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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Österreicher in so scharfem Ton zurecht, dass alle am Tisch unwillkürlich die Köpfe einzogen. Alle bis auf Bydlinski. Er ließ die Standpauke über sich ergehen, in der Yildrim Dinge sagte wie »Ein solches Vorgehen werde ich nicht dulden, Herr Haas!« und »Ihre Vorgesetzten haben Sie hierher abkommandiert, Herr Haas, und wären sicher nicht erfreut, wenn wir Sie vor der Zeit zurückschicken!«
    Bydlinski grinste ihn an und sagte dann, nachdem Yildrim sich wieder gesetzt hatte: »Is recht. Ich werd’s dem Herrn Haas ausrichten, wenn ich ihn seh.«
    Yildrim funkelte ihn böse an.
    »Der Herr Haas ist nämlich leider krank geworden, und da hat man kurzfristig mich als seine Vertretung geschickt, weil ich auch über den Fall Bescheid weiß. Ich bin der Bydlinski. Valentin Bydlinski vom Landesgendarmeriekommando Tirol in Innsbruck. Habe die Ehre.«
    Yildrim biss die Zähne zusammen und dachte offenbar über eine Erwiderung nach, setzte sich dann aber und richtete sich wieder an alle: »Gut, dann fangen wir an. Eins aber noch vorweg: Alles, was hier in diesem Raum gesprochen wird, bleibt auch in diesem Raum, dass wir uns da verstehen. Nichts dringt nach außen, nichts wird mit Ihren Familien besprochen und vor allem auch nichts mit Ihren anderen Kollegen. Kein Wort. Auch der Grund, warum wir hier sind, wird nicht nach außen kommuniziert. Ist das klar?« Yildrim sah sie wieder der Reihe nach an. Als keiner darauf reagierte, hakte er scharf nach: »Ob das klar ist?«
    Mit einem Kopfnicken und einem undefinierbaren Gegrummel, das Kluftinger an ein Rosenkranzgebet erinnerte, signalisierten die Anwesenden ihre Zustimmung.
    »Gut, wenn Sie nichts dagegen haben, sollten wir anfangen.« Yildrim blickte zwar kurz in die Runde, machte aber nicht den Eindruck, als ob er wirklich Einwände erwarte.
    »Marlene …« Er nickte seiner Kollegin zu, die sofort dienstbeflissen aufstand und das Licht ausschaltete. Dann nahm sie hinter ihnen an einem weiteren Laptop Platz und schaltete einen Beamer ein. Auf einer Leinwand in Yildrims Rücken erschien ein schwarz-weißes, grieselig wirkendes Bild eines großen Raumes. Die Kamera war auf eine mehrere Meter breite Schließfachbatterie gerichtet.
    »Das sind die Bilder, die uns die Kollegen aus Österreich zur Verfügung gestellt haben«, sagte Yildrim, ohne sich dabei zur Leinwand umzudrehen. »Was Sie darauf sehen, sind die Postschließfächer des Hauptpostamtes in Innsbruck. Darunter befindet sich auch jenes, das die ganze Sache ins Rollen gebracht hat. Wegen dieses Schließfaches sind wir hier. Was sich in den Sendungen darin befand, wissen Sie bereits. Falls Sie sich übrigens gefragt haben, was es mit dem Rosenwasser auf sich hat: Damit parfümieren sich islamische Terroristen gerne. Besonders dann, wenn sie einen Anschlag ausführen. Eine der letzten Anweisungen an die Attentäter des 11. September lautete etwa: ›Parfümiere dich, rasiere die überflüssigen Haare, trage deine beste Kleidung.‹ Gern tragen sie dann auch noch einen Schlüssel um den Hals. Zum Paradies, Sie verstehen.« Yildrim seufzte. »Aber ich schweife ab. Zurück zum Schließfach: Es befindet sich in der mittleren Reihe und trägt die Zahl fünfhundertsiebzig. Übrigens das Geburtsjahr des Propheten Mohammed, aber das sei nur am Rande erwähnt.«
    Kluftinger kniff die Augen zusammen, konnte aber beim besten Willen keine Zahlen ausmachen.
    »Falls Sie die Zahlen nicht erkennen, warten Sie das nächste Bild ab«, fuhr Yildrim fort. Lahm klickte mit ihrer Maus, und nun war ein dunkelhaariger, kleiner Mann zu sehen, der ein Päckchen aus einem der Schließfächer nahm.
    »Die österreichischen Kollegen haben den Mann bereits identifiziert, er steht unter ihrer ständigen Beobachtung.« Bydlinski schien bei der häufigen Nennung der Arbeit seiner Einheit förmlich zu wachsen.
    Yildrim fuhr in sachlichem Ton fort: »Es handelt sich dabei um Igor Metjev. Er ist schon des Öfteren im Zusammenhang mit Waffenschiebereien aus ehemaligen GUS-Staaten auffällig geworden. Ein kleiner Fisch allerdings. Aber wie wir sagen: Die kleinen Fische werden irgendwann von den großen gefressen! Tatsächlich hat er Kontakt zu einer weit verzweigten Familie aus Tadschikistan, die in großem Stil mit Waffen handelt. Zum einen rein kommerziell, zum anderen wissen wir, dass die Iljanovs Waffen an Sympathisanten ihrer Sache nach ganz Europa verschicken. Das geht dann natürlich nicht mehr über das Schließfach.«
    Kluftinger hätte gerne

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