Lakefield House (German Edition)
es Ihnen?“
„Bestens, bestens, Miss Turner!“ Sie legte eine Illustrierte auf den Tresen, blätterte hastig und legte die Zeitschrift schließlich aufgeschlagen vor Rebecca hin.
„Hätten Sie vielleicht die Güte?“
„Aber natürlich, Mrs. Sullivan.“
Es war ein Bild von ihr in einem eng geschnittenen Abendkleid aus roter Seide. Sie trug eines ihrer eigenen Colliers und ihr Exmann Tom hatte den Arm um sie gelegt. Sie trug dunkelbraune Kontaktlinsen, die damals dafür gesorgt hatten, dass ihre Augen eine Woche lang blutunterlaufen gewesen waren und mit Augentropfen hatten behandelt werden müssen. Es war ein altes Bild. Verdammt, sie erkannte sich kaum wieder.
Rebecca nahm den Stift, den Mrs. Sullivan ihr ebenfalls hinhielt und signierte das Foto.
„Oh, das ist großartig!“ Die Kassiererin verstaute die Zeitschrift schnell in ihrer Tasche. „Ich würde mich so gern bei Ihnen revanchieren!“
„Ach das ist doch nicht nötig! Obwohl …Sagen Sie ... ach, nein. Da werden Sie mir wohl nicht weiterhelfen können.“
Mrs. Sullivan beugte sich in einer verschwörerischen Geste über den Tresen. „Weiterhelfen?“
„Ja, sehen Sie, ich versuche gerade etwas mehr über Lakefield House herauszufinden.“
„Oh, ist es nicht einfach zauberhaft? Und der schöne See …“
„Wissen Sie, wem es vor mir gehört hat?“
Noch ehe Mrs. Sullivan antworten konnte, ging die Tür auf. Die Apothekerin kam zusammen mit einer zweiten Frau herein, die Rebecca nicht kannte. Sie grüßten Rebecca und Mrs. Sullivan herzlich, nahmen je einen Einkaufskorb und fingen an ihre Einkäufe hinein zu schichten, während sie sich lachend unterhielten. Mrs. Sullivan sah ihnen nach, fast als hätte sie Angst, dass sie belauscht würden.
„Die Maldoons“, antwortete sie dann.
„Mehrere Personen?“
„Ja, aber sie sind alle tot.“
„Meine Güte! Wie das?“
„Das war vielleicht eine komische Geschichte. Zuerst hatten die Eltern einen Unfall. Debora und Holly haben überlebt.“
„Debora und Holly?“
Holly?!?
„Die beiden Töchter.“
Rebecca war völlig fassungslos, fragte sich, warum Connor ihr nichts von dieser Holly erzählt hatte. „Sie hatten zwei Töchter?“
„Ja, Debora war die große. Sie war achtzehn und kümmerte sich nach dem Unfall um Holly, die damals gerade fünf war.“
„Und was ist mit den beiden passiert?“
„Sie sind ermordet worden.“
„Beide?“
„Ja, die Leichen wurden eines Nachts gefunden. Oben in Strandhill in den Dünen. Es traf alle wie ein Schlag.“
„Hat man den Mörder gefunden?“
„Nein, nie. Die Polizei hatte wohl so einen Perversen in Verdacht, aber verurteilt wurde nie jemand.“
„Gab es auch Verdächtige aus dem Dorf?“
Bevor Mrs. Sullivan antworten konnte, bog die Apothekerin um die Ecke.
„Wie geht es Ihnen mit Ihren Kopfschmerzen?“, fragte sie Rebecca aufmerksam. Diese strich sich das Haar aus der Stirn und nickte zwiespältig. „Auf jeden Fall besser, danke.“
„Ich sollte Ihnen meinen Mann vorbeischicken. Er ist Arzt. Vielleicht kann er Ihnen etwas verschreiben.“
„Danke, aber es geht schon.“ Rebecca nickte Mrs. Sullivan zu. „Schönen Tag noch“, sagte sie im Gehen zu den drei Frauen und verließ den Laden.
In dem Augenblick, als sie auf die Straße trat, war es ihr als wäre schnell jemand um eine Ecke gehuscht. Allerdings gestand sie sich ein, dass sie im Moment diesbezüglich etwas empfindlich war.
Sie schüttelte ihre paranoiden Gedanken ab und überlegte sich, wer sonst noch etwas über Debora und ihre von Connor nie erwähnte Familie wissen könnte. Sie beschloss der Postangestellten einen Besuch abzustatten.
„Debora war das schönste Mädchen im Dorf“, stellte diese fest, nachdem Rebecca sie auf Umwegen zum Plaudern gebracht hatte. „Sie war ein Engel, ordentlich, fleißig und ehrlich.“
„Trotzdem ist sie ermordet worden.“
„Von einem Fremden!“, antwortete die untersetzte Schalterbeamtin und lehnte ihre Ellbogen auf den Posttresen. „Wahrscheinlich irgendwer auf der Durchreise.“
„Denken Sie?“
„Sicher. Sie ist ein Engel gewesen.“
„Das sagten Sie schon.“
„Ja, das war sie auch. Sie fehlt allen so sehr …“
„Und Holly?“
Die Beamtin verzog das Gesicht. „Sie war ein eigenartiges Kind. Sicherlich hübsch auf ihre Weise, aber seltsam.“
„Seltsam?“
„Sie sprach fast nie. Es war immer, als würde sie gar nicht am Leben teilnehmen. Sie spielte meistens mit sich selbst, malte, Debora
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