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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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einer Art interstellarem Feudalismus kommen. Von da aus würde die menschliche Rasse einen von zwei möglichen Wegen gehen: ein einziger Planetenzusammenschluß unter Führung der aggressivsten Enklave und Rückkehr zu einem Großreich ähnlich wie das Metep Imperium in den Tagen vor der Föderation, oder der völlige Zusammenbruch des interstellaren Verkehrs und als Folge Rückkehr in die Barbarei und Stagnation.
    Dalt wußte nicht recht, ob er den Theorien der Schwarzseher Glauben schenken sollte. Eins war allerdings sicher: Die Föderation war wohl kaum mehr ein Zentrum für irgend etwas.
    Mit dem Bild des nahezu verlassenen Versammlungssaals des Generalrats vor Augen versuchte er zu schlafen. Aber eine Stimme, die mittlerweile so vertraut war wie seine eigenen Gedanken, störte ihn.
    (»Drehen und drehen im weiten Kreis/ Der Falke hört nicht länger den Falkner;/ Dinge fallen auseinander, das Zentrum hält nicht mehr;/ nur noch Anarchie beherrscht die Welt/ … selbst die Bravsten verlieren ihre Überzeugung.«)
    Laß mich in Ruhe.
    (»Magst du keine Gedichte, Dalt? Das hier ist von einem meiner Lieblingsdichter aus früherer Zeit. Äußerst passend, nicht wahr?«)
    Es interessiert mich wirklich nicht.
    (»Das sollte es dich aber. Es könnte sowohl auf deine persönliche Situation zutreffen wie auch auf die deiner Rasse.«)
    Verschwinde, Parasit!
    (»Langsam wünsche ich, daß es möglich wäre. Du machst mir in letzter Zeit schwere Sorgen. Deine Persönlichkeit löst sich langsam auf.«)
    Erspare mir deine hohlen Analysen.
    (»Es ist mir ernst. Sieh doch nur einmal, was aus dir geworden ist: ein Einsiedler, ein Exzentriker ohne Kontakt zu seinen Mitmenschen, der in einem automatisierten gotischen Haus lebt und sich mit alten Waffen und Trophäen umgibt, der stumm vor sich hinbrütet und sich elend fühlt. Meine Besorgnis ist echt, obwohl sie kaum ganz selbstlos ist.«)
    Dalt antwortete nicht. Part hatte das Geschick dafür, direkt den Kern einer Sache zu treffen, und diesmal war das Resultat nicht gerade erfreulich. Er wurde schon lange von der Angst geplagt, daß seine Persönlichkeit verfiel. Es gefiel ihm nicht, was aus ihm geworden war, aber er schien unfähig, etwas daran zu ändern. Wann und wo hatte die Veränderung eingesetzt? Wann war die gelegentliche Lustlosigkeit zu erdrückender Langeweile geworden? Wann waren aus anderen Leuten andere Dinge geworden? Selbst Sex machte ihm keinen Spaß mehr, obwohl er so potent war wie immer. Emotionale Bindungen, die früher einmal ein angenehmer, natürlicher Teil seines Lebens gewesen waren, wurden zuerst immer komplizierter und schließlich dann unmöglich. Vielleicht lag dies unter anderem an der Tatsache, daß solche Beziehungen in der Vergangenheit stets durch den Tod des Partners beendet worden waren.
    Part hatte solche Probleme selbstverständlich nicht. Er stand nicht in direktem Kontakt mit der Welt und hatte nie in einer sterblichen Hülle existiert. Von dem Augenblick an, wo er in Dalts Gehirn zu einer neuen Daseinsform erwacht war, wurde der Tod zu einer bloßen Möglichkeit, er war nicht länger unvermeidlich. Part brauchte keine Gesellschaft, abgesehen von gelegentlichen Diskussionen mit Dalt über immer seltener werdende gemeinsame Interessen und fand abstrakte Meditationen äußerst fesselnd. Dalt beneidete ihn um diese Fähigkeit.
    Warum, schweifte er plötzlich mit seinen Gedanken ab, bezog er sich auf Part immer als »er«? Warum nicht »es«? Oder noch besser, warum nicht »sie«? Er war an dieses Etwas in seinem Kopf gebunden, bis daß der Tod sie schied.
    (»Schiebe die Schuld für deine jetzige Verfassung nicht auf dein verlängertes Leben«), sagte der ewig gegenwärtige Gedankenleser. (»Du verwechselst Trägheit mit Langeweile. Du hast deine Möglichkeiten noch nicht voll ausgenutzt; im Grunde hast du sie noch kaum angerührt. Du hast dich tausend Jahre lang gut anpassen können. Erst in den letzten fünfhundert Jahren hast du begonnen, dich gehen zu lassen.«)
    Du hast wieder einmal recht, dachte Dalt. Vielleicht war es das Ende des Schreckens gewesen, das die jetzige Situation beschleunigt hatte. Wenn er zurückblickte, waren die Heiler-Episoden, auch wenn sie ihn noch so viel Kraft gekostet hatten, Höhepunkte in seinem Leben gewesen – Berggipfel zwischen flachen Talsohlen. Nun war er in eine Flaute auf See geraten, umgeben vom endlosen, unbestimmten Horizont.
    (»Du solltest ein lebenswichtiges Interesse daran haben, was mit deiner

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