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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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ist ein Spiel, das zu gewinnen sehr unwahrscheinlich ist. Dennoch müssen und werden wir die Herausforderung annehmen.«
    Nach seinen Worten blieb es eine ganze Weile lang völlig ruhig. Dann ergriff Yildrim noch einmal das Wort: »Wir sind hier, weil wir uns keine Fehler erlauben dürfen. Unprofessionelle Arbeit kann katastrophale Folgen haben.« Er kramte ein Papier hervor, legte es auf den Tisch, zeigte mit dem Finger darauf und sagte: »Unprofessionelle Arbeit wie das hier!«
    Alle reckten die Köpfe, und Kluftinger ahnte sofort, was da auf dem Tisch lag: Es war die E-Mail-Antwort, die sie vor einigen Tagen in seinem Büro verfasst hatten.
    »Sie hätten damit alles zerstören können, meine Herren, womöglich eine Kettenreaktion auslösen können«, sagte Yildrim in scharfem Ton und blickte Kluftinger und Lodenbacher dabei streng an. Der runzelte seinerseits die Stirn und schüttelte mit Blick auf Kluftinger den Kopf. »Es ist ein glücklicher Zufall, dass nichts passiert ist. Natürlich, Sie sind nicht täglich mit solchen Dingen betraut, haben da wenig Erfahrung.«
    Überhaupt keine trifft es wohl besser, schoss es Kluftinger durch den Kopf.
    »Sie müssen versuchen, die Sprache der Terroristen zu sprechen, sonst kann der Schuss schnell nach hinten losgehen. Sie müssen sich ihres Codes bedienen, Gegenfragen stellen, sich nie festlegen – jedenfalls auf keinen Fall einfach einen Songtext aus dem Radio übernehmen.«
    Schuldbewusst senkte Kluftinger den Kopf. Dass Yildrims Worte genau den Vorschlägen seines Sohnes entsprachen, behielt er für sich.
    »Nun ja, es ist noch einmal gut gegangen. Aber in Zukunft kümmere ich mich um solche Aufgaben. Ohne Absprache mit mir geht nichts mehr nach draußen, ist das klar?«
    Alle nickten.
    »Gut. Dann können wir uns ja unserer ersten wichtigen Aufgabe zuwenden. Also: Wir haben eine weitere E-Mail abgefangen. Ich habe Ihnen den Text ja bereits zugeleitet, und Sie haben sich das Ganze angeschaut.«
    Schockiert drehte sich Kluftinger zu Lodenbacher um. Er hatte nichts dergleichen bekommen. Doch sein Chef nickte ihm nur wieder aufgeregt zu, was Kluftinger als Zeichen verstand, so zu tun, als wisse er Bescheid.
    »Gut. Sagen Sie mir bitte der Reihe nach, was Sie davon halten und begründen Sie Ihre Einschätzung.«
    Hektisch zog Kluftinger das fragliche Blatt aus seinem Stapel und überflog es. Wieder war es voller blumiger Formulierungen: »Dort, wo die weiß bedeckten Gipfel auf das große Wasser treffen«, las er etwa und »Wo das Grün der Hoffnung sich in das Rot unseres Zorns und das Blut unserer Feinde verwandelt«. Er wurde daraus nicht schlau. Für ihn klang das alles ein bisschen nach Karl May.
    »Herr Kluftinger, wenn Sie vielleicht einfach mal anfangen und uns Ihre Gedanken dazu verraten …«
    Der Kommissar wurde bleich. Er drehte sich zu Lodenbacher um, der aber nur auf den Boden starrte. Die Äderchen auf seinen Wangen begannen zu pulsieren. »Also … ich … äh … mein …«, stotterte er. Eine peinliche Stille entstand.
    »Nur zu, frisch von der Leber weg!«, ermunterte ihn Yildrim.
    »Na gut«, setzte Kluftinger mit einem resignierten Lächeln an, »also, ganz ehrlich: Für mich klingt das ein bisschen nach Karl May.«
    Zwei, drei Sekunden blieb es still, dann brachen die anderen in ein höhnisches Gelächter aus. Sofort taten dem Kommissar seine Worte leid, und er versteckte seine roten Wangen hinter dem Blatt. Die Heiterkeit der Anwesenden steigerte sich noch, als Bydlinski seine Hand vor den Mund hielt, sie schnell vor und zurück bewegte und dabei den Schlachtruf der Indianer aus billigen Western nachahmte. Dann sagte er: »Ist wohl eh noch nicht genug, dass Sie im Dienst wie Robin Hood rumlaufen? Holen Sie jetzt auch noch den Federkranz raus, Häuptling Roter Zinken? Oder vielleicht brauchen die bei den Karl-May-Festspielen ja noch einen Schauspieler für die Rolle des Kara Ben Nemsi. Ah nein, ich glaub, für einen Laienspieler haben sie da eh keine Verwendung.«
    Kluftinger rührte sich nicht. In das allgemeine Gelächter hinein beugte sich Lodenbacher vor und flüsterte: »Herr Kluftinger, jetzt reißen’s Eahna hoid a weng zamm. Des fallt doch ois auf uns zruck.«
    Nur Yildrim verzog keine Miene. In das allgemeine Gelächter hinein sagt er: »Sie haben völlig Recht, Kollege.« Schlagartig war es wieder still.
    Yildrim musterte sie einen nach dem anderen, dann erklärte er sehr leise: »Was Sie da gelesen haben, ist eine Art

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