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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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tun?«
    »Hm?«, brummte Kluftinger. Er wusste, was nun folgen würde.
    »In Bayern 5 haben sie gerade gesagt, dass gestern Abend in Kempten eine Autobombe explodiert ist und dass es dabei um Kämpfe im Drogenmilieu ging. Ein Mann sei ums Leben gekommen. Die Täter habt ihr schon ermittelt und den letzten dann in einem Lokal dingfest gemacht, wobei auch der gestorben ist. Jetzt sag halt, warst du dabei?«
    »Ach, was die immer berichten.« Er konnte nicht umhin, Yildrims blitzschnelle Strategie die Presse betreffend zu bewundern.
    In diesem Moment kam Markus verschlafen herein. »Was macht ihr denn für einen Lärm? Es ist Samstag, da würden manche Leute gerne ausschlafen.«
    Kluftinger entging nicht, dass sein Sohn noch das T-Shirt vom gestrigen Abend trug. »Hast du so geschlafen? In deiner Diskokluft?«, fragte er und biss sich im selben Moment erschrocken auf die Unterlippe.
    »Wart ihr etwa auch in der Disko?«, fragte Erika wie aus der Pistole geschossen. »Bei der Schießerei?«
    Die Männer sahen sich in die Augen. Kluftinger hätte ihr gerne alles erzählt. Er ging mit ihr immer durch, was ihn belastete, und nach so einem Gespräch war es in aller Regel schon längst nicht mehr so schlimm. Aber diesmal musste er sich an Yildrims Vorgabe des absoluten Stillschweigens halten.
    »Sag mal, hast du den Jungen da mit reingezogen? In diese Drogensache?« Erika ließ nicht locker.
    Kluftinger schaute seine Frau verdutzt an.
    »Da sind Leute ums Leben gekommen gestern. Und du benutzt den Jungen da als … Lockvogel oder was weiß ich.«
    Kluftinger schüttelte ungläubig den Kopf und sah dann Hilfe suchend zu Markus.
    Der fing auf einmal an zu schluchzen, ging auf seine Mutter zu und fiel ihr um den Hals. »Mama, er hat mich abhängig gemacht und dann hat er mich das Zeug kaufen lassen. Gestern früh schon wieder.«
    Erika verstand die Welt nicht mehr. Sie sah abwechselnd ihren Mann und Markus an. Kluftinger stand ausdruckslos da und sah, wie Erikas Mundwinkel kaum merklich zu zucken begannen.
    »Ich halt’s nicht mehr aus ohne das Zeug. Jeden Tag muss ich es besorgen, übrigens auch für ihn: Zwei Salamisemmeln und einen halben Liter Kakao. Wie soll ich jemals von dem ekligen Stoff runterkommen, Mama?«
    Erika brauchte einen Augenblick, dann stieß sie ihren mittlerweile breit grinsenden Sohn von sich weg.
    »Also das ist doch die Höhe! Ihr macht ja nur noch gemeinsame Sache, ihr zwei. Und ständig macht ihr euch lustig über mich. Warum hättest nicht wenigstens du was Gescheites lernen können?«
    Erika knallte ihre Kaffeetasse auf den Küchentisch und verschwand in Richtung Bad.
    »Au weh, Vatter, die ist stinksauer. Das haben wir ja sauber hingebracht. Da wird eine Entschuldigung fällig.«
    Kluftinger brummte etwas Unverständliches und folgte seiner Frau.
    »Und, ist sie noch stinkig, die Mama?«, fragte Markus, als er mit Kluftinger im Auto saß. Er hatte sich, nachdem er eh schon wach war, nicht davon abhalten lassen, mit in die Direktion zu kommen. Wenn da schon mal etwas los sei, wolle er auch dabei sein, hatte er gesagt. Sein Vater hatte nur abgewinkt. Auf derartigen Nervenkitzel hätte er gerne verzichtet.
    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Erst kurz vor der Polizeidirektion sagte Markus: »Weißt du was, Vatter? Du bist manchmal schon ein wilder Hund. Hab ich mir gestern gedacht. Ganz ehrlich: In mancher Hinsicht bist du mein Vorbild.«
    Kluftinger warf seinem Sohn einen prüfenden Blick zu, doch er fand keinerlei Anzeichen von Ironie in seinen Zügen.
    Markus, der das Misstrauen seines Vaters bemerkte, schob nach: »Ich hab das schon ernst gemeint.«
    Kluftinger hatte Mühe damit, Markus nicht zu zeigen, wie sehr er sich über diesen Satz freute. Wieder einmal ertappte er sich bei einer charakterlichen Eigenheit, die ihm sein Sohn und auch Erika so oft vorwarfen: Er tat sich einfach schwer damit, anderen zu sagen und manchmal auch zu zeigen, wie gern er sie mochte und wie nahe ihm manche Dinge gingen.
    »Und was findest du am tollsten an mir?«, fragte Kluftinger, um die Situation zu entschärfen, bekam als Reaktion aber nur ein Kopfschütteln.
    Markus seufzte: »Vergiss es. Einmal muss reichen, Vatter!«
    Als Kluftinger wenig später den War Room betrat, fiel ihm in dem ganzen Gewimmel aus Kollegen, von denen er nur die Hälfte kannte, sofort Willi Renn auf. Er saß an einem Schreibtisch im hinteren Teil des Raumes, der mit Plastiktüten voller Beweismaterialien bedeckt war. Der

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