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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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er jede Kleinigkeit im Auge behalten. Ein nervöses Augenzucken, eine fahrige Bewegung – alles konnte wichtig sein.
    »Dann machen wir uns mal auf die Socken«, seufzte er.
    Zagemann benachrichtigte per Handy noch schnell den Polizeiseelsorger, dann schwang er sich hinter Feuerbirk auf den Rücksitz des Motorrads.
    Die Familie Galle bewohnte ein Einfamilienhaus im Landhausstil. Ein großer hölzerner Balkon zog sich im ersten Stock die Giebelwand entlang. Rote Geranienblüten hingen über das Geländer, aus dem Garten klang Lachen auf die Straße. Mittlerweile war es dunkel geworden. Fackeln warfen zuckende Lichter durch die Büsche.
    »Willst du das umlassen?« Zagemann zeigte auf das Bolo-Tie, das Feuerbirk noch immer um den Hals trug.
    Feuerbirk nestelte das Lederband ab und schob es in die Hosentasche. Dann klingelte er.
    Eine Frau Ende dreißig öffnete. Ihr Gesicht war voller Sommersprossen, die grünen Augen hatten die gleiche Farbe wie das T-Shirt, das sie trug. Fragend schaute sie ihn an. »Hallo?«
    »Frau Galle?«
    Die Frau nickte.
    »Kriminalpolizei. Wir kommen wegen Ihrer Tochter. Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Feuerbirk.
    Frau Galle gab die Tür frei. »Jenny? Hat sie etwas angestellt?«
    »Ist Ihr Mann zu Hause?«, fragte Feuerbirk.
    »Er ist im Garten, ich hole ihn.«
    Feuerbirk blickte ihr nach, wie sie hastig durch den Wohnbereich auf die Terrasse eilte. Kurz darauf kam sie mit einem großen, vierschrötigen Mann an der Seite zurück.
    »Klaus Galle.« Er reichte Feuerbirk und Zagemann die Hand.
    Herr Galle, der den Geruch nach gegrilltem Fleisch in den Sachen hatte, ließ sich auf das mit dunklem Stoff bezogene Sofa fallen und winkte Feuerbirk, es ihm gleichzutun. Seine Frau setzte sich neben ihn, und er legte ihr den Arm um die Schultern. Sein Gesicht wirkte gefasst, doch Feuerbirk sah, wie seine Augen flackerten.
    »Was ist mit Jenny?«, fragte Herr Galle.
    Schlechte Nachrichten wurden nicht besser, indem man sie schön verpackte. Feuerbirk räusperte sich. »Ich habe leider eine sehr traurige Nachricht für Sie. Ihre Tochter ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    Die beiden sahen ihn wie erstarrt an.
    »Jennys Leichnam wird derzeit untersucht«, sagte er leise.
    Frau Galle begann zu weinen.
    »W-wie ist es p-passiert?«, stotterte ihr Mann. Seine Stimme brach.
    Feuerbirk versuchte, sich kurzzufassen. Die schlimmsten Einzelheiten ließ er aus. Jennys Eltern würden früh genug erfahren, wie sehr ihre Tochter gelitten hatte. »Wir tun alles, damit wir den Kerl fassen«, endete er, »doch Sie müssen uns dabei helfen.«
    »Wir?« Herr Galle drückte seine Frau enger an sich.
    »Wir versuchen herauszufinden, mit wem Jenny zusammen war. Hatte sie Streit mit jemandem?«
    Herr Galle schüttelte den Kopf. »Sie war ein fröhliches Mädchen. Und sie hatte große Pläne. Schauspielerin wollte sie werden. Sie hat sogar Stunden genommen, um sich darauf vorzubereiten. Fragen Sie ihren Deutschlehrer, Herrn Jansen. Er hat große Stücke auf Jenny gehalten.«
    Frau Galle klammerte sich an ihren Mann und barg das Gesicht an seiner Brust. Sie gab keinen Laut von sich, doch ihre bebenden Schultern zeigten, dass sie weinte.
    Feuerbirk notierte sich Jansens Adresse sowie Namen und Adressen von Jennys Freunden. Er würde jedem Hinweis nachgehen, selbst wenn er dazu rund um die Uhr arbeiten musste. Nie sollte ein Kind vor seinen Eltern sterben müssen, das sollte es einfach nicht geben.
    Er wartete, bis der Seelsorger eintraf, den Zagemann benachrichtigt hatte. Als er ging, drückte er Herrn Galle stumm die Hand und hoffte, dass die Familie sein Versprechen nicht vergessen würde. Der Kerl, der ihnen die Tochter genommen hatte, sollte dafür bezahlen. Dafür würde er sorgen. Erst draußen fiel ihm ein, dass er überhaupt nicht auf Details geachtet hatte, nur der Schmerz der Eltern war ihm noch gegenwärtig. Doch der war echt gewesen, dafür hätte er seine Hand ins Feuer gelegt.
    Ein hagerer Mann mit hoher Stirn öffnete Feuerbirk die Tür. Er linste über den Rand seiner altmodischen Nickelbrille, als er ihn in eine Küche bat, die noch aus den Siebzigern stammte. Grauweiß gemusterte Sprelacartmöbel fristeten neben einem vor sich hin grummelnden vergilbten Kühlschrank ihr Dasein. Hier hauste augenscheinlich ein Junggeselle, dem moderner Wohnkomfort schnuppe war.
    Feuerbirk setzte Jansen mit schnellen Worten von Jennys Tod in Kenntnis. Jansen nahm seine Brille ab, schob

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