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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Mähnen peitschten in der Luft.
    Aleytys schrie vor Freude auf, dann traf sie Stavvers lachender Blick; sie spürte eine warme Komplizenschaft in ihrem geteilten Vergnügen.
    Mehrere Male sahen sie ferne Reiter, aber keiner kam nahe genug heran, um Interesse an den Reisenden zu zeigen.
    Kurz vor der Mittagszeit kamen sie an einer Koppel mit einer Herde grasender Pihayos vorbei. Dieses Mal waren die eigenartig aussehenden Tiere nahe genug, um ein wenig eingehender betrachtet werden zu können. Es waren massige Tiere mit festen Oberschenkeln und breiten, muskulösen Körpern; auf den ersten Blick sahen sie wie übergroße, schmutzig-gelbbraune Schafe aus. Aber im Gegensatz zu der dicht gelockten Schafswolle war ihr Fell straff, lang und zottig und schwer von Öl. Der scharfe, ranzige Gestank war intensiv genug, um sogar den überwältigenden Duft der Trompetenblumen zu durchbrechen. Aleytys zog ihre Nase kraus, leicht angewidert von dem Gedanken, Fleisch von Tieren zu essen, die lebend so schlecht rochen.
    Als der Leuchtfleck der Sonne am Zirkuszelt-Himmel den Zenit überschritt, hielten sie hinter Maissas Wagen an, der auf den Wegesrand hinausgezogen stand, offenbar eine kleine Raststelle: ein Kreis von Bäumen, deren Äste über verwitterte Tische, Bänke und einen Flachdachbau herabhingen. Eine Reihe breiter, abgeflachter Pfosten, in die stilisierte, vereinfachte Tiergestalten geschnitzt waren, hielten das Dach. Maissa saß auf dem Rand eines mit Steinen eingefaßten Wasserlochs, den Rücken zur Straße gewandt; sie starrte über das wellige Grasland hinweg. Aleytys sah, wie sie eine kleine, gelbe Kapsel in den Mund steckte. Sofort konnte sie spüren, wie die Droge in die Adern der Frau strömte, sie spürte sie mit plötzlicher Schärfe, spürte sie so intensiv, daß es sie benommen machte, bis sie sich davon losreißen konnte.
    Sorgfältig rieb sie ihre Hände aneinander, um sich so sinnbildlich von dem Dreck zu säubern, der aus den Tiefen von Maissas Seele schäumte; Aleytys ging ruhig zu den Pferden, die mit gesenkten Köpfen dastanden, mit zuckendem Fell, zu erschöpft, um sich von der Stelle zu bewegen. Sie legte ihnen ihre Hände auf, nahm ihnen den Schmerz, heilte das aufgerissene, geschundene Fleisch, besänftigte die Schmerzen in ihnen, so gut sie konnte. Als sie aufsah, lehnte Kale an einem der Pfosten und beobachtete sie.
    Wieder rieb sie ihre Hände aneinander. „Meinst du, daß du die Zügel für den Rest des Tages übernehmen könntest?” Sie betrachtete nachdenklich ihre Handflächen. „Ohne eine Krise heraufzubeschwören?”
    „Nicht, wenn du es ihr vorschlägst.”
    Aleytys lachte. „Gut. Ich bleibe ihr aus dem Weg.”
    „Die Droge müßte helfen. Sie wird nichts essen und wahrscheinlich die meiste Zeit schlafen.” Er rieb seinen harten Rücken langsam an dem Pfosten hin und her, blickte sie in einer Art verärgerten Mitleids finster an. „Warum?” platzte er heraus. „Warum läßt du dich von ihr herumkommandieren?”
    Aleytys spreizte die Finger, zuckte mit den Schultern. „Sie hat das Schiff.”
    „Wenn du dich von ihr befreist, könntest du eine Passage auf einem anderen Schiff bekommen. Mit deiner Kraft… Und du müßtest nicht mit ihr auskommen. Oder du könntest hierbleiben. Ich weiß nicht, warum du von Stern zu Stern springst, aber …”
    Aleytys krümmte ihre Schultern, fegte den Staub von sich. „Ay-mi, Kale, ich träume von einem Bad. Bis zum Hals tief in warmes, seifiges Wasser tauchen. Mein schreckliches Haar waschen und es in der warmen Sonne zum Trocknen ausbreiten. Ah, nun, ich bin hungrig.
    Hast du schon gegessen?”
    Er starrte sie einen Augenblick lang an, dann nickte er. „Wir sind ungefähr eine Stunde vor euch hiergewesen.”
    Aleytys nickte und verließ ihn, um wieder zu Loahn und Stavver zu gehen.
    Als sie später weiterfuhren, jagte Aleytys Loahn aus dem Wohnwagen und ließ sich auf der Matratze nieder, streckte sich flach aus, ließ ihren Körper sich dem Rucken und Schwanken des Wagens anpassen. Draußen, auf dem Kutschbock, unterhielten sich Loahn und Stavver leise, ihre Worte mischten sich mit dem Rumpeln der Räder und dem stetigen Klacken der Pferdehufe.
    Sharl wachte auf und verkündete mit einem zornigen, befehlenden Heulen Unbehagen. Lachend setzte sich Aleytys auf, ihre Füße schwangen über den Rand der Pritsche. Nachdem sie die saubere, trockene Windel festgesteckt hatte, goß sie Wasser in einen Eimer, streute eine Prise Seifenpulver hinein,

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