Lakefield House (German Edition)
bekommen.“
Rebecca sah zweiflerisch zu ihm empor. „Woher weißt du das?“
„Das ist ein Dorf Rebecca. Hier weiß jeder alles über jeden.“
Das Büro war genauso menschenleer wie das kleine Wohnzimmer, das lediglich mit zwei Ohrensesseln und einem Holztisch, sowie einer Vitrine ausgestattet war.
Die beiden gingen die Treppen hinauf. Connor klopfte an die Schlafzimmertür. „Matthew? Constance?“ Er drückte langsam die Klinke herunter und spitzte durch den Türspalt. „Ist jemand hier?“
„Vielleicht schlafen sie“, räumte Rebecca ein, doch Connor schüttelte den Kopf.
„Constances Wagen ist doch nicht da.“
Er öffnete die Tür etwas weiter, und fuhr plötzlich mit einem Stöhnen zurück. Die Farbe wich schlagartig aus seinem Gesicht.
„Was ist?“
„Geh da nicht rein!“ Er versuchte tief durchzuatmen.
„Warum denn nicht?“
„Er hat sich umgebracht.“
„ Was ?“
„Matthew. Er hat sich umgebracht.“ Connor machte eine hilflose Geste. „Er hat sich … erhängt.“
Rebecca wollte an ihm vorbeigehen, doch Connor hielt sie zurück. „Nicht.“ Er schüttelte hastig den Kopf. „Es sieht wirklich schlimm aus.“
Sie sah Connor prüfend an. Er war kalkweiß, seine Lippen waren bläulich und seine Hände zitterten. Sie schob ihn zur Seite und öffnete die Schlafzimmertür. Über dem Bett an der Verankerung des Oberlichtes, hing der regungslose Körper des Arztes. Das Gesicht verzerrt, die offenen Augen blutunterlaufen und hervorgequollen. Der Gestank von Urin lag in der Luft. Rebecca unterdrückte ein Würgen und sah sich im Zimmer um. Am Fußende des Bettes lag ein Umschlag. Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Jeans und hob den Umschlag auf. Als sie aus dem Schlafzimmer kam, schüttelte Connor heftig den Kopf. „Ich hab noch nie … nie einen Toten gesehen“, stammelte er.
Sie hob den Umschlag hoch, ohne auf seine Worte einzugehen. „Das hat unter ihm gelegen.“
Connor nahm das Kuvert mit den äußersten Fingerspitzen und öffnete es. „Das ist Matthews Schrift. Ganz sicher.“
„Lies vor!“
„Hier steht: Constance vergib mir. Ich muss es tun, denn so kann ich nicht weitermachen. Wie kann ich leben mit der Gewissheit zwei Menschenleben genommen zu haben? Ich habe es einmal verdrängt, diesmal zieht es mich mit in den Abgrund. Debora ist tot und auch Holly musste sterben. Ihre Seelen dem Himmel, und mich in die Hölle .“
„Wie überaus pathetisch!“ Rebecca sah empört auf. „Und was ist mit mir? Warum redet er nur von Debora und Holly? Wenn man mich vergiftet, zählt das nicht?“
„Wir wissen nicht sicher, ob es Gift war. Wir müssen abwarten, was die Polizei sagt.“
Rebecca kaute auf ihrer Unterlippe. „Hör mal, wenn ich in so etwas hineingezogen werde, dauert es keine Woche und es sitzen zwanzig Reporter in meiner Auffahrt und belauern mich. Es steht in allen Klatschblättern. Es wird wieder genauso sein wie in London.“ Der Gedanke daran wieder ihr altes Leben leben zu müssen, erfüllte sie zu ihrer eigenen Überraschung mit mehr Schrecken als die Tatsache, dass Jemand offenbar versucht hatte, sie umzubringen.
Connor, noch immer kreidebleich, drückte sie an sich. „Dann lass es uns so machen: ich gebe Shannon die tote Maus mit und auch etwas von dem Wasser. Sie schickt es ins Labor und wir bekommen ein Ergebnis, ohne dass Polizei oder Presse davon Wind bekommen.“
„Das ist eine gute Idee.“ Rebecca fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Lass uns die Polizei rufen.“
Constance saß regungslos auf dem Sofa. Sie starrte auf den braunen Teppichboden, während um sie herum Polizisten fotografierten und sich geschäftig unterhielten. Immer wieder ging ein Beamter ins Schlafzimmer, wo Matthew Steppens noch immer hing, um Sekunden später kreidebleich wieder herauszukommen. Connor und Rebecca hatten Angus Doyle, dem Leiter der ansässigen Polizei, genau erzählt, wie sie ins Haus gekommen waren, weil niemand auf ihr Klopfen und Rufen reagiert hatte, und wie sie den Arzt schließlich im Schlafzimmer gefunden hatten.
Die Polizei hatte sich auch den Brief genau angesehen und sich von Constance bestätigen lassen, dass es wirklich die Handschrift ihres Mannes war. Die Apothekerin hatte keine Träne vergossen. Sie saß nur einfach da, starrte auf den Boden, kopfschüttelnd und fuhr sich ab und zu mit der linken Hand über den goldenen Ehering. Der Sanitäter befand auf einen Schock. Er hatte Constance mitnehmen wollen, doch diese hatte sich
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