Lakefield House (German Edition)
Aua!“ Er zuckte zusammen, als Rebecca auf die Schwellung drückte.
„Jedenfalls habe ich nur kurz weggeschaut und dann tat es einmal weh und ich war weg.“ Er gab ein Achselzucken von sich. „Ich glaube, es war dein Briefbeschwerer, Rebecca!“
„Aber sie war doch bewusstlos!“
„Nicht so ganz, hm?“ Connor rieb sich den Nacken und verzog das Gesicht. „Verflucht, hat das weh getan!“
„Sie weiß, dass ich weiß, dass sie Debora umgebracht hat. Und weil ich das weiß, wird sie versuchen mich auch noch umzubringen!“
„Könntest du deine Sätze etwas kürzer halten. Ich bin noch nicht ganz fit im Kopf.“
„Wo ist sie hin?“
„Sie hat eine Wunde über dem Auge und ist Apothekerin. Wo kann sie da wohl hin sein?“
*
Als Rebecca am Hintereingang der Apotheke vorfuhr, sah sie fragend zu Connor hinüber, der sich den noch immer schmerzenden Nacken hielt.
„Wir hätten eine Waffe mitnehmen sollen.“
„Hast du denn eine Waffe?“, fragte Connor.
„Nein.“
Er gab ein Achselzucken von sich. „Ich auch nicht.“
„Warte“, hielt ihn Rebecca auf, als er die Tür öffnen wollte. „Was, wenn sie noch da drin ist? Sie könnte uns auflauern und nur darauf warten, dass wir so unvorbereitet da reingehen.“
„Aber wir können sie doch auch nicht entkommen lassen.“
„Was sollen wir denn machen?“
„Keine Ahnung!“ Er schüttelte den Kopf und hielt sich sofort wieder den Nacken. „Ich habe keine Erfahrung mit Mördern und Messerstechereien!“
„Ok, ok.“ Rebecca ließ sich zurück in den Sitz sinken. „Wir warten einfach.“
„Worauf?“
„Na darauf, dass sie rauskommt. Irgendwann muss sie ja rauskommen.“
Connor schwieg und dachte einen Augenblick nach. „Und wenn sie überhaupt nicht drin ist?“
„Du sagtest doch, sie wäre sicher drin.“
„Ja, aber ich bin doch kein Hellseher!“
Frustriert fuhr sich Rebecca mit den Fingern durchs Haar. Sie wollte Constance auf keinen Fall entkommen lassen, doch umgebracht zu werden, war auch nicht in ihrem Sinne.
„Gut, wir rufen die Polizei an und warten, bis sie hier ist. Dann gehen wir zusammen rein. Einverstanden?“
Connor hatte gegen diesen Vorschlag offenbar nichts einzuwenden und rief Angus Doyle an. Nach einem kurzen gälischen Wortwechsel gab Connor Rebecca ihr Handy zurück.
„Er kommt sofort.“
Tatsächlich bog keine zehn Minuten später das ältliche Polizeiauto in die Gasse ein. Angus Doyle war übergewichtig und wuchtete seine Leibesfülle nur mühevoll vom Fahrersitz. Er hatte ein pausbäckiges Gesicht und die Haare, die ihm auf dem Kopf fehlten, wucherten aus Nase und Ohren.
Er zog sich die Hose in Position, setzte seine Mütze auf und kam dann zu Rebecca ans Beifahrerfenster.
„Morgen Ma’am! Connor!“
Beide nickten sich zu.
„Also was gibt es?“
Rebecca ließ entnervt die Augen zurückrollen. Connor legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm und erklärte Angus Doyle die Situation in Kurzfassung.
Während des Zuhörens wanderten seine Hamsterbacken zusammen mit seinen Mundwinkeln sichtbar nach unten.
„Ist dir denn klar, was du da sagst, Junge?“
„Sie hat mich bewusstlos geschlagen, Angus.“ Connor neigte den Kopf nach vorne und gab den Blick auf seine Beule frei. „Sie wollte uns erstechen. Uns beide.“
Angus schüttelte den Kopf und fing dann übergangslos an zu nicken. „Ich gehe mal rein“, sagte er halbherzig und öffnete den Verschluss seines Pistolenhalfters.
„Wir kommen mit“, gab Rebecca zurück, indem sie die Fahrertür auf- und Angus Doyle zurückdrückte. Sie traute ihm ohne Weiteres die Reflexe einer Galapagosschildkröte zu, womit er Constance Steppens gegenüber deutlich im Nachteil war.
Angus Doyle stand vor der in pastellblau gestrichenen Seitentür und schien ernsthaft darüber nachzudenken, ob er anklopfen sollte.
„Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf“, flüsterte Rebecca mit einem genervten Lächeln, „ich würde die Pistole schon mal in die Hand nehmen.“
Angus Doyle sah zu Connor auf, der hinter ihm stand und ermunternd nickte. Mit einem leisen Schaben ließ er die Pistole aus dem Holster in seine Hand gleiten und drehte den Türknauf. Erwartungsgemäß war die Tür unverschlossen und gab geräuschlos nach. Der lange dunkle Gang, den Rebecca von ihrem einzigen Besuch in der Apotheke kannte, jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.
Vorsichtig schlichen sie sich den Gang entlang, der Geruch von Sterilium und
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