Lakefield House (German Edition)
in das Haus, dessen Eingang von zwei Steinadlern flankiert wurde, die jeweils eine ihrer bekrallten Füße auf einem Wappen hatten.
„Neben diesem Kasten sieht Lakefield House wie eine Baumhütte aus“, stellte sie fest und erntete von Connor nur ein kurzes Lachen. Er strich ihr liebevoll das Haar aus dem Gesicht.
„Ich hab doch gesagt, dass ich für uns sorgen kann … als ältester Sohn des Earl of Cunningham.“
„Earl? Du meinst Earl wie … adlig?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das hast du mir ja überhaupt nicht gesagt.“
„Wäre es denn wichtig für dich gewesen?“
„Nein.“
„Na, siehst du. Und jetzt komm, meine Mutter freut sich sicherlich, uns zu sehen.“
Er zog Rebecca die vier Steinstufen hinauf in eine Eingangshalle, die ungefähr so groß war wie Rebeccas komplettes Erdgeschoss. Der Fußboden war im Schach-brettmuster gefliest. Die Wände waren übervoll mit in Öl gemalten Portraits.
„Hängt hier auch ein Bild von dir?“, fragte sie Connor mit einem spöttischen Unterton.
„Noch nicht“, gab er lächelnd zurück und schob sie in den Wintergarten. Der Glasbau war imposant und offenbar aus neuerer Zeit. Der Raum war so hoch wie zwei normale Stockwerke, eine Palme wuchs an der einen Seite empor, während die große Glasfront den Blick in einen Park freigab, wie Rebecca ihn selten gesehen hatte. Bäume, Kräuter- und Blumenbeete, sogar Teiche konnte sie sehen. Alles bog sich im aufbrausenden Sturm und wirkte, obwohl so wundervoll angelegt, wild und ungezähmt.
„Da seid ihr ja!“ Connors Mutter kam mit mehlbestäubten Händen auf sie zu und umarmte Connor. Als auch Rebecca umarmt wurde, erwiderte sie die Berührung überrascht und vorsichtig.
„Setzt euch doch!“
Sie wies auf eine geblümte Chaiselonge, auf die die beiden sich niederließen. Rebecca blickte noch einmal in den Park. „Sie haben einen wundervollen Garten, Mrs. McHugh. Er sieht so … ich kann es schwer beschreiben, er sieht nicht künstlich oder angelegt aus, sondern einfach nur wunderschön.“
„Oh Kindchen“, sie tätschelte freudig Rebeccas Hand. „Es ist, glaube ich, das erste Mal, dass jemand nach Cunningham Hall kommt und meinen Garten vor dem Haus lobt. Vielen Dank. Der Garten ist meine ganze Leidenschaft, es macht mir Spaß Mutter Natur zur Hand zu gehen, ohne alles zu sehr zu reglementieren. Richard trägt natürlich auch einen Großteil dazu bei. Ich will mich keinesfalls mit fremden Federn schmücken.“
„Ich würde mich freuen, wenn ich ihn mir nachher einmal ansehen dürfte.“
„Sehr gerne. Connor wird Ihnen alles zeigen. Nicht wahr, Connor?“
„Nur, wenn ich vorher noch etwas zu Essen bekomme.“
„Oh!“ Seine Mutter sprang auf. „Das Brot, nicht dass es mir anbrennt! – Mary!“ Sie lief aus dem Wintergarten.
Connor lachte. „Sie freut sich sehr, dass wir hier sind“, stellte er fest.
„Wer ist eigentlich Mary?“
„Mary ist Richards Frau. Er ist unser Gärtner und Mary ist die gute Fee. Sie hat mir früher schon bei den Hausaufgaben geholfen und nasse Spüllappen hinterhergeworfen, wenn ich etwas angestellt hatte.“
„Ich war noch nie in einem Haus, in dem es zwei Angestellte gibt.“
„Es gibt hier sogar vier Angestellte, fünf seit mein Vater einen Japaner eingeflogen hat, der ihm den Sommer über beim Ablaichen hilft.“
Rebeccas Brauen schossen in die Höhe. „Beim … Ablaichen?!“
„Mein Vater ist passionierter Koi-Züchter. Er versucht seit Jahrzehnten die Qualität japanischer Schlammteiche im Garten nachzuahmen. Wenn du nicht schnell genug wegläufst, wird er sie dir zeigen wollen. Und zwar jeden einzelnen Fisch.“
Rebecca musste lachen. „Wenn es ihn nicht stört, dass ich keine Ahnung von Fischen habe, soll mir das recht sein.“
Nachdem Cassandra McHugh den beiden ein königliches zweites Frühstück aufgetischt hatte, beschlossen sie sich noch einmal hinzulegen. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, Rebecca war noch immer hundemüde und wie zerschlagen. Sie hatte Elena kurz angerufen und ihr bestätigt, dass sie die Nacht gut überstanden hatte, und folgte nun Connor die breite, geschwungene Steintreppe hinauf zu seinem Zimmer.
Als er die hohe, weißlackierte Tür aufmachte, musste Rebecca ihre Erwartung an Sportposter, Actionfiguren und Fußballbettwäsche begraben.
Sein Zimmer, mit dunklem Parkettboden und einem großzügigen Fenster Richtung Park, war bis auf eine helle Couch und ein großes Bücherregal leer. Connor zog Rebecca an
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