Lakefield House (German Edition)
Polaroidbild aus dem Stapel. „Da war ich zwei und Debby war fünf.“ Er lächelte wehmütig, als er Rebecca das Bild hinhielt, auf dem zwei kleine Kinder nackt in einem Plantschbecken auf dem Rasen saßen und sich – den Gesichtern nach kreischend – nass spritzten.
„Gott, wie süß!“ Sie nahm es und berührte die glatte Oberfläche des Bildes. „Ist das mein Vater, der daneben steht?“
„Nein, das ist meiner. Dein Vater hat wahrscheinlich gegrillt.“ Connor lächelte. „Er hat immer irgendetwas Leckeres für uns Kinder gemacht. Er war Koch.“
„Wirklich?“ Rebecca kam es so grotesk vor sich Bilder von fremden Menschen anzusehen und zu wissen, dass es ihre Familie war. Ihre Großmutter hatte ihre Eltern mit so viel Liebe und Einsatz ersetzt, dass sie sich nie wie eine Waise gefühlt hatte. Da sie überdies annahm, dass alle Fragen überihre Eltern ihre Großmutter traurig machen würden, hatte sie nie nachgefragt. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, unter welchen Umständen sie nach England gekommen war. Und genau genommen hatte sie die immer noch nicht.
Connor kramte in dem Karton und zog ein weiteres Bild hervor. Es war großformatiger und die Farben waren frisch. „Hier ist dein Vater. Wir alle ... da ist noch Shannon, Errol und Caleb, und meine anderen beiden Brüder Luke und Brian, die du noch nicht kennst.“
Auf dem Bild saßen zehn Menschen hinter einem Gartentisch und prosteten in die Kamera. Einer davon war Connors Vater, der größte Junge auf dem Foto musste Connor sein, auch wenn er auf dem Bild gerade zehn oder elf war. Neben ihm saß Debora. Sie hatte den Arm um ein Baby im Hochsitz gelegt, das mit einem zahnlosen Lachen eine Schnabeltasse in die Luft hielt. Sogar auf dem kleinen Foto leuchteten die Augen des Babys violett.
„Das bin ich?“
Connors Hand lag auf ihrem Oberarm, den er mit dem Daumen streichelte. „Ja, das bist du.“
„Und das sind meine Eltern?“ Neben dem Baby war ein Paar, das sich zugewandt auf einer schmalen Gartenbank saß und einen Kussmund andeutete, während es zwei Sektgläser in die Luft hielt. Rebeccas Blick trübte sich und sie wischte sich schnell die Tränen aus den Augen, bevor sie flossen. „Sie sehen so glücklich aus“, sagte sie erstickt.
„Ihr wart ja auch glücklich. Wir waren zwei ganz normale Familien.“
Rebecca legte das Bild zurück in den Karton, als könnte sie auch jetzt noch Unheil über diese glückliche Familie bringen, die einst die ihre war. „Glaubst du es auch?“
„Was?“
„Na, dass ich schuld bin. Dass ich all dies Unglück über meine Familie gebracht habe?“
Connor legte seinen Arm um sie und drückte sie entschlossen an seine Brust. „Rebecca, es gibt nur einen Menschen, der jemals Unglück über euch gebracht hat. Und das ist Debbys Mörder.“
„Wenn man vom Teufel spricht, nicht wahr ihr Turteltäubchen?“
Connor und Rebecca fuhren herum. Constance Steppens stand in der Tür und lächelte schief. Rebecca betrachtete sie für einen Augenblick, plötzlich schmerzte ihr Kopf zum Zerspringen, sie presste kurz die Lider aufeinander, um den Schmerz zu verdrängen, aber es half nichts. Sie hielt sich die Schläfe, als plötzlich der gellende Schrei eines Pfaues durch ihren Kopf fuhr.
Eine Vision schoss durch ihre Gedanken. Es war wie in ihren Träumen. Von der Terrassentür aus sah sie, wie die Gestalt über Deboras leblosem Körper mit einem Knüppel ausholte und auf Debora einschlug. In diesem Augenblick schrie ein Pfau auf, und plötzlich wusste Rebecca es. Sie wusste es wieder, wusste, dass in dem Moment, wo Debora starb ihr Lieblingspfau, der weiße Pfau, gellend geschrien hatte, dass sie, Rebecca, Holly, in diesen Schrei mit eingefallen war. Sie sah sich selbst, wie sie nach ihrer Schwester schrie, weinte, auf sie zulief, um ihr zu helfen, doch es war zu spät. Debora war tot, und als die Gestalt Rebecca auf sich zustürmen sah, fuhr sie herum. Sie packte das kleine Mädchen, warf sie zurück, so dass ihr Kopf hart auf dem Pflaster aufschlug.
Rebecca riss fassungslos die Augen auf.
„Ich sehe, du erinnerst dich wieder.“ Constances Lächeln wurde noch etwas breiter, sie nickte. „Es war mir klar, dass es dir früher oder später einfallen würde.“
Connor sah Matts Frau an und konntenicht glauben.
„Du hast Debora getötet?“
„Hast es mir wohl nicht zugetraut, was? Die kleine Constance, die nur Pülverchen und Salben mischen kann.“ Sie lächelte, sah zu Rebecca hinüber. „Es
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