Lallbacken
banal: Selbst für den dämlichsten Hauptschüler kommt finanzieller Erfolg meistens nicht zufällig zustande, sondern ist Resultat eines energischen Gewinnstrebens. Und der zweite Teil – eine Frage des Ertragswinkels – vernebelt, dass, um überhaupt einen Winkel zu ermöglichen, erst mal ein Betrag eingesetzt werden muss, den die Bank dann verwirtschaften kann. Vermutlich hatte ein alkoholkranker Filialleiter diesen Satz beim Sonntagsfrühstück erfunden, weil ihm klargeworden war: Eigelb auf der Krawatte ist kein Schicksal, sondern eine Frage des Kleckerwinkels.
Klartext hingegen sprach eine andere Lallbacke der Deutschen Bank. Die greinte: »Der Rechtsextremismus bedroht die deutsche Wirtschaft.« Da lehnten sich die Ausländer ganz entspannt zurück – sie waren ja nicht die Opfer, bedroht war nur die deutsche Wirtschaft, und die wusste, wie man mit Nazis umging. Die waren ja lange genug Geschäftspartner.
Die meisten Bürger bemerkten die Bedrohung denn auch kaum, aber immer wieder wurden sie darüber informiert: Deutschland steckt tief in der Krise, war seit Jahren von Krisen umzingelt, Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Automobilkrise. Im Spreewald erlebten die Sorben eine Gurkenkrise nach der anderen, und sogar die Krisengipfel steckten in der Krise.
Da die Menschen Demokratie gern mit materieller Sicherheit gleichsetzten, kam es in Krisenzeiten schnell zu Demokratieverachtung und Wahlenthaltung, und man fragte sich, ob das Land wohl ein Personalproblem hatte. Einigkeit bestand in der Tatsache: Übertrug man in einer Demokratie ehrgeizigen Leuten Macht, wurden die meisten automatisch kriminell. Die Inkompetenten unter diesen Kriminellen wurden erwischt und kriegten eine Abfindung, die Bösartigen durften weitermachen. Das nannte man Kontinuität. Wer das nicht schon lange wusste, war blöde. Oder log. Die Kriminellen bettelten das Volk täglich mehrmals in sämtlichen Medien an, ihnen Vertrauen zu schenken.
Aber einem Staat zu vertrauen war dasselbe, wie einer Bank etwas zu schenken: Bevor man sein Geld einem Geldinstitut anvertraute, schien es nun ratsam, zunächst dessen Kreditwürdigkeit zu prüfen und eine Schufa-Auskunft einzuholen.
Der Motor dieses Systems funktionierte ganz simpel: Wenn der Chef der Deutschen Bank, Ackermann, Bohnen aß, gab Lallbacke Merkel Gas.
Die Kanzlerin faselte en suite und ohne Pause von Marktwirtschaft, ohne dass im Bewusstsein der Menschen jemals auch nur ein einziger Satz von ihrem Geschwätz hängengeblieben wäre. Sie profitierte von einem Wirtschaftssystem, dessen Nachteile sie nie erfuhr und auch nie erfahren würde. Wenn Frau Merkel über Marktwirtschaft dozierte, klang das, als ob ein Mastschwein die Vorzüge des Islam anpries.
Dabei war Marktwirtschaft ganz einfach: Das Kaufhaus verkaufte Herrn Mustermann eine große Tiefkühltruhe samt Styroporverpackung im Pappkarton. Das Verpackungsmaterial musste Herr Mustermann mitbezahlen, und er sollte alles gut aufbewahren, für den nächsten Umzug oder falls er die Truhe umtauschen oder in der Originalverpackung bei eBay weiterverkaufen wollte. Das Kaufhaus nahm die Verpackung aber auch als Müll zurück. Allerdings gab das Kaufhaus Herrn Mustermann nicht das Geld dafür wieder, sondern verlangte für die Abholung von Pappkarton und Styropor noch mehr Geld. Der Gipfel der ökologischen Marktwirtschaft war erreicht, wenn das Kaufhaus den Pappkarton plus Styropor nur noch dann zurücknahm, wenn das alles gut verpackt war in einem anderen Pappkarton, den Herr Mustermann zusammen mit dem Styropor vorher kaufen musste.
Frau Merkel werkelte daran, ihre Pappkartonwirtschaft zu perfektionieren, und mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz bewies sie eine beachtliche Kreativität, denn indem man Altes, was aber noch bestens funktioniert, zerdeppert, erzeugt man Bedarf an Neuem, und so kann man schleunigst Wachstum erzwingen, wo von allein gar nichts mehr wächst.
Und eines schönen Morgens hatte Kanzlerin Merkel dann laut Eigenauskunft die Krise im Griff, wenn nicht überwunden, weil sie verstanden hatte: Man musste sich die Finanzwelt vorstellen wie einen gut organisierten Kreisverkehr. Die Staaten retten die Banken, und die Banken verdienen an der »Rettung« der Staaten, denen die Banken kein Geld mehr für ihre eigene Rettung leihen wollten. Alles andere war immer wieder absolut unvorhersehbar.
Sigmar Gabriel, ein Stützstrumpf der Bundesrepublik Deutschland, kommentierte die wirtschaftlichen Bemühungen der Regierung:
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