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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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erklomm die Stufen und betrat die glatten hellen Holzdielen. Noch immer war ich allein.
    Ich fühlte mich schutzlos unter den grellen, heißen Scheinwerfern. Vorsichtig schlich ich an das Bündel heran und erkannte die Farbe von James’ Audioslave-T-Shirt. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber nach allem, was ich an der Unfallstelle gesehen hatte, machte ich mir keine Illusionen dar über, was mich erwarten würde. Ich schluckte. Hierfür war ich noch nicht bereit.
Bitte, sei noch am Leben.
    Ich ging in die Hocke, zögerte jedoch, die Hand schon über seiner Schulter. »Bitte, sei noch am Leben.«
    In diesem Moment wandte er mir den Kopf zu, und Sommersprosse grinste mich an. »Das bin ich.«
    Ich wich zurück und wäre auf dem glatten Boden beinahe gestürzt. Aodhan stand auf. Er trug James’ blutgetränktes T-Shirt, und sein Armreif blitzte unter dem Ärmelsaum hervor. Beim Anblick meiner entsetzten Miene wurde sein Grinsen noch breiter. Seine Nasenflügel blähten sich, als erschnupperte er meinen Geruch, und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Wo ist er?«, knurrte ich und brachte noch mehr Abstand zwischen uns. So widerlich ich die Vorstellung von Aodhans Berührung fand, traf es mich fast noch schlimmer, dass er James’ T-Shirt trug. Er hatte es an sich genommen, während James blutend dagelegen hatte – daran musste ich unentwegt denken. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Nicht viel. Der Wagen hat den Großteil der Arbeit erledigt.«
    Ich konnte nicht weiter zurückweichen. Der nächste Schritt würde mich die Treppe hinunterführen, in die Dunkelheit.Atemberaubend schnell stand Aodhan vor mir, und sein Kräuterduft war so intensiv, dass mir schwindlig wurde. »Bald«, flüsterte er mir ins Ohr, und ich hatte das Gefühl, als dringe der Thymian geradezu in meine Poren, »kann ich dich berühren.« Er spreizte die Finger und bewegte die Hand auf mein Schlüsselbein zu. Nur Millimeter über meiner Haut verharrte sie, so nah, dass ich jede Scharte auf den Lederbändern um sein Handgelenk erkennen konnte. Wieder sah ich Lukes Erinnerung daran, wie Aodhan das Mädchen gefoltert und sich das Leder an seinem Handgelenk rot gefärbt hatte.
    Tu etwas. Tu etwas.
Mein Instinkt erwachte. Wie von selbst fuhr mein Knie hoch, verfehlte seine Weichteile, traf ihn aber hart in den Oberschenkel. Ich schlug nach seinem Gesicht und stellte mir vor, wie schön es wäre, ihm ein paar Zähne aus diesem grinsenden Maul zu schlagen. Mühelos wich er mir aus und beobachtete mich mit einem gelassenen Lächeln und aufreizend schief gelegtem Kopf.
    Ich wich zurück, wieder auf die Mitte der Bühne zu. Aodhan folgte mir milde lächelnd. »Ich habe Luke gefragt, ob er dich mit mir teilen würde, wenn
sie
ihn für seinen Ungehorsam bestraft hat. Ich bin ziemlich sicher, dass er ja gesagt hat.«
    »Arschloch.«
    Aodhan biss sich auf den Daumennagel und zeigte auf die Bühne hinter mir. »Pass auf, wo du hintrittst, meine Schöne.«
    Ich zuckte zusammen und schaute über die Schulter.
O Scheiße, o Scheiße, o Scheiße.
In einem Haufen aus zersplitterten Holzbrettern, aus denen Nägel ragten, und in einem hässlichen Grünton bemalten Kulissen lag ein nackter Oberkörper. Obwohl ich nicht mehr sehen wollte, warf ich einen Blick auf die dunkle, fleckige Jeans, die blutverschmierte Brust, James’ zerschundenes Gesicht unter dem verklebten Schopf. Ich schluckte die aufsteigende Galle hinunter.
    »Ich fürchte, er hat eine Lungenpunktion erlitten, der Ärmste«, sagte eine helle, klare Stimme über mir. »Er hat gerade erst aufgehört zu atmen, als ich ihn hereingebracht habe.«
    Ich blickte in Eleanors schönes Gesicht, auf dem ein gütiger Ausdruck lag. Blut war auf ihrem eleganten weißen Kleid verschmiert, und sie untersuchte einen rotbefleckten Fingernagel, ehe sie ihn sauber leckte. Die Welt begann sich um mich zu drehen.
    »Oh«, sagte sie mit so bezaubernder Stimme, dass ich am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre, während sie wieder auf das Bündel hinunterblickte. »Da ist er ja wieder. Ein zäher Bursche, findest du nicht, Aodhan?«
    Neben mir tat James einen mühsamen Atemzug, und dann, in viel zu großem Abstand, einen weiteren.
    »Miststück!«, platzte es aus mir heraus, und ich wünschte, mir fiele ein noch viel schlimmeres Wort ein.
    Eleanor setzte ein reizendes, bekümmertes Stirnrunzeln auf und wechselte einen Blick mit Aodhan. »Ich vergesse doch immer wieder, wie zornig sie werden.«
    Wut kochte in

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