jetzt das saubere, geruchsarme Gasgerät. Kluftinger jedoch hatte sich durchgesetzt. Man grille im Garten, weil das viel sicherer sei, weil das Wetter halte und sich die paar Gewitterwolken schnell wieder verziehen würden und, das war in seinen Augen das wichtigste Argument, weil man das schließlich schon immer so gemacht habe.
    In einem furiosen Kraftakt riss Kluftinger die Verpackung des Grills auf, sehr zum Missfallen seines Vaters, der betonte, man müsse sie immer aufbewahren, falls es einmal eine Reklamation gebe und etwas zurückzuschicken sei. Tatsächlich hatte Kluftinger zu seinem Erschrecken unlängst den Vorratskeller seiner Eltern bis unter die Decke voll mit leeren Verpackungen vorgefunden und inständig gehofft, selbst im Alter von derart wunderlichen Eigenheiten verschont zu bleiben.
    »Du, legen wir doch am besten alles erst mal so hin wie auf diesem Bild da«, sagte Kluftinger senior zu seinem Sohn. Er hatte sich die Gebrauchsanweisung geschnappt und wedelte nun aufgeregt mit ihr herum. »Ich hab eine alte Wolldecke im Auto, die hol ich und dann legen wir das alles schön aus. Alles der Reihe nach.«
    Kluftinger sah kurz auf und widmete sich dann wieder schweigend den Einzelteilen, die mittlerweile über die komplette Terrasse verstreut lagen. Einen läppischen Grill würde er noch ohne Anleitung zusammenbauen können, nicht umsonst hatte er sich selbst schon vor Jahren gedanklich den Titel »Meister des Feuers« verliehen. Er brauchte keine Anleitung, keine Zeichnung und schon gar keine Reihenfolge. Er war ein Mann, und als solcher machte er so etwas im Schlaf. Als sein Vater mit seiner Autodecke zurückkam, musste der einsehen, dass es für einen geregelten Aufbau bereits zu spät war. Er legte die Decke seufzend ab, nahm die Anleitung und beschloss, seinen Sohn nun mit klaren Anweisungen zu unterstützen.
    »Schau, Bub, das Dings da, das kommt an den Flansch da drüben hin, mit der Schraube fünf. Mit Flügelmutter.«
    »Mhm, Vatter, schon klar«, erwiderte der Kommissar. Er hatte überhaupt nicht zugehört.
    »Nein, das ist doch jetzt nicht die Schraube fünf.«
    Kluftinger sah auf. »Was?«
    »Was du in der Hand hältst, ist Schraube sechs. Du brauchst die Fünfer.«
    »Welche Fünfer, Vatter?«
    »Die, auf die die Flügelmutter passt. Die muss da nei.«
    »Wo nei?«
    »Da!«
    »Wo ist da?«
    »Gibt doch nur die eine Möglichkeit.«
    »Das sagt sich leicht, mit der Gebrauchsanweisung in der Hand.«
    »Du willst sie ja nicht.«
    »Will ich auch nicht.«
    »Also, dann musst du ja wissen, wo sie reingehört. Und welche.«
    Kluftinger schnaubte. Er hatte das Gefühl, dieses Gespräch schon unzählige Male geführt zu haben. Vielleicht nicht genau in diesem Wortlaut, aber doch sehr ähnlich. Er hatte mit seinem Vater selten gestritten, was ganz einfach daran lag, dass beide ihre Emotionen im Zaum hielten. Wenn es aber darum ging, handwerklich tätig zu werden, endete das regelmäßig in einem Eklat. Kluftinger senior bescheinigte Kluftinger junior dann zwei linke Hände und ließ diesen mit dem Gefühl zurück, dass er eben ein Kopfarbeiter war, was dieser jedoch so nicht hinnehmen wollte. Dass der Kommissar praktisch die komplette Renovierung seines Hauses selbst bewerkstelligt hatte, hatte seinen Vater nicht umstimmen können.
    Kluftinger hielt eine Edelstahlschraube hoch. Sein Vater schüttelte den Kopf.
    »Himmelherrgottsakrament, kannst du jetzt mal hergehen und mir die Scheißschraube zeigen?«
    »In dem Ton zeig ich dir gar nix. Dann kannst du gleich allein weitermachen.«
    Kluftinger wusste, dass das nur leere Versprechungen seines Vaters waren. »Nein, bitte nicht«, erwiderte der Kommissar in ironischem Tonfall. »Jetzt, wo du mir gerade so eine Hilfe bist!«
    »Bitte. Dann geh ich halt was trinken, und du machst allein weiter«, sagte sein Vater trotzig, dachte aber gar nicht daran,

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