LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
gewonnen werden konnten, würde es unter Umständen abgelehnt werden. Was auch immer seine Gründe waren, Heber hatte sich jedenfalls als äußerst informativ erwiesen.
Junior zwang sich, aufzustehen und ging über die Straße auf den Gemischtwarenladen zu. Ein Landrover fuhr dicht hinter ihm vorbei, als er die Straße überquerte. Man benutzte hier so gut wie ausschließlich Bodenfahrzeuge, wahrscheinlich weil Gleiter im Ankauf, in Unterhalt und in der Wartung zu kostspielig waren. Heber hatte recht, was die harte Arbeit betraf, die nötig war, um dem Boden einen Ertrag abzuringen, und die Gewinne dabei waren minimal. Ackerbau war in jeder Hinsicht wirtschaftlich benachteiligt. Damit ließen sich die schlechten Beziehungen zwischen Terranern und Vanek zumindest teilweise erklären: die ortsansässigen Terraner waren im Vorteil, was ihre Zahl und ihre Technik anging, und alle Geschäfte waren in ihrem Besitz. Aber die Vanek waren wirtschaftlich in einer besseren Position, und zwar allein durch den Verkauf ihrer Schnitzereien. Die Situation war wie maßgeschneidert, Ressentiments zu wecken.
Junior stand diesem Konflikt gleichgültig gegenüber. Es war schade, daß es Reibungen zwischen den beiden Rassen gab, aber wenn diese Vanek so fatalistisch eingestellt waren, wie Heber gesagt hatte, warum sollte man sich dann ihretwegen Sorgen machen?
Er erreichte den Gemischtwarenladen.
Die Nahrungsmittel und Vorräte, die vor dem Laden in glänzenden, bunten Plastik- oder Metallbehältern gestapelt waren, bildeten einen auffallenden Gegensatz zu dem verwitterten Holz des Geschäftes. Alle Gebäude in Danzer waren aus hier vorkommendem Holz gebaut. Fertighäuser waren vermutlich zu teuer.
Ein handgeschriebenes Schild über dem Eingang wies Bill Jeffers als den Besitzer aus, und Juniors Geruchssinn nahm die verschiedensten Düfte war, als er den Laden betrat. Von Gebratenem bis hin zu Düngemitteln wetteiferte alles mögliche um die Gunst seines Riechnervs.
Direkt hinter der Tür stieß Junior, dessen Pupillen sich noch nicht auf die dunkleren Lichtverhältnisse im Laden eingestellt hatten, mit jemandem zusammen. Er blinzelte und stellte dann fest, daß es sich um einen jungen Vanek handelte.
»Entschuldigung«, murmelte er zu der verhüllten Gestalt. »Meine Augen haben sich noch nicht ganz an die Dunkelheit hier drinnen gewöhnt.« Er ging weiter auf die Theke im Hintergrund zu, ohne den aufmerksamen Blick zu bemerken, mit dem ihn der Vanek bedachte.
»Ja!« sagte der stämmige Bär von einem Mann hinter der Ladentheke. Seine riesigen Hände ruhten auf dem Ladentisch, und seine weißen Zähne blitzten durch den unregelmäßigen schwarzen Bart, als er den Mund zu einem Lächeln verzog. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Ich hätte gern etwas zu essen. Was steht auf dem Speiseplan?«
Der große Mann zwinkerte. »Sie müssen neu hier sein. Sie bekommen bei mir nicht eine Mahlzeit, Sie bekommen die Mahlzeit: hiesiges Rind, hiesige Kartoffeln und hiesiges Gemüse.«
»Also gut«, meinte Junior mit einem Achselzucken. »Ich möchte also einmal das Essen.«
»Fein. Übrigens, ich bin Bill Jeffers«, stellte er sich vor, wischte seine rechte Hand an seiner Schürze ab und hielt sie dann Junior hin.
Junior gab ihm die Hand und stellte sich ebenfalls vor.
»Bleiben Sie lange, Mr. Finch?« fragte Jeffers.
Junior schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum. Ich sehe mir nur ein bißchen die Gegend an.« Diese Landleute, dachte er. Neugierig. Immer diese direkten Fragen, wer man sei und wie lange man zu bleiben gedenke. Junior war gewöhnt, daß man sich nicht so offen nach derartigen Dingen erkundigte.
Jeffers nickte Junior zu und sah dann hinter ihn. »Was soll’s sein?«
»Das Essen, Bendreth«, antwortete eine hohe, zischende Stimme hinter Junior. Er drehte sich um und stand dem Vanek gegenüber, den er beim Hereinkommen fast umgerannt hatte.
»Hallo«, sagte er mit einem Nicken.
»Einen guten Tag, Bendreth«, entgegnete der Vanek. Er war von schlanker Gestalt, hatte gleichmäßig gräuliche Haut mit einem leichten Blauschimmer und durchdringende schwarze Augen. Auf seiner linken Stirnhälfte war ein indigoblaues Muttermal.
»Wie geht es?« fragte Junior in dem Bemühen, Konversation zu machen. Trotz der Jahre bei IBA und seinen unzähligen Verbindungen im ganzen Weltraum hatte er bis zu diesem Augenblick noch nie dem Angehörigen einer fremden Rasse gegenübergestanden. Obwohl man immer sagte, daß die meisten Vanek
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