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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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mich dir Frieden geben, Riyda.” Wieder streckte sie die Hand aus.
    „Habe keine Angst, Riyda. Laß mich dir helfen. Sieh mich an.
    Schau in mein Gesicht. Sieh mich, meine arme Verwundete …” Sie summte diese Worte immer wieder, bis Riyda sie verwirrt anstarrte.
    Langsam, behutsam streckte sie ihre Hände aus, bis sie die Schläfen der Frau berührte. Sie ließ ihre Finger kreisen, schließlich drückte sie die Handflächen auf die schwitzende Stirn der Frau.
    Sie schloß ihre Augen und ließ das schwarze Wasser durch ihre Finger fließen, ließ es über Riydas krankes und schmerzendes Gehirn spülen. Sie wußte nicht, was sie tun sollte, wohin sie den Strom lenken sollte, deshalb ließ sie ihn sich seinen Weg selbst suchen, ließ ihn dahinplätschern, bis die Strömung in einer rasenden Flut ein leuchtendes Etwas - einen harten, krebsartigen Knoten - umtoste. Immer rundherum brodelte das schwarze Wasser, fraß den Knoten fort, fraß und fraß, bis er schließlich verschwunden war. Die Flut verlangsamte sich, wurde zu einem Sickern.
    Aleytys öffnete die Augen, spürte ihr Herz hämmern, ihren Körper vor Erschöpfung beben. Riyda lag flach auf dem Pflaster und wand sich in kleinen, animalischen Zuckungen, die aus ihrem Gesicht gewichene Intelligenz machte sie häßlich, unförmig, unmenschlich.
    Seufzend, bis aufs Knochenmark müde, glitt Aleytys auf die Knie hoch und berührte Riydas Schulter. „Kleine, es ist eine neue Welt für dich.
    Öffne deine Augen und schau mich an.”
    Riyda stöhnte, als sie ihre Lider hob. Steif stieß sie sich auf die Knie hoch, bis sie ihren Rücken aufrichten und Aleytys ansehen konnte.
    Nach einer Minute breitete sie ihre offene Hand über ihrem Herzen aus.
    Ein scheues, ängstliches Lächeln zuckte über ihre vollen Lippen. „Es ist verschwunden”, murmelte sie.
    Aleytys kam taumelnd auf die Füße und streckte ihre Hände aus. Sie ergriff Riydas Hände, zog die Frau hoch.
    Riyda blickte sich um. Als sie die gierigen, habsüchtigen Augen ihrer Freunde und Verwandten sah, schoß dunkles Blut in ihr Gesicht.
    Sie schlug ihre Hände vor ihr Gesicht. „Ich schäme mich so. Ay-Gikena, ich schäme mich so.”
    „Es ist nicht nötig, Kleine.” Aleytys legte ihre Arme um Riydas zitternde Schultern. „Das war der Haß. Mach dir keine Sorgen, du hast noch ein Heim. Loahn will, daß du den Hausstand für ihn leitest, solange er mir dient. Du brauchst dich auch vor ihm nicht zu fürchten, darum werde ich mich kümmern.”
    „Wie kann ich ihm unter die Augen treten, nach dem, was ich getan habe? Und sie …” Sie deutete hastig mit der Hand zu den Leuten auf dem Platz hin. „Alle wissen es.”
    „Denke so: Jeder von ihnen hätte dasselbe tun können. Koen, hilf mir, sie zu stützen.” Aleytys zupfte an Riydas Ärmel, bedeutete ihr so, mit ihr zum Wohnwagen zu kommen. Stavver rutschte vom Kutschbock herunter, gemeinsam bekamen sie die stolpernde, weinende Frau die Hinterstufen hinauf in den Wagen hinein. Sie betteten sie auf die Matratze.
    Ein paar Herzschläge lang lehnte sich Aleytys an Stavver, sein festes, gesundes Fleisch war ihrem zerrissenen Gemüt Beruhigungsmittel. Er nahm sie in die Arme und hielt sie in stiller Zuneigung fest.
    „Alles in Ordnung jetzt, Leyta?”
    „Das Leben wird immer komplizierter”, seufzte sie. „Na schön, gehen wir zu diesen Narren dort draußen zurück.”
    „Denk daran, Liebes: In Loahns Haus bekommst du dein Bad…”
    9
    Auf dem Weg zu Loahns Haus murmelte Olelo in ihr Ohr- Die erste Aufgabe ist vollbracht, Schwester.”
    „Oh, tatsächlich?” Sie faßte die sich auf und ab bewegenden Leiber der dahintrabenden Pferde ins Auge. „So. Was ist die zweite?”
    „Eine Kleinigkeit.”
    Aleytys schnaubte skeptisch. „Und was ist das für eine Kleinigkeit?”
    „Du sollst die Stadt Karkys verfluchen und die Karkiskya von Lamarchos vertreiben.”
    TEIL II
    1
    Karkys erstreckte sich vor dem Bergsattel, einem wuchtigen Basaltklumpen, dunkel und massig vor den Wirbeln und Streifen der pastellfarbenen Töne, die den Himmel zu einem zarten Wunder machten. Hinter der Stadt verflachte sich der Sattel zu Tafelland; teilweise war eine Anzahl schlanker Nadeln zu sehen. Sternenschiffe. Dahinter verfiel der westliche Horizont zu allmählich anwachsenden Bodenwellen, bis eine Gebirgswand trübe und blau mit dem bunten Himmel verschmolz, der mit Unmengen von Luftbakterien durchwoben war, so daß er einem Zirkuszelt ähnelte.
    Sie näherten sich der

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