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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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mit dick behandschuhten Fingern auf das polierte Holz. „Was ist das?” Er streckte seine Finger flach aus und starrte finster darauf. „Dies soll doch angeblich eine unkomplizierte Welt sein.”
    „Sie hat ihre Eigenarten. Wenn Ihr eine Weile länger hier seid …
    eine Gikena ist eine Art Schamanin, eine Kombination aus Heilerin und Seherin. Die Eingeborenen verehren sie zutiefst. Ich habe diejenigen, die wir bisher verhört haben, nach ihr gefragt, und sie hegen keinen Zweifel daran, daß sie echt ist. Ich war der Meinung, Ihr solltet sie sehen.”
    „Das ist sie also?” Er wandte sein kapuzenüberschattetes Gesicht Aleytys zu, die still auf dem niederen, lederüberzogenen Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des langen, schmalen Raumes saß. Er schüttelte sich. „Sie sind so … so unbedeckt. Was meint Ihr damit, sie sei echt?”
    „Was den Teil der Seherin betrifft, kann ich es nicht sagen. Maistre Echon hat ihre Heilkünste getestet. Er hat den Arm ihres Dieners mit dem Laser verwundet; auf etwa sechs Zoll Länge bis auf den Knochen verbrannt. Die Frau brauchte weniger als eine Minute, um die Wunde zu heilen. Ich habe seinen Arm selbst untersucht. Nicht einmal eine Narbe blieb zurück.”
    „Hunh, diese verfluchten Eingeborenenreligionen.”
    „Nichtsdestoweniger hebe ich hervor, sie mit Respekt zu behandeln, Verehrter, andernfalls könntet Ihr Eure Hand zwischen die Tentakel eines Fleydik stecken.”
    „Wie hoch ist ihr PSI-Quotient?”
    „Die Nadel sprang über die Skala hinaus.”
    „Hunh. Irgendeine Möglichkeit, daß sie mit dem Überfall zu tun hatte?”
    „Ich bezweifle es. Allerdings gibt es ein oder zwei seltsame Dinge.
    Hierüber habe ich sie noch nicht verhört.”
    „Seltsame Dinge?”
    „Ihr Baby ist verschwunden.”
    „Ihr Baby? Was hat das mit dem Überfall zu tun?”
    „Weiß nicht. Es ist seltsam, das ist alles.”
    „Was noch?”
    „Ein zweiter Wohnwagen war in ihrem Gefolge. Zwei Leute darin.
    Und noch ein Diener. Ein Junge.” Er fummelte an den dicken, grauen Tuchfalten. „Das Paar hat die Stadt heute morgen verlassen. Früh.
    Ich habe das Band überprüft. Das Baby war bei ihnen. Ein wenig später ist der Junge allein hinausgerittten.”
    „Sie wurden von den Tastern überprüft?”
    „Bis hinunter zu den Hühneraugen ihrer Zehen. Sauber. Kein Flackern auf irgendeiner Sondierung oder sonst irgend etwas, das nicht hätte sein sollen. Aber warum haben sie das Baby mitgenommen?”
    Der Karsk hinter dem Schreibtisch wandte seinen kapuzenbedeckten Kopf und sah Aleytys forschend an, Neugier strahlte von ihm aus, für den Psychologen deutlich sichtbar an der Haltung seines Schädels; die Finger waren leicht zu Krallen gekrümmt. „Ich nehme an, es ist besser, ich befrage sie nach diesen Dingen. Aber in einer Sache habt Ihr recht: In der vergangenen Nacht ist kein prätechnologisches PSI-Monstrum in diese Räumlichkeiten eingebrochen.”
    „Wäre ich ein Dieb, Verehrter, so würde ich als Eingeborener getarnt hereinkommen.”
    „Seid froh, daß Ihr kein Dieb seid. Sonst würdet Ihr im Kerker sitzen und die Eisen an Euren Handgelenken betrachten. Es gibt keinen Weg an den Abtastern vorbei.”
    „Nichtsdestotrotz ist in der letzten Nacht irgend jemand hier hereingekommen - und zwar mit Werkzeugen, die technisch hochentwikkelt genug sind, um die Alarmfelder anzuzeigen und das Charka aus dem Fenster zu schmelzen.”
    „Zugegeben. Aber ich denke, wir verschwenden mit diesen Primitiven unsere Zeit. Genau aus dem von Euch genannten Grund.”
    „Das nehme ich an. Aber die Sternenstraße und die Händler können noch eine Weile warten. Niemand wird den Planeten verlassen, bis die Auktion vorbei ist. Und Maistre Reikle stöbert um die Händler herum, und Maistre Friz geht über die Sternenstraße.”
    Aleytys lauschte diesem Wortwechsel und bemühte sich, auch dann noch die lächelnde Maske zu bewahren, als sie von ihrem Baby sprachen und bestätigten, daß es in Maissas Gewalt war.
    Glücklicherweise ging die Unterhaltung daraufhin noch lange genug weiter, so daß sie sich wieder beruhigen konnte, und auch lange genug, daß sich ihre grundsätzliche Neugier wieder Geltung verschaffen konnte. Dann wechselten die Karsk die Sprache und redeten sie an.
    „Du bist…?”
    „Lahela Gikena.”
    „Warum hat dir die Frau heute dein Kind weggenommen? War es nicht dein Kind?”
    „Mein Sohn. Die Lakoe-heai strafen mich.”
    „Lakoe-heai?”
    „Sie, die Geist und Seele von

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