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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Vogelnest und einigen Kieselsteinen fand er nichts.
    Enttäuscht trat Kluftinger den Rückweg an. Er zog die Tür zum Dach wieder hinter sich zu, die der Getötete gestern mit einem Brecheisen aufgehebelt haben musste, und sah sie sich noch einmal genau an: Das Schließblech war aus der Wand gerissen worden, das Türblatt an einigen Stellen aufgehebelt. Er musste eine lange Stange verwendet haben, wenn er diese Hebelkraft hatte aufbringen können. Auch sie war nirgends zu sehen.
    Auf einmal fluchte Kluftinger innerlich. Sicher hatte man bereits alles abgesucht. Natürlich. Die anderen waren bestimmt schon hier gewesen. Hätte er Yildrim doch gefragt, dann hätte er sich den Weg sparen können.
    »Auch schon wurscht«, murmelte er bitter vor sich hin. Fest stand jetzt: Gefunden hatte man nichts, weder er noch sonst jemand hier oben auf dem Dach und im Treppenhaus. Und woanders konnte …
    Mit einem Ruck fuhr Kluftinger herum und nahm die Treppen im Laufschritt. Im Keller des Mietshauses angekommen, stand er vor drei gleich aussehenden, dunkelgrau gestrichenen Feuerschutztüren. Die linke war verschlossen, Kluftinger versuchte es mit der mittleren – und hatte Glück. Er betrat einen Gang, der von Kellerabteilen gesäumt war. Vor einem dieser Abteile stand ein Rucksack. Ein Rucksack mit einer langen, bronzefarbenen Brechstange.
    Mit zitternden Händen zog Kluftinger mit einem Taschentuch den Seilzug des Rucksacks auf, um keine Fingerabdrücke zu verwischen. Neben der Brechstange befand sich darin eine Wasserflasche, die Kluftinger besonders vorsichtig abstellte, schließlich konnte wer weiß was für ein Gemisch darin sein. Außer einer großen amerikanischen Taschenlampe und einem Päckchen Batterien war jedoch nichts im großen Fach.
    Doch beim Hochheben des Sackes hörte es der Kommissar: In einer Außentasche klapperte ein Schlüssel. Kluftinger zog ihn hastig heraus: Neben einem Renaultschlüssel, den er am Firmenemblem erkannte, befand sich ein Hausschlüssel am Ring. Kluftinger nickte, öffnete ein weiteres Außenfach … und zog ein eingeschaltetes Handy heraus.
    Ein Lächeln huschte über die Lippen des Kommissars. »Na also, Klufti, geht ja doch noch!«, murmelte er.
    »Bingo, Kollege! Alle Achtung!« Faruk Yildrim klopfte Kluftinger anerkennend auf die Schulter. »Ich wusste nicht genau, wo Sie suchen würden, aber als Sie nach dem Autoschlüssel gefragt hatten, war mir fast klar, dass Sie noch einmal dorthin fahren würden. Aber dass die Kollegen nicht im Keller nachgesehen haben …«
    »Nun ja, war doch eher ein Zufallsfund«, wandte Kluftinger ein.
    »Stellen Sie mal Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Wie gesagt, da waren Intuition und Kombinationsgabe am Werk, mein Lieber!«
    Kluftinger winkte ab. »Haben wir denn schon die Adresse vom Inhaber der Handykarte?«
    »Mein Gott, natürlich, das meinte ich gerade mit ›Bingo‹. Eine Adresse in Kempten: Sein Name ist Leonid Bishkek. Er wohnt im Raupolzer Weg.«
    »Lassen Sie mich kurz hinfahren? Ich würde zu gern selbst versuchen, ob sich der Schlüssel im Schloss dreht.«
    Yildrim legte ihm erneut die Hand auf die Schulter und sagte lächelnd: »Aber wir nehmen meinen Wagen, Kluftinger, einverstanden?«

Noch 1 Tag, 5 Stunden, 1 Minute, 8 Sekunden
    In der Wohnung von Bishkek hatten sie nichts gefunden, was ihnen auf die Schnelle hätte weiterhelfen können. Sie hatten Willi Renn und ein paar Kollegen gebeten, alle Unterlagen ins Präsidium mitzunehmen.
    Es war gegen sechzehn Uhr, als Yildrim die Order ausgab, dass sich alle Mitglieder der Task Force in den War Room zurückziehen sollten. Zahlreiche weitere Mitarbeiter seien zur Mithilfe abgestellt worden. Auch vom LKA und vom BKA war noch weitere Unterstützung gekommen. Der Raum hatte eine andere Atmosphäre als in den letzten Tagen: Kluftinger kam es so vor, als würden nun noch mehr Computer und Telefone darin herumstehen, was aber auch daran liegen konnte, dass diese nun ohne Unterlass klingelten. Alles, was ihren Fall betraf, wurde direkt zu ihnen durchgestellt, selbst wenn es noch so unwichtig schien. Alles wurde notiert, gewichtet, beraten. Hatte schließlich eine Information diese mehrfache Prüfung durchlaufen und wurde für nützlich befunden, wurde sie in Kurzform an die riesige Pinnwand geheftet, die Yildrim schon an seinem ersten Tag hatte aufstellen lassen.
    Lange Zeit hatten nur spärlich Informationen ihren Weg an diese Wand gefunden, sie war weitgehend leer geblieben. Statt ihnen

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