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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Rasse geschieht, weil du im Gegensatz zu den Menschen, die heute leben, auch noch da bist, wenn unsere Zivilisation in den Feudalismus abfällt. Aber nichts kann dich bewegen. Das wilde Tier der Barbarei rüttelt am Käfig der Zivilisation, und deine einzige Reaktion ist ein unterdrücktes Gähnen.«)
    Du bist heute wahrhaft in poetischer Stimmung. Aber du vergißt, daß die Barbaren, genauso wie die Armen, immer unter uns sind.
    (»Richtig. Aber sie sind nicht dafür verantwortlich. Sage mir: Gefällt dir der Gedanke an eine Föderation, die nach dem Vorbild der Kultur auf Kwashi modelliert ist?«)
    Dalt fand diese Vorstellung erschreckend, aber alles, was er dazu sagen konnte, war: Ich wünschte, du wärest wieder auf Kwashi. Er bedauerte diese Bemerkung, kaum, daß er sie ausgesprochen hatte. Sie war kindisch und seiner nicht wert und bestätigte nur von neuem den Verfall seiner geistigen Verfassung.
    (»Wenn ich dort geblieben wäre, wärst du jetzt schon über tausend Jahre tot.«)
    »Vielleicht wäre ich dann glücklicher!« gab er verärgert zurück. Es gab ein Geräusch, als ob etwas zerriß, und plötzlich hatte Dalt die Armlehne seines Sessels in der Hand.
    Wie ist denn das passiert? fragte er.
    (»Was?«)
    Wie konnte ich die Armlehne mit meiner bloßen Hand abreißen?
    (»Ach so, das meinst du. Ich habe vor einiger Zeit einige Veränderungen vorgenommen bezüglich der Art und Weise, wie die Aktin- und Myosinfilamente in deinem quergestreiften Muskel mit ATP reagieren. Der menschliche Muskel leistet in dieser Hinsicht kaum das, was er tatsächlich zu leisten in der Lage ist. Deine maximale Muskelspannung ist jetzt wesentlich höher als normal. Natürlich mußte ich anschließend die Verbindung zwischen den Filamenten verstärken, die Sehnenansätze und -befestigungen kräftigen und dann die Zähigkeit der Gelenkkapseln erhöhen. Es erschien mir auch ratsam, das epidermiale Keratin zu steigern, um zu vermeiden …«)
    Part brach ab, als Dalt die nutzlos gewordene Armlehne achtlos auf den Boden der Kabine warf. Früher hätte er Part jetzt eine Lektion über die Gefahren erteilt, die entstehen könnten, wenn er sich in die Physiologie seines Gastgebers einmischte. Nun schien es ihm völlig egal zu sein.
    (»Du machst mir wirklich ernsthaft Sorgen, Dalt. Du machst dich selbst elend … es gefällt mir nicht, aber dein Gefühlsleben ist ja deine Sache. Trotzdem muß ich dich warnen: Wenn du etwas unternehmen solltest, das unser physisches Leben bedrohen könnte, werde ich Schritte unternehmen, es zu bewahren – mit oder ohne dein Einverständnis.«)
    Verschwinde, Parasit, dachte Dalt mürrisch, und laß mich schlafen.
    (»Ich bedaure deine Einstellung. Ich habe mir mehr als nur das Recht verdient, in unserer Beziehung geduldet zu werden. Es ist eine verwirrende Frage, wer von uns hier wirklich der Parasit ist.«)
    Dalt erwiderte nichts.
     
    *
     
    Dalt erwachte, als Clutch unter ihm immer größer wurde und sein Tourer durch die Atmosphäre in Richtung Meer vorstieß. Inmitten aufspritzender Wasserfontänen tauchte er in das Meer ein und kam dann bäuchlings wieder an die Oberfläche. Ein Pilotschiff tauchte neben ihm auf, dockte an und zog ihn, nachdem der Tourer Wasser als zusätzlichen Ballast aufgenommen hatte, unter die Wasseroberfläche auf seinen Ankerplatz auf dem Meeresboden zu.
    Der Tunnelwagen brachte ihn kurze Zeit später zum Strand zurück und langsam schlenderte Dalt zu seinem Gleiter. Die Sonne hatte schon das erste Drittel ihres Bogens am Himmel zurückgelegt, und die Luft hing warm und ruhig und leicht diesig über der Küste. Badelustige und Sonnenhungrige waren in großer Zahl am Wasser.
    Dalt blieb stehen und beobachtete einen kleinen, sonnengebräunten Jungen mit einem Strubbelkopf, der im Sand grub. Wie lange schon spielten kleine Jungen im Sand? Er wußte, daß er es auch während seiner Kindheit auf Friendly getan haben mußte. Wie lange war das jetzt her? Zwölfhundert Jahre? Es kam ihm wie zwölftausend Jahre vor. Er hatte das Gefühl, als sei er nie jung gewesen.
    Er fragte sich nutzlos, ob es ein Fehler gewesen war, daß er nie Kinder hatte haben wollen und wußte sofort, daß es nicht der Fall war. Es war schon schlimm genug gewesen, mit ansehen zu müssen, wie die Frau, die er geliebt hatte, älter wurde; wenn er dies auch noch bei seinen Kindern hätte beobachten müssen, wäre es für ihn wohl unerträglich geworden.
    Part störte ihn wieder einmal, jedoch klang es diesmal

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