Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
Vom Netzwerk:
mittlerweile mitbekommen, dass die Allgäuer Neuem gegenüber nicht immer allzu aufgeschlossen waren, zumal, wenn es nördlich von der Donau kam. Und so konnte es nicht schaden, wenn einer von ihnen erst einmal für Vertrauen sorgte. Kluftinger hatte sich dazu bereit erklärt.
    »So, meine Herren und Damen«, begann er und erntete dafür ein Grummeln der anwesenden Frauen, »ich möchte Ihnen einen Mann vorstellen, dem Sie möglicherweise in den letzten Tagen schon auf dem Gang begegnet sind. Er ist seit einer Weile hier bei uns und leitet eine Spezialgruppe: Faruk Yildrim vom BKA.«
    Wieder wurde Gemurmel laut, diesmal von Angehörigen beider Geschlechter. Kluftinger hatte geahnt, dass die Reaktion auf die Nennung der Bundesbehörde so ausfallen würde. Schließlich wäre das bei ihm noch vor einigen Wochen nicht anders gewesen.
    »Ich möchte aber gleich betonen, dass wir trotzdem schon eine Weile sehr vertrauensvoll und gut zusammenarbeiten.«
    Yildrim runzelte die Stirn.
    »Also, dass Sie mich richtig verstehen: Herr Yildrim verdient auch Ihr Vertrauen und ist wirklich ein ganz …«
    »Komm zum Punkt, Klufti!«, rief ein älterer Kollege dazwischen.
    »Genau. Sie werden also jetzt von Herrn Yildrim erfahren, warum wir heute hier sind. Vielen Dank.«
    Kluftinger setzte sich und war froh, dass er es hinter sich hatte. Er war einfach kein Redner. Vor Menschenansammlungen von über zehn Personen fühlte er sich unbehaglich.
    Während Yildrim begann, die Kollegen zu unterrichten, wurde Kluftinger von Maier gefragt: »Sag mal, Klufti, seit wann ermittelst du in Drogenangelegenheiten?«
    Kluftinger schüttelte nur den Kopf. Sein Respekt vor Yildrim wuchs immer mehr. Sogar die Kollegen glaubten jetzt schon an die Zeitungsente.

Noch 1 Tag, 8 Stunden, 27 Minuten, 45 Sekunden
    »Ich erinnere Sie jetzt noch einmal, nachdem ich Sie über die bisherigen Ereignisse und die Aufgabe der Task Force informiert habe, eindringlich an Ihre Verschwiegenheitspflicht.«
    Fünfzehn Minuten hatte Yildrim gebraucht, um die Eckdaten der bisherigen Ereignisse und Ermittlungen zu skizzieren. Keiner hatte auch nur gewagt zu flüstern. Einige saßen mit offenem Mund da und schienen schockiert.
    »Von Ihrem Stillschweigen, und das gilt sowohl gegenüber anderen Kollegen als auch Ihren Familien, könnten Menschenleben abhängen. Nicht wenige, wie ich befürchten muss. Also halten Sie dicht. Wir wissen, dass es ein Risiko ist, so viele von Ihnen mit ins Boot zu nehmen, aber Kollege Kluftinger und ich sind davon überzeugt, dass Sie Ihre Sache exzellent machen werden. Beweisen Sie uns, dass das zutrifft. Unsere Ermittlungen müssen zwangsläufig in verschiedenste Richtungen gehen. Gehen Sie der kleinsten Spur, der absurdesten Idee so nach, als hinge Ihr eigenes Leben davon ab. Wir werden es schaffen, auch wenn uns nicht mehr viel Zeit bleibt. Wenn jeder von Ihnen sein Bestes gibt.«
    Kluftinger hatte gespannt zugehört und beschlossen, sich zu einer der nächsten Fortbildungen in Personalführung anzumelden. Wie Yildrim motivieren konnte, fand er sensationell. So etwas konnte man ja vielleicht auch lernen.
    »Kolleginnen und Kollegen, an die Arbeit. Wir haben Sie bereits eingeteilt. Sie können dieser Liste entnehmen, wo Ihr Tätigkeitsbereich liegt, Einzelheiten werden Ihnen dann bekannt gegeben. Fragen?«
    Keiner der Anwesenden bewegte sich. Beim Wort »Terrorismus« war es mit einem Schlag mucksmäuschenstill geworden. Dieses Schweigen führte Kluftinger eindringlich vor Augen, was sich in den letzten Tagen hier verändert hatte. Nicht nur in seiner Arbeit, nein, hier, in seiner Heimat. Wohnen, wo andere Urlaub machen, hatte er immer gesagt. Und nun? Sein Allgäu träumte zurzeit einen Albtraum, aus dem es jedoch sehr bald erwachen würde. Wie dieses Erwachen aussehen würde, daran wagte er noch nicht zu denken. Niemand der Anwesenden verzog eine Miene. Kluftinger konnte gut verstehen, dass sie jetzt noch keine Frage formulieren konnten. Auch er hatte gebraucht, das alles zu verarbeiten. Und nun konnte er die Fragen nicht mehr zählen, die er sich stellte.
    »Gut, dann los«, forderte Yildrim sie auf. Erst nach einer Weile aber kam Bewegung in die Zuhörerschaft, die sich schließlich schleppend auflöste. Yildrim ließ ihnen die Zeit. Kaum jemand war dazu aufgelegt, Gespräche zu führen, viele sahen sich mit sorgenvollen Blicken an.
    Zu seiner Linken vernahm der Kommissar auf einmal zwei Stimmen, die er auch ohne hinzusehen erkannte:

Weitere Kostenlose Bücher