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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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mir hoch, schwoll an und vermischte sich mit der Nacht, die bereits in meinem Herzen pulsierte. Es fühlte sich an, als wollte meine Haut unter dem Druck meiner ungeheuren Wut platzen. Sommersprosse streckte erneut die Hand nach mir aus, und ich explodierte. Ich schlug zu, mit aller Kraft, die in mir steckte. Er wurde buchstäblich von der Bühne gefegt, doch obwohl ich von unten keinen Laut mehr hörte, war ich sicher, dass er nicht tot war.
    Eleanor schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh. Das war aber
nicht
nett.« Sie schüttelte den Kopf. »Das wird
ihr
gar nicht gefallen. Sie wird uns den Spaß viel zu früh verderben, wenn du sie so provozierst.«
    Spaß
. Ich versuchte nicht einmal, darauf etwas zu erwidern.Wie sollte ich vernünftig mit Wesen sprechen, die das hier
spaßig
fanden?
    »Deirdre Monaghan«, sagte Eleanor, aus deren Mund die Worte sehr elegant klangen. »Tut mir leid, dass du dich anscheinend nicht gut amüsierst.«
    »Ich bin nicht hier, um mich zu amüsieren.«
    »Ach ja.« Eleanor lachte zart, worauf sich die Härchen an meinem Arm langsam aufrichteten. »Du bist hier, um deinen Freund aus unseren Klauen zu retten. Und Luke Dillon aus
ihren
Klauen zu befreien.« Ihr Lächeln war gewinnend. »Schon als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass du ein sehr ehrgeiziges Mädchen bist.«
    Sie trat näher und strich mit dem Zeigefinger durch die Luft neben meiner Wange, so dicht, dass ich es beinahe spüren konnte. »Aber ich glaube, du hast das nicht richtig durchdacht. Kann ich dir helfen, ein besseres Verständnis für dein – dein
Dilemma
zu entwickeln?«
    »Lieber nicht.«
    Eleanor lachte, als sei ich sehr komisch, dann trat sie ins Scheinwerferlicht und breitete die Arme aus – eine Pose, die sie in ihrem blutbefleckten Kleid wie eine gekreuzigte Schönheitskönigin aussehen ließ. »Die ganze Welt ist eine Bühne. Es wäre doch ein Jammer, diese hier zu vergeuden, nicht? Also lasst uns ein wenig Theater spielen. Aodhan, steh auf, wir brauchen dich hier.«
    Das musste sie Aodhan nicht zweimal sagen. Er war schon auf der Treppe zur Bühne. Kein einziges Härchen seiner modischen Igelfrisur war durch meinen Angriff außer Façon geraten.
    »Und seht nur«, fuhr Eleanor fort. »Wir haben sogar Requisiten. Licht, bitte!« Sie klatschte in die Hände. Der Laut hallte durch den Raum, und winzige glitzernde Lichter wie Glühwürmchen fielen zwischen ihren Handflächen herab. Siehauchte sie an, so dass sie wirbelnd in die hinterste Ecke der Bühne getragen wurden.
    Meine Harfe. Der Anblick warf mich beinahe um. Sie waren in meinem Haus gewesen. Sie hatten meine Harfe geholt. Ich stellte mir vor, wie Delia ihnen lächelnd die Tür aufgehalten hatte.
    »Keine anständige Aufführung ohne gute Requisiten.« Eleanor streckte die Hand aus und bedeutete mir, mich an die Harfe zu setzen. »Spielst du mit, Deirdre?«
    »Ich schaue lieber zu«, antwortete ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Schön. Dann bin ich also Deirdre.« Sie legte die Hand-fläche an die Brust, und ich spürte, wie mir unvermittelt Energie entzogen wurde. Und vor mir stand eine zweite Deirdre, die jedoch mit Eleanors Stimme sagte: »Aodhan, würdest du den unglückseligen, dem Verderben geweihten Luke Dillon spielen?«
    »Eigentlich sehe ich für diese Rolle zu gut aus. Aber«, erwiderte er mit einem Blick in meine Richtung, »Luke Dillon zu sein, ist gelegentlich recht nützlich.« Diesmal machte ich mich bereits vorher darauf gefasst, dass mir Energie geraubt wurde, doch als Aodhans Züge sich in Lukes verwandelten, sah ich James auf seinem Schutthaufen zucken.
    Eleanor runzelte die Stirn, und selbst auf meinem Gesicht wirkte dieser schmollende Ausdruck schmerzlich schön. »Das war sehr selbstsüchtig von dir. Du hättest sie viel leichter erübrigen können als er.« Sie ließ den Blick über die Bühne schweifen. »Und da du ja nicht mitspielen willst und alle anderen die Mittsommernacht genießen, wird wohl der Leichnam den Pfeifer spielen müssen.« Sie gestikulierte beiläufig in James’ Richtung. »Das macht er ohnehin schon sehr gut.«
    Sie klatschte erneut in die Hände. »Musik!« Meine Harfebegann ganz von allein mein Arrangement von »The Faerie Girl’s Lament« zu spielen. Eleanor sang:
»Die Sonne scheint durchs Fenster
    Sie leuchtet in deinem Haar.
    Es ist, als säßest du neben mir
    Doch ich weiß, du bist nicht da.
    Du saßest an diesem Fenster
    Und strichest mir durchs Haar.
    Immer warst du hier

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