Lallbacken
»Unsere Absicht ist, die jugoslawische Armee vernichtend zu schlagen, außerdem den Südteil vom übrigen Land abzutrennen.« Das sagte auch nicht Fischers Amme, die US-amerikanische Außenministerin Madeleine Albright. Das hat Adolf Hitler gesagt, 1941.
Bevor die Ökopaxe Beweise erbringen konnten, eine Friedenspartei zu sein, hatte Joseph Martin Fischer schon zwei Kriege gewonnnen, Jugoslawien und Irak, und die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Gurken so tief als ständige Vertretung im Arsch der SPD etabliert, dass sie von außen nicht mehr wahrgenommen werden konnte.
Aber Joseph Martin Fischer hat sich auch bemüht, nicht nur Mist zu bauen: Er hat die deutschen Botschaften und Konsulate angewiesen, bei der Verteilung von Visa zur Einreise in die Bundesrepublik unbürokratischer zu verfahren: »In dubio pro libertate – im Zweifel für die Reisefreiheit«, lautete der Kernsatz des Erlasses. Es dauerte nicht lange, bis die Medien in helle Aufregung gerieten, weil Missbrauchsfälle bekannt geworden waren. Am meisten regte sich Der Spiegel über die Visa-Geschichte auf: »Monatlich kamen Tausende illegal über die Grenze. Sie mussten nicht einmal die Oder durchschwimmen oder sich im Schutz der Nacht ins Land schleichen: Sie brauchten nur zur Botschaft in Kiew, Minsk oder Moskau zu gehen und sagen, dass sie gern den Kölner Dom besichtigen würden.«
Ist doch unglaublich, dass Touristen, die den Kölner Dom besuchen wollten, dafür nicht mehr durch die Oder schwimmen mussten, oder? Die Schröder/Fischer-Koalition hat den Erlass »pro libertate« dann wieder kassiert.
Von Alexander Humboldt ist der Satz »Reisen bildet« überliefert. Fürs Reisen benötigt man ein Visum und Geld. Wer kein Visum hat und nur wenig Geld, der ist auf Schleuser angewiesen. Deswegen muss man sagen: Schleuser bieten ein Bildungsprogramm, sie öffnen Perspektiven, und Schleuser sind Kämpfer für Reisefreiheit. Wer sich jemals vergeblich um ein Visum zur Ausreise aus der DDR bemüht hatte, den machte die Aufregung um die Visa-Affäre staunen: Damals war der Schleuser Held und Retter, aber keinesfalls ein Krimineller. Und man sollte auch nicht vergessen: In den achtziger Jahren ist die CDU mit dem Bauchladen durch die Ostblockstaaten gelaufen und ließ an jeden Pässe verteilen, der einen Opa bei der SS oder eine blauäugige Großmutter hatte.
In Ermangelung anderer Beschäftigungsmöglichkeiten gab es einen Untersuchungsausschuss. Hans-Peter Uhl, Vorsitzender des Visa-Ausschusses, stellte Joseph Martin Fischer die Frage: »Sind Sie der Meinung, dass Sie Ihr Haus noch im Griff haben?« Lallbacke Uhl war vermutlich der Einzige, der sich wunderte, als Fischer darauf nicht »nein« antwortete.
Michael Glos sagte, Millionen Menschen seien illegal nach Deutschland eingereist, und damit seien Prostitution, Menschenhandel und andere kriminelle Machenschaften gefördert worden. An die Adresse Joseph Martin Fischers gerichtet, fügte Lallbacke Glos hinzu: »Und Sie sind dafür der Zuhälter.«
In diesem Punkt kann man dem Herrn Glos vertrauen: Der ist zwar vermutlich kein Puffgänger, findet sich aber in jedem Milieu zurecht.
Für christliche Politiker war klar: Als aus jenen fernen Teilen Europas, die einst deutscher Lebensraum im Osten hießen, Nutten, Verbrecher und Schwarzarbeiter aus der Ukraine ins deutsche Kernland drängten, da hat sich der pflichtvergessene Außenminister Joseph Martin Fischer nicht mit dem Baseballschläger an der Grenze postiert und das Gesindel zurückgeschlagen.
Nun hatten diese »einwanderungspolitischen Triebtäter«, wie sie von christdemokratischen Bordellexperten genannt wurden, die Chance, anständigen deutschen Familienvätern das Geld aus der Tasche zu ziehen, um es danach bei Joseph Martin Fischer abzuliefern. Dafür musste sich der Außenminister live im Fernsehen verantworten.
Es war ein erregender Moment, als der Königspinguin auf der Lagune Platz nahm: Ein eher kleiner Mann watschelte o-beinig herein, immer seiner Wampe hinterher. Und dann saß er da, der charismatische Minister Oberwichtig, eingehüllt in eine Ausdünstung von Arroganz, Selbstgefälligkeit und Macht. Ob er untenrum nackt war, konnte man nicht erkennen. Mit knirschender Mimik, knarzender Stimme und kompetenten Gesten referierte er über Freizügigkeit, und er war dabei so bestürzend langweilig, dass man für einen Bildund Tonausfall gern eine Gebührenerhöhung in Kauf genommen hätte.
Die Vernehmung von Joseph Martin
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