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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nur, Sie könnten doch ein bißchen Achtung vor seiner Würde zeigen. Nur ein kleines bißchen!«
    »Er ist ein Mischling!«
    »Wie wär’s dann mit halb soviel Respekt, wie Sie ihn einem Terraner gewähren? Wie hört sich das an?«
    Jeffers’ Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Sind Sie einer von diesen Leuten aus der Hauptstadt, die sich ständig in fremde Angelegenheiten einmischen?«
    »Nein«, entgegnete Junior, ließ seine Gabel in den Kartoffelbrei fallen und hob den Teller hoch. »Ich bin erst vor ein paar Wochen auf diesem Planeten angekommen.«
    »Dann sind Sie noch nicht einmal von Jebinos!« Jeffers lachte. »Sie sind also ein Fremder!«
    »Sind wir das nicht alle«, sagte Junior über seine Schulter hinweg, als er sich umdrehte und den Laden verließ.
     
    Der Vanek saß auf dem Gehsteig vor dem Laden, und aß in aller Ruhe zu Ende. Junior setzte sich neben ihn und stellte seinen eigenen Teller beiseite. Er war erfüllt von – wie er klar erkannte – selbstgerechtem Zorn und konnte nichts mehr essen. Es war ein seltsames Gefühl, zornig zu sein. Er hatte so etwas noch nie zuvor empfunden. Natürlich hatte es auch in der Vergangenheit Momente gegeben, in denen er verärgert gewesen war, aber in den dreißig Jahren seines ruhigen und relativ behüteten Lebens hatte er sich nie so gefühlt wie jetzt. Dies hier war nackte, selbstgerechte, enttäuschte Wut. Und er wußte, daß sie gefährlich sein konnte. Junior atmete tief und versuchte, sich soweit zu beruhigen, daß er wieder vernünftig denken konnte.
    »Ist das immer so?« fragte er dann.
    Der Vanek nickte. »Ja, aber der Laden gehört ja auch ihm.«
    »Ich weiß, daß es sein Geschäft ist«, warf Junior ein, »ich weiß, daß er in seinem Geschäft das Recht hat, das zu tun, was er für richtig hält – ich weiß es besser, als du dir vorstellen kannst –, aber es war falsch, wie er dich behandelt hat.«
    »So ergeht es uns fast überall.«
    »Es ist demütigend, sie haben keine Achtung vor eurer persönlichen Würde.« Da war schon wieder dieses Wort: Achtung. Heber hatte gesagt, daß die Terraner keine Achtung für die Vanek übrig hatten. Und vielleicht gab es für sie auch keinen Grund, diese introvertierten, scheuen Leute zu respektieren, aber …
    … Gedankenmuster, die er nach den Jahren bei IBA entwickelt hatte, wirbelten in seinem Kopf herum, ordneten sich, und plötzlich erkannte Junior, daß unter all den Terranern in Danzer gerade Bill Jeffers den Vanek eigentlich die größte Achtung schuldig war.
    »Wir werden diese Haltung ändern, zumindest bei einer Person.«
    Der Vanek warf ihm einen fragenden Blick zu – und Junior fiel in diesem Augenblick auf einmal die Ähnlichkeit im Mienenspiel der beiden Rassen auf. Entweder hatten sie schon immer so reagiert, oder sie hatten gelernt, die Terraner nachzuahmen. Interessant … nur konnte er dieser Frage jetzt nicht nachgehen. Es gab wichtigere Dinge.
    »Du wirst mich jetzt zu deinem Stamm oder eurem Lager oder was auch immer bringen«, forderte Junior den Vanek auf, »und wir werden uns dann überlegen, wie wir Mr. Jeffers ein bißchen unter Druck setzen können.«
    Junior hatte vor, irgendwie wirtschaftlichen Druck auf Jeffers auszuüben. Wirtschaftlicher Druck war in der Finch-Familie ein alltäglicher Begriff.
    Der Vanek seufzte. »Was immer du vorhast, es wird nicht funktionieren. Die Älteren werden niemals ihre Zustimmung dazu geben, etwas zu unternehmen, das den Lauf des Großen Rades beeinflussen könnte. Sie werden, ohne dir überhaupt zuzuhören, alles ablehnen, was du vorschlägst.«
    »Ich habe das Gefühl, daß sie doch zustimmen werden. Außerdem habe ich nicht vor, sie zu bitten, irgend etwas zu tun; ich werde sie bitten, nichts zu tun.«
    Wieder warf ihm der Vanek einen verwirrten Blick zu; dann zuckte er die Achseln. »Gut, also komm mit. Ich werde dich zu den Ältesten bringen. Aber ich habe dich gewarnt: du wirst nichts erreichen.«
    Junior war anderer Ansicht. Er hatte im Verhalten des jungen Vanek – dessen Name, wie er unterwegs erfuhr, so ähnlich wie Rmrl ausgesprochen wurde – etwas Unvermutetes entdeckt. Er hatte es aus dem Zucken der Lider und dem Verziehen des Mundes herauslesen können und hatte erkannt, daß dieser junge Vanek trotz seines distanzierten Verhaltens und seiner nach außen hin gezeigten Gleichgültigkeit unter der Diskriminierung litt, die er Tag für Tag in der terranischen Stadt erleben mußte. Und Junior wußte, daß etwas

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