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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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war nicht so wichtig.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern zurück ins Waldidyll fahren. Mein Freund wartet bestimmt schon auf mich.«
    Widerspruchslos ging Torsten zum Tresen. Er ließ nicht zu, dass sie ihre Rechnung selbst zahlte. Doch er machte auch keinen Versuch mehr, ihr näherzukommen.

FÜNFZEHN
    Ralph war längst gegangen. Helene stand im Bad und betrachtete ihr Spiegelbild. Im Licht der Neonröhre wirkte ihre Haut blass. Die grün geflammten Fliesen im Siebzigerjahre-Stil ließen sie aussehen, als sei sie krank. Regelrecht gallig. Sie verstand nicht, was passiert war. Erst letzte Nacht hatte sie wieder von Lattkowitz geträumt. Kaum wurde es draußen dunkel, war der Alte zur Stelle. Schloss sie die Augen, fühlte sie wieder die Scham und den Schmutz. Trotzdem hatte sie Ralph begehrt.
    Zaghaft zeichnete sie mit dem Zeigefinger die Konturen ihrer Lippen nach. Sie konnte noch Ralphs Küsse spüren, süß und schmerzhaft zugleich. Unvermittelt zuckte sie zusammen. Womöglich hielt er sie für leichtfertig? Vielleicht dachte er, sie gäbe sich jedem hin. Tränen verschleierten ihren Blick, und ihr Spiegelbild verschwamm.
    Es klopfte an der Tür. »Bist du bald fertig?«
    Knubbel.
    »Gleich.« Hastig drehte Helene den Wasserhahn auf und schöpfte sich kaltes Wasser ins Gesicht, wieder und wieder. Knubbel sollte nicht sehen, dass sie geweint hatte. Er würde unangenehme Fragen stellen. Helene wollte nur allein sein und nachdenken. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich inbrünstig, Knubbel würde sie endlich loslassen. Gleich darauf bereute sie es. Sie verdankte ihm viel. Er hatte sie gerächt, Lattkowitz hatte für seine Taten bezahlt.
    Niemand hatte ahnen können, dass der Geist des Alten ihr keine Ruhe lassen würde. Doch damit war jetzt Schluss. Jetzt hatte sie Ralph. Er würde sie vor der Dunkelheit beschützen.
    Erneut fuhr sie mit dem Finger ihre Lippen entlang. Sie waren heiß und geschwollen und an der Oberlippe, genau am Amorbogen, leicht zerbissen. Sie drückte darauf, und ein Blutstropfen bildete sich. Dunkel und satt glänzte er im Neonlicht.
    Ralph hatte sie mit seinen sanften Worten eingelullt. Ein trockenes Schluchzen quälte sich ihre Kehle herauf.
    Helene beugte sich über das Becken und drehte den Wasserhahn bis zum Anschlag auf. Der Strahl spritzte über den Beckenrand, Wasser tropfte auf ihren Leib, und obwohl es eisig kalt war, spürte sie glühende Lava auf der Haut.
    Knubbel lauschte an der Badezimmertür. Er hörte es plätschern, Helene wusch sich noch immer. Warum brauchte sie nur so lange?
    Als sie mit diesem Bartwick ins Haus verschwunden war, hatte er eine Weile überlegt, ob er ihnen folgen sollte. Aber die Kaninchen hatten Hunger gehabt. Füttern war wichtiger, als Helene auf die Finger zu schauen. Jetzt fragte er sich, ob er richtig gehandelt hatte.
    Er hatte sich in ihr Schlafzimmer geschlichen. Dort hatte es anders als sonst gerochen. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er geschworen, dass es nach Schweiß roch und nach einem Mann. Aber das war ausgeschlossen. Helene hatte ihn, sie gehörten fest zueinander. Sie würde niemals einen anderen Mann an sich heranlassen, dafür hatte der alte Lattkowitz gesorgt. Gut, dass er den Alten bestraft hatte. Ein paar Schläge auf den Kopf, das hatte gereicht. Der Lump hatte sich nicht einmal gewehrt, so überrascht war er gewesen. Es hätte ihm ohnehin nichts geholfen. Knubbel war damals schon stark und kräftig gewesen. Als Lattkowitz am Boden lag, war Knubbel zur Fleischerei gelaufen. Vater war am Schlachten gewesen. Auf der Bank vor der Tür hatte ein Trog mit Knochen und Eingeweiden gestanden. Damals hatte Knubbel zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass ihn jemand beobachtete.
    Ein paar Stunden später war die Polizei aufgekreuzt. Irgendjemand musste sie gerufen haben. Bis heute hatte Knubbel keine Ahnung, wer.
    Die Polizei jedenfalls hatte Vater im Verdacht gehabt und gleich mitgenommen.
    Zu der Zeit war Knubbel längst nicht mehr im Haus gewesen, da hatte er schon mit Ira im Steinbruch gespielt.
    Fuchs, du hast die Gans gestohlen .
    Noch in derselben Nacht hatte sich Vater in der Gefängniszelle aufgehängt. Danach war Mutter still geworden. Wie ein Geist war sie durch das Haus geschlichen, bis sie starb.
    Für Mutter hätte sich Knubbel gestellt. Doch sie hatte ihn verlassen, es gab keinen Grund, an der Sache zu rühren. Das hatte Helene gesagt, und wie immer hatte sie recht gehabt. Sie war klug, sie

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