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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Lodenbacher und Maier unterhielten sich lautstark. Maier hatte einen leidenden Ton angeschlagen. »Sie finden es also nicht ungerecht, Herr Lodenbacher, dass mir alle Leute entzogen werden? Sie unterstehen schließlich meinem Kommando im Moment. Ich möchte da wenigstens gefragt …«
    »Herr Maier, wissen S’ wos«, unterbrach ihn Lodenbacher zu Kluftingers Verwunderung recht harsch, »mandln S’ Eahna ned so auf. Da Chef is oiwei no da Kluftinger oda i, Sie ned. Und jetzt gemma zum Herrn Yildrim und song eahm, doss Sie unabkömmlich san, ned?«
    Kluftinger spitzte die Ohren.
    »Nein, ich mein ja nur, dass ich …«, wand sich Maier, wurde aber von einem niederbayerischen Wortschwall unterbrochen. Er solle ruhig allein seine Bagatelldelikte verfolgen, schließlich müsse das auch jemand machen.
    Kluftinger lachte in sich hinein und fühlte zum ersten Mal etwas wie Solidarität mit Lodenbacher. Von Maiers Gegenrede, zu der dieser eilfertig ansetzte, bekam der Kommissar nur die ersten drei Worte mit, denn Sepp Wegner, ein Kollege aus dem Innendienst, mit dem Kluftinger schon die Schulbank gedrückt hatte, mit dem er aber von Jahr zu Jahr weniger anfangen konnte, raunte ihm zu: »So Klufti, bist jetzt auch unter die Islamisten gegangen, mit deinem Bart, hm? Pass bloß auf, dass sie dich nicht noch einbuchten!«
    Kluftinger verzog missmutig das Gesicht. Zum Glück wusste Wegner nicht, wie nah er damit der Wahrheit gekommen war.
    Maier ging mit hängenden Schultern an Kluftinger vorbei.
    »Richie?«, rief Kluftinger ihn zu sich.
    »Hm?«, entgegnete Maier kraftlos.
    »Geht’s dir nicht gut?« Kluftinger hatte Mühe, ein Lächeln niederzukämpfen.
    »Ich kann mich weiter um meine Furzdelikte kümmern, während hier eine richtig große Sache läuft. Erpressung und Körperverletzung unter Jugendlichen. Wie interessant. Adieu, weltweiter Terrorismus. Viel Spaß in eurer Task Force dann.«
    Maier klang so traurig, dass Kluftinger einen Anflug von Mitleid verspürte. Doch in diesem Moment kehrte der Gedanke an Maiers Diktiergerät zurück. »Danke, Richie. Viel Spaß mit den … Furzdelikten. Kannst halt grad nur dich selber leiten. Ist aber auch nicht schlecht, da widerspricht dir keiner, gell?«
    Kluftinger hämmerte seit geschlagenen zwanzig Minuten mit einem Bleistift auf seinem Tisch herum, zog den kleinen Radiergummi aus seiner Metallhalterung, um ihn kurz darauf wieder hineinzustecken. Eine Frage kreiste seit dem Ende der Konferenz vor zwei Stunden in seinem Kopf: Wie konnten sie hinter die Identität des Toten kommen? Weder sein Foto, noch seine Fingerabdrücke, noch seine DNA fanden sich in irgendeiner nationalen oder internationalen Datenbank. Ein unbeschriebenes Blatt. Ohne Papiere, ohne Schlüssel, ohne Handy, ohne jeden persönlichen Gegenstand. Kluftinger hätte in einem normalen Fall jetzt das Foto an die Presse gegeben. Doch Yildrim hatte diesem Vorschlag sofort vehement widersprochen. Bei so etwas musste man Hunderten von Spuren nachgehen, um die Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Die meisten Leute täuschten sich in den Fotos oder machten sich nur wichtig. Die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, hatten sie nicht mehr.
    Yildrim riss den Kommissar mit einem Räuspern aus seinen Gedanken. »Wir haben die Fingerabdrücke des Toten im R4. So oft, dass wir davon ausgehen können, dass der Mann Morodovs Auto zumindest vor sehr kurzer Zeit noch gefahren hat. Oder damit zum Tatort gekommen ist.«
    »Als die Kollegen das Auto untersucht haben, steckten da die Schlüssel?«, fragte Kluftinger unvermittelt und ohne auf das Gesagte einzugehen.
    »Bitte?«
    »Ich meine: Haben die Autoschlüssel gesteckt?«
    »Ich denke nicht«, versetzte Yildrim.
    »Ich … würde gern einer Spur nachgehen, die aber vielleicht nur ein Hirngespinst ist. Geben Sie mir zwei Stunden Zeit?«
    Yildrim sah ihn nachdenklich an. »Gehen Sie, Kluftinger. Sie haben viel Gespür, das haben Sie bewiesen. Den Versuch ist es allemal wert. Sie müssen mir auch nichts erklären, wenn es nicht klappen sollte.«
    Kluftinger schnaufte schwer, als er aus der Tür trat. Er eilte zum Rand des Daches, seine Schritte knirschten auf dem groben Kies. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen. An der Kante angekommen, bückte sich Kluftinger. Hockend arbeitete er sich entlang, vorsichtig in der Dachrinne tastend, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er konnte nicht in die Rinne sehen, umso gespannter suchte er sie mit den Händen ab. Doch außer einem

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