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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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zerbrochen und dann wieder geklebt haben.«
    Verwundert schüttelte Junior den Kopf. »Scheint ein seltsames Völkchen zu sein. Wie kommen denn die ansässigen Terraner mit ihnen zurecht?«
    Heber warf ihm einen Seitenblick zu und antwortete dann: »Sie leben mehr oder weniger nebeneinander her. Es gibt keine Feindseligkeiten zwischen den beiden Gruppen, aber auch keine Freundschaft. Man wird nicht so leicht warm mit den Vanek. Sie kommen in die Stadt und verlassen sie wieder, ohne daß wir sie eigentlich richtig wahrnehmen. Einige Leute in der Stadt haben sich darüber aufgeregt, daß Terraner die Vanek diskriminieren, und vermutlich gibt es dafür auch genug Beispiele, aber diese Diskriminierung geschieht passiv. Es läuft darauf hinaus, daß die Terraner, die hier leben, vor den Vanek keine Achtung haben, weil es den Vanek völlig gleichgültig ist, ob man Ihnen Achtung schenkt oder nicht, und folglich auch nichts tun, damit man sie achtet.
    Und es handelt sich dabei keineswegs um rassisch bedingten Antagonismus, wie viele Außenstehende vielleicht glauben.«
    Wieder warf er einen Seitenblick auf Junior. »Die Tatsache, daß die Vanek zum Teil eine fremde Rasse sind, hat nichts damit zu tun. Das ist nur ein unbedeutender Unterschied. Es sind andere Unterschiede, die Probleme schaffen.«
    »Zum Beispiel?« wollte Junior wissen.
    »Zum einen existiert kein Pronomen in der ersten Person Singular in der Sprache der Vanek. Einige frühe Anthropologen nahmen zuerst an, daß dies ein Zeichen für Gruppendenken und Gruppenbewußtsein war, aber ihre These wurde schon bald widerlegt. Es liegt einfach daran, daß sie sich selbst nicht als Individuen betrachten. Sie sind alle eins im Großen Rad. Es ist schwierig für Terraner, sie als Individuen zu sehen, und deshalb ist es für sie auch schwierig, sie als Individuen zu achten. Und es gibt noch andere Gründe. Die Leute hier müssen hart arbeiten. Sie schaffen von früh bis spät, um dem Boden das Nötigste zum Leben abzugewinnen, und dann sehen sie die Vanek, die den ganzen Tag herumsitzen, Holz schnitzen und dabei reich werden. Für die hier lebenden Terraner ist das keine ehrliche Arbeit.«
    »Und das läuft dann wieder auf die mangelnde Achtung hinaus«, stellte Junior fest.
    »Richtig! Aber versuchen Sie mal, das den Gesetzgebern in der Hauptstadt klarzumachen! Sie wollen irgend so ein Gesetz gegen die Diskriminierung der Vanek durchbringen, und es sieht so aus, als ob ihnen das auch gelingen wird. Aber kein Gesetz wird einen Terraner dazu bringen, einen Vanek zu respektieren, und da liegt das Problem.«
    Er trat einen Stein auf die Straße. Es war eine Geste des Abscheus. »Diese verdammten Idioten in der Hauptstadt wissen wahrscheinlich noch nicht einmal, wie ein Vanek aussieht! Das einzige, was sie damit beabsichtigen, ist, sich einen Namen in der Politik zu machen.«
    »Nun«, begann Junior, »Gleichheit -«
    »Lippendienstgleichheit!« antwortete Heber verärgert. »Eine erzwungene Gleichheit, die womöglich auf Seiten der Terraner Ressentiments weckt. Das will ich nicht. Nein, Mr. … Finch, so heißen Sie doch?« Junior nickte. »Nein, Mr. Finch. Wenn die Gleichheit in Orte wie Danzer kommt, dann weil die Ansässigen es so wollen, und nicht, weil die Hauptstadt es so befohlen hat!«
    Junior sagte nichts. Der Mann hatte handfeste Argumente – für Junior klangen sie durchaus einleuchtend –, aber Junior konnte nicht entscheiden, ob es aufrichtig gemeint war, oder ob es nur als Entschuldigung für den Widerstand gegen ein Gesetz dienen sollte, das zufällig mit seinen Rassenvorurteilen kollidierte. Er bemerkte, daß Heber keine Alternativvorschläge brachte.
    Heber blickte in die Sonne. »Ich glaube, es ist Zeit, daß ich wieder an meine Arbeit gehe«, sagte er.
    »Und was tun Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Ich repräsentiere die Behörden in der Stadt, so könnte man sagen – Bürgermeister, Sheriff, Richter, Notar und so weiter.« Er lächelte. »Es hat mich gefreut, Sie kennengelernt zu haben, Mr. Finch. Hoffentlich wird es Ihnen hier gefallen.«
    »Es hat mich gefreut, Sie kennengelernt zu haben«, erwiderte Junior. Und er meinte es ehrlich … mit einigen kleinen Vorbehalten. Heber schien ein freundlicher und gesprächiger Mensch zu sein, aber Junior fragte sich, warum er ihm so ausführlich die Situation zwischen Terranern und Vanek geschildert hatte. Vielleicht aus politischen Gründen. Wenn genug Außenstehende gegen das Antidiskriminierungsgesetz

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