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Lallbacken

Lallbacken

Titel: Lallbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Venske
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Fischer war eine Riesenenttäuschung, und nach kurzer Zeit interessierte sich kaum noch jemand für das Stück: Es war vollkommen wurscht, ob Joseph Martin Fischer nun den Marquis Posa spielte oder doch eher Hänschen im Blaubeerwald. Fischer selbst wusste wohl, dass er nicht genug wusste. Aber was er hätte wissen können, hat er nicht wissen wollen, beziehungsweise er wusste, dass er nicht nichts wusste, aber er wusste nicht, dass er so wenig wusste. Dafür aber übernahm er die volle Verantwortung.
    Die Behauptung, Rot-Grün habe die letzte Wahl nur dank Millionen ukrainischer Leihwähler gewonnen, die er alle persönlich eingeladen hatte, wies er zurück.
    Interessant war die ganze Angelegenheit nur in Bezug auf Papst Benedikt XVI. Ratzinger: Der musste, um seinen Papstjob ausüben zu können, neben seinem angestammten deutschen auch einen Pass des Vatikan in der Brieftasche haben. Das ist aber illegal: Wer ungenehmigt eine andere Staatsbürgerschaft annimmt, verliert automatisch die deutsche, und wer die deutsche Staatsbürgerschaft verliert, verliert damit auch sein Aufenthaltsrecht in Deutschland. Mit Blick auf den für den Weltjugendtag in Köln angekündigten Besuch des Vatikanbürgers Benedikt XVI. Ratzinger hieß es dann seltsamerweise ganz unproblematisch: »Im Zweifel für die Reisefreiheit.«
    Nach seiner Tätigkeit als Außenminister erschien Joseph Martin Fischer eine Zeitlang in der ZDF-Vorabend-Serie »Unser Charly« in der Rolle von zwei Schimpansen, danach positionierte er sich im Unternehmerlager und machte Millionen.
    »Man darf in der Beratung nicht zu politisch werden,« dozierte er und: »Man muss entpolitisieren, sonst gibt es zu viel Widerstände für ein Unternehmen.« Und schließlich mit intaktem Selbstwertgefühl: »Meine Beratung hier ist die Fortsetzung der Außenpolitik mit anderen Mitteln.«
    Interessant wäre es, zu erfahren, was für nutzbringende Ratschläge Joseph Martin Fischer den Unternehmen erteilen und welche Türen er in der Politik öffnen konnte. Und vor allem: Wenn man in der Beratung nicht zu politisch werden darf – wie konnte diese Beratung dann die Fortsetzung der Außenpolitik mit anderen Mitteln sein? Man musste Lallbacke Fischer, die nicht mal in der Lage war, ihr eigenes Gewicht langfristig zu kontrollieren, nicht wirklich ernstnehmen.
    Nicht zuletzt der Geschichtslosigkeit deutscher Außenminister war es zu verdanken, dass seit den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts Terroristen in Afghanistan mit Millionenspenden und mit Waffen ausgerüstet wurden, damit sie die Russen verjagten und die volksdemokratische Regierung in Kabul stürzen konnten. Dreißig Jahre später versuchen die Söhne dieser Terroristen, deutsche und amerikanische Soldaten aus dem Land zu jagen.
    Als Ergebnis dieses jahrzehntelangen Krieges ist ein Land zu besichtigen, das weder über funktionsfähige staatliche Behörden noch über eine verlässliche Exekutive oder eigene Steuereinnahmen verfügt. Viele Afghanen leiden Hunger, über neunzig Prozent des Staatshaushaltes spendiert das Ausland, etwa ein Drittel der Wirtschaftsleistung steuert der Opiumanbau bei. Man kann das deutsche Auswärtige Amt zu diesem Fortschritt nur beglückwünschen.
    Nachfolger von Joseph Martin Fischer als Außenminister wurde Frank-Walter Steinmeier. Dieser Herr war ein rhetorischer Totalausfall – redend hangelte er sich von Silbe zu Silbe, und seinen Zuhörern fiel es immer schwer, nicht zwischen Subjekt und Prädikat einzuschlafen. Als Lallbacke war er absolut ineffektiv. Überliefert wurde von Steinmeier nur eine Äußerung: »Jenseits von aktuellen Einzelfällen kommen neue Fragestellungen und Spannungsfelder auf den Menschenrechtsschutz zu.« Das ist kein Deutsch, das ist schaumig geschlagene Lallbackensülze. Sollte eines Tages der Grundgesetzzusatz kommen »Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch« – dann ist dieser Steinmeier-Satz nicht verfassungskonform.
    Außenminister Steinmeier, der aussieht wie eine hungrige Schnee-Eule, hat sich stets mit Erfolg um absolute Unauffälligkeit bemüht. Nur ein Mal ist ihm das misslungen, und das war dann auch ein Desaster: der Fall Murat Kurnaz.
    Es war eine Schweinerei: Ein Mann, der sich verdächtig gemacht hatte, wurde verschleppt, gefoltert und ohne Prozess inhaftiert. Murat Kurnaz war ein Opfer des Systems Guantánamo, mit dem sich die Regierung der USA das Recht herausnahm, im Dienste »höherer Sicherheitsinteressen« das eigene Rechtssystem zu

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