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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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sich eigentlich vorgenommen hatte, sich erst mal über gar nichts mehr zu wundern, wurde jetzt doch noch einmal überrascht: Lodenbacher sollte nun nicht mehr sein Chef sein? Die Vorstellung gefiel ihm. Die weitere Rede des Mannes, von dem Kluftinger aufgrund des Namens vermutete, dass er Türke war, beinhaltete markige Sätze wie »Nur das Ergebnis Ihrer Arbeit zählt!« oder »Wir können hier keine Heulsusen gebrauchen!«. Er schloss mit den Worten: »Ich arbeite schnell, präzise und effektiv. Und das erwarte ich auch von Ihnen.« Dann setzte er sich.
    Erst einmal blieb es still. Yildrim blickte einen nach dem anderen an, und als er seine schwarzen Augen auf ihn richtete, spürte Kluftinger eine Beklommenheit, von der er nicht wusste, ob sie vom stechenden Blick seines Gegenübers oder von der ungewohnten Situation herrührte. Dann milderte ein Lächeln die harten Züge des Mannes, und er fuhr fort: »Mir ist klar, dass Sie noch nie auf diese Weise gearbeitet haben. Aber Sie wurden uns von Ihren Vorgesetzten als die besten Mitarbeiter und Experten empfohlen. Ich glaube das fürs Erste, doch diese Empfehlung müssen Sie in Ihrer Arbeit nun auch rechtfertigen. Falls es noch keine Fragen gibt, würde ich gerne ein paar Worte zu den einzelnen Mitarbeitern hier sagen. Sie kennen sich ja bereits. Korrigieren Sie mich also, wenn ich bei irgendetwas falsch liege.«
    Kluftinger wären etwa hundert Fragen eingefallen, doch er hielt sich zurück.
    »Wir haben zu meiner Rechten Herrn Wilhelm Renn, Leiter des Erkennungsdienstes hier in Kempten und allein durch seine Erfahrung eine echte Kapazität auf diesem Gebiet. Leider hat ihn die Liebe zu seiner Heimat dazu bewogen, ein, wie ich meine, nicht uninteressantes Angebot von uns abzulehnen. Ich hatte schon einmal das Vergnügen, einen Vortrag von ihm in unserem Haus in Wiesbaden zu hören.«
    Willi nickte ihm geschmeichelt zu.
    »Zu meiner Linken sitzt eine meiner engsten Mitarbeiterinnen, Kriminaloberrätin Marlene Lahm vom Bundeskriminalamt. Sie haben ja bereits mit Marlene zusammengearbeitet, Herr Kluftinger. Das wird die Sache einfacher machen. Tja, und schließlich Kriminalhauptkommissar Kluftinger, ebenfalls eine Kapazität auf seinem Gebiet und vor allem durch seine exzellente Ortskenntnis eine Bereicherung für unsere Gruppe.«
    Kluftingers Wangen begannen zu leuchten. Eine Kapazität hatte ihn bisher noch niemand genannt.
    »Erlauben Sie, dass ich noch ein paar Worte zu meiner Person verliere. Bevor ich mit meiner jetzigen Position betraut wurde, war ich als Terrorexperte bei Interpol tätig und Berater mehrerer internationaler Gremien, unter anderem nach den Terroranschlägen auf die Vorortzüge in Madrid und nach den vereitelten Anschlägen am Londoner Flughafen.«
    Also doch. Kluftinger hatte es geahnt, aber er hatte doch gehofft, falsch zu liegen. Nun war ihm klar, worum es ging: Sein österreichischer Kollege Haas auf der Namensliste, die Geheimniskrämerei, das BKA – offenbar war die Sache mit dem Anschlag, die sie vor einigen Tagen noch so glücklich hatten abgeben können, wie ein Bumerang zu ihnen zurückgekehrt. Kluftingers Hände fühlten sich auf einmal klamm an, und er spürte, wie ihm kalter Schweiß auf die Stirn trat.
    Yildrim stand auf und ging zu dem Laptop, der hinter ihm stand. Er stellte ihn vor sich auf den Tisch und sagte: »Ich schlage vor, dass Sie das Ganze als Spiel sehen. Ein sehr ernstes, aber es hat sich bewährt, es so zu sehen. Das ist kein Laienspiel, wir treten gegen Profis an, und es gibt Regeln, die wir zwar nicht selbst aufgestellt, aber unbedingt zu befolgen haben. Jeder falsche Zug kann uns weit zurückwerfen. Ich hoffe, Sie sind sich der Bedeutung des Spiels bewusst. Und das hier …«, bei diesen Worten drehte er den Laptop zu ihnen um, »ist Ihre Spielzeit.« Auf dem Bildschirm war wieder die rückwärts laufende Uhr zu sehen, die Maier ihnen bereits vor ein paar Tagen präsentiert hatte. Kluftinger schluckte. Der Countdown stand bei 6 Tagen, 12 Stunden und 29 Minuten.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und Valentin Bydlinski betrat den Raum. Yildrims Augen verengten sich, und der Kommissar meinte zu erkennen, dass sein Gesicht eine noch dunklere Färbung annahm. Dann fragte er mit kalter Stimme: »Sind Sie der Kollege aus Österreich?«
    Bydlinski grinste und antwortete: »Die Kavallerie aus Innsbruck, immer zur Stelle, wenn’s brennt.« Damit ließ er sich in den erstbesten freien Stuhl fallen.
    Yildrim wies den

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