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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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Quellwasser, das gewöhnlich den Kopf befreite. Heute nicht. Helene füllte nach, doch auch das zweite Glas hatte nicht die gewünschte Wirkung.
    Sie setzte sich an den Küchentisch und schaute auf den Block, der immer auf dem Tisch lag. Gewöhnlich notierte sie darauf fehlende Dinge, um beim Einkaufen nichts zu vergessen. Sie nahm den Stift und bewegte ihn zwischen den Fingern. Fast wie von selbst begann sie zu schreiben. Sie strich, ergänzte, begann von vorn. Es wollte ihr nicht gelingen.
    Nach einer Stunde warf sie den Stift fort. Mit leisem Klackern rollte er über den Tisch, ehe er auf den Fußboden fiel.
    Helene weinte vor Wut. So, wie es auf dem dummen Blatt Papier stand, würde jeder denken, sie wären Monster, sie und Knubbel. Dabei stimmte das nicht.
    Sie zerriss das Papier, zerfetzte es in immer kleinere Stücke, bis nichts mehr von dem Geschriebenen zu entziffern war. Dann stand sie auf, stopfte die Schnipsel in den Küchenofen und zündete sie an. Die Flammen leckten an der Tinte, gelbgrün und blau, bis nur noch ein weißes Häufchen Asche zurückblieb. Mit einem Knall schlug Helene die Ofentür zu und warf den Riegel davor.

SECHZEHN
    Die Landstraße zog sich schnurgerade durch Felder dahin. Am Rand standen Apfelbäume, Sonnenstrahlen bahnten sich durch ihr Laub einen Weg bis zum Asphalt. Süßenborn, fünf Kilometer, stand auf dem gelben Hinweisschild an der rechten Seite. Feuerbirk nahm es nur aus den Augenwinkeln wahr. Kaum hatte er das Ortsausgangsschild hinter sich gelassen, drehte er die Harley hoch auf hundertzwanzig km/h. In Süßenborn hatte man eine weitere Frauenleiche gefunden.
    Die Tote ähnele den bisherigen Opfern, hatte Zagemann gesagt. Jung, schlank, erwürgt und ohne Zungenspitze. Ein schlechtes Omen.
    Es wurde Zeit, dass er und die Soko den Mistkerl, der dafür verantwortlich war, endlich schnappten. Allmählich betrachtete er den Kerl als persönlichen Feind.
    Feuerbirk fluchte und gab wütend Gas. Das Dröhnen des Motors beruhigte ihn. Die Sonne war im Sinken begriffen und tauchte die Straße in ein fahles Licht. Der Abend wollte eher in den Winter statt in den Sommer passen. Kühl und starr, wie geschaffen für einen gewaltsamen Tod.
    Kleine Fliegen zerplatzten auf Feuerbirks Visier und nahmen ihm die Sicht. Zum Glück tauchte schon das Einkaufszentrum vor ihm auf, hier musste es sein. Er stoppte, dann erkannte er auch schon den Menschenauflauf vor der weitläufig aufgebauten Absperrung. Er drängelte sich durch die Menge und schlüpfte unter dem rot-weiß gestreiften Band hindurch.
    »Mensch, das hat aber gedauert«, empfing ihn Zagemann. »Die Kollegen aus Weimar warten schon.« Er deutete auf einige Männer, die in eine Diskussion vertieft waren.
    Feuerbirk ging zu der Gruppe hinüber. Als er sich dazugesellte, verstummte das Gespräch.
    »Wer sind Sie denn?«, fragte ein grauhaariger Mann mit befehlsgewohnter Stimme.
    »Mordkommission Erfurt, Kommissar Feuerbirk.«
    »Wir brauchen keine Klugscheißer aus der Landeshauptstadt«, knurrte der Graukopf.
    »Ich habe schon zwei ähnliche Fälle. Möglich, sogar wahrscheinlich, dass Ihre hübsche Leiche damit zu tun hat.«
    »Nun mal langsam, wollen Sie sich den Fall etwa auf den Tisch ziehen?«
    Feuerbirk zuckte mit den Schultern. »Sagen Sie bloß, Sie reißen sich darum, selbst im Dreck zu wühlen. Ich will gar nicht den Versuch machen, mir vorzustellen, dass jemand sich gern mit einem Mord beschäftigt.«
    »Dann lassen Sie es eben bleiben. Wir hier regeln unsere Dinge lieber alleine.«
    »Provinzköter«, knurrte Feuerbirk.
    Doch der Grauhaarige hatte schon sein Handy am Ohr. In fünfzig Metern Entfernung standen Männer in weißen Overalls vor einigen Büschen herum. Dahinter erkannte Feuerbirk ein paar blaue Container. Dort wurde anscheinend das Papier des Supermarktes gesammelt.
    »Kripo, aus Erfurt«, sagte der Grauhaarige in das Handy. Er lauschte, dann knurrte er: »In Ordnung.« Sein Blick war finster, als er auflegte. »Sie haben freie Bahn, Feuerbirk. Anordnung von ganz oben.«
    »Besten Dank, die Herrschaften. Dann wollen wir mal.« Feuerbirk zückte sein Notizbuch. Er winkte Zagemann, und sie gingen zur Spurensicherung hinüber. Einer der Männer zeigte auf die Container.
    »Die Leiche ist dort drüben.«
    »Wann wurde sie entdeckt?«, fragte Feuerbirk.
    »Da müssen Sie Kremmel fragen. Der hat die Fakten.« Er zeigte auf den Grauhaarigen, der zu ihnen starrte.
    »Übernimm du das«, sagte Feuerbirk zu Zagemann.
    Er

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